2024-04-30T13:48:59.170Z

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Die TG Ober-Roden (rechts Talha Keles, hier im Zweikampf mit Jonathan Segebart vom SV Groß-Bieberau) hat es auch als etablierter Verein schwer in Rödermark.	Foto: Jens Dörr
Die TG Ober-Roden (rechts Talha Keles, hier im Zweikampf mit Jonathan Segebart vom SV Groß-Bieberau) hat es auch als etablierter Verein schwer in Rödermark. Foto: Jens Dörr

"Immer am Limit"

Nach dem Rückzug aus der A-Liga will die TG Ober-Roden ihre "Philosophie" ändern

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Dem Rückzug von Kreisligist TG Ober-Roden aus der A-Liga Dieburg, verbunden mit dem Verzicht der Reserve auf die Aufstiegsrelegation zur B-Liga Dieburg, waren lange Diskussionen im Verein vorausgegangen. Letztlich wurde das Vorhaben aber konsequent umgesetzt.

Der TGO-Verzicht ist ein weiterer Mosaikstein in einer Reihe von Rückzügen, die sich bis hinauf in die Hessenliga erstrecken: In Südhessen waren es zudem der FC Fürth (Verbandsliga) und Hessenligist SV Wiesbaden (freiwillig in die Gruppenliga). Der FC Eschborn meldete zum wiederholten Male nach der Saison Insolvenz an.

Die TG Ober-Roden ist ein etablierter Verein im Kreis, der fast 20 Jahre lang in der heutigen Kreisoberliga Dieburg/Odenwald spielte, ehe er vor vier Jahren abstieg. Doch der Club hat es schwer, weil die fußballerische Konkurrenz nicht nur im Stadtteil Ober-Roden (mit Verbandsligist Turnerschaft und Gruppenligist Germania), sondern in Rödermark überhaupt groß ist. Im Stadtteil Urberach gehen der frischgebackene Hessenligist Viktoria und der KSV, der mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hat, an den Start. In der Stadt mit 27 000 Einwohnern fühlen sich somit fünf Vereine dem Fußballsport verpflichtet.

Seit 70 Jahren wird bei der TG Ober-Roden (Gesamtverein etwa 1200 Mitglieder) nun Fußball gespielt. Etwa 300 Mitglieder stellt die TG-Fußballabteilung, die über fünf Jugendmannschaften verfügt. Die Probleme sind ähnlich gelagert wie bei anderen Vereinen: Nur wenige Helfer gibt es, die den Laden schmeißen. ,,Der harte Kern besteht aus Stefan Hitzel, Harald Gerlach und mir. Personell bewegen wir uns auch im Hinblick auf das Thema Jugendtrainer immer am Limit", betont Vorstandsmitglied Claus Eurich.

Daneben geht es auch ums Geld. Die Einnahmen durch Sponsoren gehen zurück, und Zuschauereinnahmen sind nicht der Rede wert. Der Hauptverein muss zudem viel Geld in den Erhalt seiner vereinseigenen Anlage (Sporthalle) stecken. Der Spielbetrieb der Männermannschaften verursacht weitere Kosten. Da wollen Eurich und seine Mitstreiter nun gegensteuern. Es soll gespart werden, die frei werdenden Mittel sollen der Jugend zugutekommen. ,,Wir sind in den letzten Jahren zum Zulieferer für die höherklassigen Vereine geworden. In den jüngeren Jahrgängen sind wir auf Augenhöhe mit den anderen Vereinen. Aber spätestens nach der C-Jugend laufen uns die Spieler in Richtung der großen Vereine davon", bedauert Eurich.

,,Suchen händeringend nach Spielern"

Die Turnerschaft (18 Jugendteams) zum Beispiel profitiert davon - unter anderem weil die A-Junioren in der Hessenliga kicken. ,,Ich kenne Eltern, die ihre Kinder zur Turnerschaft schicken, obwohl sie wissen, dass die dort wegen der großen Konkurrenz nicht spielen werden. Wir auf der anderen Seite suchen händeringend nach Spielern der älteren Jahrgänge", ärgert sich Eurich. Dabei sieht sich die TGO nicht schlecht aufgestellt. Zwei Rasenplätze mit Vereinsheim und Turnhalle und immer wieder Angebote und Aktionen wie Public Viewing oder Turniere sollen dazu beitragen, die Jugendlichen für den Club zu begeistern. Doch es ist ein langer Weg mit vielen Unbekannten, wie Eurich einräumt.

Das Thema Jugendtrainer steht dabei an vorderer Stelle. ,,Gute und verlässliche Leute zu bekommen, ist schwierig. Auch da hängt vieles von Finanzen ab", erläutert Eurich, der ab auch Grundlegendes anspricht: ,,Es geht nicht nur um Geld, sondern auch um eine geänderte Philosophie. Wir brauchen wieder Spieler, die nicht nur wegen einer Prämie bei uns spielen. Und wir wollen, dass unsere Jugendlichen bei uns bleiben. Es ärgert mich ungemein, dass viele Jugendliche, die bei uns gespielt haben, dem Fußball ganz verloren gegangen sind". Verlorenes Terrain zurückgewinnen, lautet also die Devise bei der TG Ober-Roden. Ob die gelingt, wird nicht allein von Eurich und seinen Mistreitern abhängen.

Aufrufe: 025.6.2016, 08:00 Uhr
redAutor