2024-05-24T11:28:31.627Z

Interview
– Foto: Dennis Bellof

Interview-Staffel: Daniel Gröb

+++ KOL GI/MR Nord +++ Neue Gesprächsserie +++ Weiter geht es mit Daniel Gröb von der SpVgg. Wacker Fronhausen +++ Befragter nominiert nächsten Kandidaten +++

In der Serie „Interview-Staffel“ erzählt uns Spieler-Trainer Daniel Gröb, der aktuell für den positiv fußballverrückten Club SpVgg. Wacker Fronhausen, die mit 350 Mitgliedern fünfundzwanzig Mitglieder mehr als Einwohner haben, an der Seitenlinie und auf dem Platz steht. Auf welches Getränk er eher verzichten könnte, welche Sprache er wäre und wie er das Konzept des FC Schalke 04 mit der Gehaltsobergrenze findet, erzählt er uns hier im Interview. Den Staffelstab hat er zumindest schon überreicht. Achso, einzige Regel bei der „Übergabe“: Man darf nicht direkt zurück zum Vorgängerverein überleiten. So kommen hoffentlich alle mal dran.

Hallo Daniel. Ihr standet vor der Corona-Pause auf dem dreizehnten Tabellenplatz, der die Relegation bedeutet hätte. Wie groß war die Umstellung von der Kreisliga A Marburg in die KOL und hast du es auch so erwartet?


Ähm, ja. Ich habe die Saison so erwartet, einfach dessen geschuldet, dass wir weniger Spieler hatten, die bereits KOL oder höher gespielt haben und daher musste man das mit einberechnen. Hinzu kommt, dass wir nach dem Auftaktsieg in Röddenau eine Durststrecke von acht Spielen ohne Sieg hatten und damit einen denkbar schlechten Saisonstart. Anschließend hat die Mannschaft ihren super Charakter gezeigt und wir haben ordentlich Punkte eingesammelt. Sowohl die Niederlagenserie als auch die Siegesserie waren bis auf das Spiel gegen Wehrda, was wir allerdings nicht mit 11 Mann zu Ende spielten, enge Ergebnisse. Diese Spiele hätten auch in die andere Richtung gehen können. Wir haben den Kader für die nächste Saison bis auf zwei Abgänge beibehalten und uns mit jungen, hungrigen, externen Spielern verstärkt. Demzufolge bin ich sehr optimistisch, was die nächste KOL Saison angeht. Wir hätten aber auch ohne Corona die Klasse gehalten.


Wie wahrst du die Distanz zu deinen Spielern? Hast du dir diesbezüglich selbst Regeln auferlegt, wie beispielsweise nur ein Bier mit den Spielern oder Ähnliches?


Das ist eine gute Frage. Da muss ich leider etwas ausholen. Ich gehe jetzt in mein sechstes Jahr als Spieler-Trainer und gerade meine ersten Aufgabe von Wetter aus der Verbandsliga in die B-Liga zum FSV Borts-/Ronhausen als Spieler-Trainer hat mich vor große Herausforderungen gestellt, da ich mit dem gesamten Kader eng befreundet war und immer noch bin. Dadurch, dass wir auch außerhalb des Platzes viel unternommen haben und einige Kaltgetränke verzerrt wurden, fiel es mir vor allem an den Spieltagen schwer, Freunde auf die Bank zu setzen. Mit der Zeit wurde der Prozess aufgrund der gewonnenen Erfahrungen routinierter. In den folgenden Aufgaben bei Südkreis und jetzt Wacker profitiere ich von den Erfahrungen. Wichtig ist, dass man eine gewisse Distanz wahrt, allerdings muss das jeder Trainer für sich entscheiden. Wenn man sich verstellt, merken das die Spieler sofort. Kalkül bezüglich einer „Ein-Bier-Regel“ oder ähnliches gibt es bei mir nicht, da ich schon gerne im Vereinsheim sitze. Dort entstehen schließlich auch Freundschaften und das Teambuilding wird da auch gestärkt.


Ich habe gehört, dass du über ein gewisses fußballerisches Talent verfügst und zwischen deinem 19 und 26 Lebensjahr in der Gruppenliga und auch Landesliga gespielt hast. Warum hat es deiner Meinung nach für eine noch größere Karriere beziehungsweise höhere Ligen nicht gereicht?


Wieder `ne gute Frage. Das mit der Gruppenliga und Verbandsliga stimmt. Ich glaube die Hessenliga wäre für mich vom Potenzial auch noch drin gewesen, aber danach wäre Schicht im Schacht gewesen. Ich hatte mit 19 Jahren eine Anfrage von Stadtallendorf aus der Hessenliga, aber letztendlich habe ich mich für den Verbleib in der super jungen Truppe mit super Charakteren bei Blau-Gelb Marburg entschieden. Es ist aber gut möglich, dass ich in den nächsten Jahren auch wieder im höherklassigen Amateurfußball auftauchen werde.


„Möwe“, wie Niklas Müller in seinem Freundeskreis genannt wird, möchte gerne wissen, was du rückblickend in deiner sportlichen Karriere anders gemacht hättest? Wärest du weiterhin so früh ins Trainergeschäft eingestiegen?


Ähm, ja. Definitiv, weil ich gerade die Erfolge wie die Aufstiege mit Wacker und Borts-/Ronhausen sowie den Klassenerhalt mit FSG Südkreis, was gerade aufgrund des großen Rückstandes von acht Punkten auf den Relegationsplatz bei meiner Einstellung im Winter und der Tatsache, dass wir nicht einmal in die Relegation mussten, einem Aufstieg gleichkommt, nicht erlebt hätte. Jedoch habe ich auch immer wieder den Gedanken und die Motivation höherklassig zu spielen.


Du spielst in deiner Freizeit viel Tennis, leistest dir einige Duelle mit Niklas Müllers Bruder. Mal gewinnt der eine, mal der andere. Jetzt möchte ich allerdings nicht wissen, wer der bessere Tennisspieler ist, das wäre zu einfach, sondern ob du im Tennis vielleicht eine größere Karriere als beim Fußball eingeschlagen hättest?


Lacht. Lacht. Ähm, dass weiß man nie. Ich habe im Urlaub immer Tennis gespielt, jedoch glaube ich, dass ich im Fußball schon gut aufgehoben bin. Im Tennis reicht es für Siege gegen Daniel Müller, jedoch nicht für Siege gegen Nadal.


Auf die Fragen rund um deine Spieler- beziehungsweise Trainerkarriere, folgen nun die spaßigen, aus der Rubrik Humor. Wenn du dich entscheiden müsstest, würdest du lieber auf Longdrinks, ich habe gehört dein Favorit ist Jacky-Cola, oder auf Hopfengetränke verzichten? Du kannst ruhig ehrlich sein.


Lacht. Auf jeden Fall auf Hopfengetränke. Ich trinke auch gerne mal ein Bier, aber Jacky-Cola bleibt mein Favorit. Einige wurden auch mit meinem Freund Niklas Müller verzehrt, wobei er absoluter Hopfen-Fan ist.


Wenn du eine Sprache wärest, welche wärest du und wieso? Hättest du dann auch einen Dialekt?


Ja, ich wäre dann die Sprache Spanisch, leider muss ich wieder etwas ausholen. Nach meinem gefühlt ersten Lebensjahr reisten wir jeden Urlaub nach Spanien. Ibiza, Mallorca, Gran Canaria. Seit dieser Zeit bin ich ein großer Spanien-Fan und fand es auch immer schön, die Sprache zu hören. Leider kann ich sie nur begrenzt verstehen. Bis heute habe ich es mir vorgenommen, die Sprache zu lernen, doch bisher kam ich noch nicht dazu. Wie folgt würde ich mich als temperamentvoll beschreiben, was sehr zur Sprache Spaniens passt. Ich finde aber auch die Sprache Italienisch gut, denn in Italien hatten wir einen unvergesslichen Junggesellenabschied. Lacht. Die Betreffenden wissen Bescheid…


Thema der Woche: Schalke 04 führt dem Vernehmen nach als erster Bundesligist eine Gehaltsobergrenze ein. Was sagst du dazu? Ist das deiner Meinung nach ein innovativer Ansatz oder eine Sackgasse?


Ähm, ja. Das Schalke aufgrund ihrer momentanen finanziellen Lage eine Gehaltsobergrenze einführen will, halte ich für sinnvoll und verständlich. Leider musste ich die Tage lesen, dass Alexander Schwolow (aktuell Torwart des Bundesligisten SC Freiburg; d. Red.) für 8 Millionen wahrscheinlich zu Schalke wechselt. Und dann muss man auch immer nach dem Gesamtvolumen des Transfers schauen, da ja auch eine Ablösesumme wie in diesem Fall anfällt.

Insgesamt halte ich die Idee für nicht umsetzbar, da der Markt andere Zahlen hergibt. Die europäische Spitze gibt die Konditionen vor und bei ihnen ist einfach das Geld vorhanden. Ein Messi wird nie für 2,5 Millionen spielen. Schalke muss aufgrund ihrer Misswirtschaft in den vergangen Jahren leider diesen Weg gehen. Aber es ist auch eine Chance von ihrer „Knappenschmiede“ noch mehr zu profitieren, nicht nur finanziell gesehen, sondern auch sportlich. Für mich wird Schalke allerdings nächste Saison höchstens auf einem Mittelfeldplatz in der Tabelle anzutreffen sein.


Jetzt sind wir schon bei der letzten Frage angekommen, die einzige, die sich in dieser Rubrik nie ändern wird. Wen nominierst du, den wir deiner Meinung nach mit Fragen durchlöchern sollten?


Ich nominiere meinen besten Kumpel Carsten Baum vom FSV Borts-/Ronhausen. Mit ihm bin ich seit der Sandkastenzeit aufgewachsen, außerdem war ich auch sein Trauzeuge. Er kann bestimmt einige spannende Anekdoten erzählen.

Aufrufe: 022.7.2020, 12:39 Uhr
Louis LambertAutor