2024-06-13T13:28:56.339Z

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F: Wereschinski
F: Wereschinski

Inderthal macht im Frühling Schluss

KREISLIGA A ALSFELD: +++ Coach des SV Harbach will für frischen Wind im Club sorgen +++ Trennung erfolgt im Guten +++ "Schritt erfolgt unsagbar schwer" +++

Am 4. November, um ziemlich genau 16.15 Uhr, reifte in Sascha Inderthal ein Entschluss. Der Coach des ambitionierten Alsfelder A-Ligisten SV Harbach sah traurig seinen Mannen zu, die beim Tabellennachbarn der Spielvereinigung Mücke gerade den vierten Gegentreffer kassiert hatten. 1:4-Pleite: Der Traum vom Aufstieg in die Kreisoberliga schien schon wieder in weite Ferne gerückt. Und was vorher immer mal grob im Kopf herumschwirrte, manifestierte sich nun in Inderthals Gedankenwelt: Dies würde seine letzte Saison an der Seitenlinie beim SVH sein.

Und wäre es in diesen grauen Novemberwochen nur nach ihm gegangen, würde er wohl nicht einmal mehr die Rückrunde bei den Grün-Weißen verbringen. „Ich habe dem Verein damals eine Art Vertrauensfrage gestellt, ob ich bereits im Winter den Hut nehmen soll“, erzählt der Übungsleiter. Im SVH-Vorstand wollte man dies nach Jahren der vertrauensvollen Zusammenarbeit aber keineswegs. Überhaupt wollte man ihm sein Ansinnen eher ausreden. Letztlich half Inderthal selbst dabei mit, seine Vereinskollegen davon zu überzeugen, dass der Verein vielleicht einen neuen Impuls auf der Trainer-Position braucht. Spätestens im Frühsommer.

Für alle, die keine KLA Alsfeld-Experten sind, sei dieser kurze Exkurs gestattet: Die Harbacher haben gleich zweimal in 24 Monaten ein attraktives Transferpaket ausgepackt, um die Kreisoberliga zu erreichen. Inderthal trat im FuPa-Interview damals schon auf die Euphoriebremse, während für den Rest des Kreises der Aufstieg schon eingetütet schien. Doch die Integration der teils technisch sehr beschlagenen Neulinge brauchte seine Zeit. „Ich würde sogar sagen, dass dieser schwierige Prozess bis heute nicht hundertprozentig abgeschlossen ist“, präzisiert Inderthal. Nicht, weil es sich um komplizierte Charaktere handle, sondern weil ein mehrfach fast runderneuerter Kader sich erst finden muss. Und im Alsfelder Kreis beißen muss. „Das ist hier was ganz anderes als in Gießen. Du musst in jedem Spiel eine hohe Kampfbereitschaft an den Tag legen. Die Technik muss da manchmal zurückstecken“, berichtet Inderthal, der seinem Team fußballerisch höhere Gefilde absolut zutraut. Aber eine Existenz im Verfolgerfeld oder oberen Mittelfeld der KLA ist in Harbach angesichts der Kaderstärke inzwischen kein großer Erfolg mehr.

Ein Wechsel auf der Bank sei eben auch eine Chance, so Inderthal, um Festgefahrenes auf den Kopf zu stellen und die Kräfte neu zu bündeln.. „Der Verein hat sich das verdient, genauso wie die Spieler. Und ich auch“, lacht der Coach, der den Aufstieg bei sechs Punkten Rückstand nach oben übrigens noch nicht völlig abgeschrieben hat und seinen angekündigten Abgang – der „absolut im Guten“ abläuft – nicht als sportliche Kapitulation oder Harbacher Atmosphären-Störung verstanden wissen will. „Es ist für alle gut, das nun öffentlich zu machen und sich neu aufstellen zu können. Auch wenn mir der Schritt gleichzeitig unsagbar schwer fällt. Aber das ziehe ich nun 150-prozentig durch. Und natürlich werde ich mich auch in der Rückrunde nicht hängen lassen.“ Überhaupt hat Inderthals Entscheidung nichts mit Müdigkeit zu tun. Ja, er macht den Weg frei für Bewegung im Verein. Aber auf der sonntäglichen Couch sieht er sich garantiert nicht: „Dazu bin ich viel zu fußballverrückt. Wenn jemand anruft, gehe ich ran und höre mir das, wenn es interessant ist, mit Begeisterung an.“ Um woanders für den frischen Wind zu sorgen, den er nun selbst in Harbach ermöglicht.

Aufrufe: 03.2.2019, 17:05 Uhr
Dennis BellofAutor