Ilhan Arslan: „Corona geht an die Substanz!“

„Warum darf die Außengastronomie nicht öffnen, aber an schönen Tagen sitzen gefühlt 2.000 Leute auf dem Siggi oder im Oetkerpark und genießen die Sonne? Da gab es niemanden, der auf Abstandsregeln oder die Hygieneregeln geachtet hat“, so Arslan. Seine Wut kann man verstehen. Im November 2020 nahm er noch einmal Geld in die Hand, weil er hoffte, dass die Außengastronomie aufmachen darf. Legte ein Hygienekonzept vor, kaufte Heizstrahler und machte den Biergarten flott. Vergebens. Der Laden blieb zu.

Ein paar Monate später das gleiche Spiel. „Wir haben jetzt den Biergarten für den Frühling und Sommer fit gemacht, weil wir gehofft haben, über Ostern öffnen zu dürfen“, so Arslan. Doch erneut wurde er enttäuscht. „Man erlaubt sich schon gar nicht mehr zu träumen, weil selbst diese Träume schon gestorben sind.“ Finanziell ist die Familie Arslan trotzdem abgesichert.

Vor der Pandemie arbeitete Ilhan Arslan als Sozialversicherungskaufmann bei der Heimatkrankenkasse in Teilzeit. Sein Chef bot ihm an, wieder in Vollzeit zu kommen. Das war sein Glück. Momentan würden die Corona-Hilfen nicht zum Überleben reichen. „Wir machen sogar eher Verlust. Uns wurden Hilfen von 90% für die Fixkosten für dieses Jahr versprochen. Aber da wird nicht alles übernommen. Wir haben uns beispielsweise ein Sky-Abo geholt. Schließlich ist Arminia Bielefeld aufgestiegen, und da wollten wir die Spiele auch zeigen können. Das kostet uns monatlich nun mehrere Hundert Euro, die wir selbst bezahlen müssen“, ärgert sich der Gastronom über die Bürokratie.

Viele Restaurants bieten einen Lieferdienst oder Essen-to-go an. Doch im Pappelkrug entschied man sich bewusst dagegen, denn es rentiert sich einfach nicht. „Wir sind keine gelernten Köche, wir müssten mindestens zwei Angestellte für die Küche beschäftigen und zusätzlich jemanden, der ausliefert. Das lohnt sich nicht“, so Arslan. Den meisten Umsatz macht der Pappelkrug mit den Getränken.

Auch privat macht sich der dreifache Familienvater Sorgen, denn von Homeschooling, Notbetreuung und Versorgen eines Kleinkinds ist alles dabei, was viel Arbeit macht. „Meine älteste Tochter ist sieben Jahre alt und kann noch nicht schwimmen. Wir haben sie zu einem Schwimmkurs angemeldet, der fand drei Mal statt und dann wurde er wieder abgesagt“, gewährt Arslan Einblick in das Familienleben: "Corona geht an die Substanz!"

Sportlich läuft es jedoch für den Linksfuß ganz gut. Fünf Mal die Woche geht er laufen. „Also wenn es jetzt wieder los gehen würde, dann wäre ich fitter als vorher“, scherzt Arslan lachend. „Es tut einem irgendwie auch in der Seele weh. In der Bundesliga dürfen sie kicken und ihren Job ausüben - und wir nicht. Momentan schreibt man sich ja in der Fußballgruppe nur, um jemandem zum Geburtstag zu gratulieren.“

„Was bringt uns das?"

Wie es in den nächsten Wochen weiter geht, ist noch sehr ungewiss. Ob wir wieder in Restaurants dürfen, wenn wir ein negatives Testergebnis vorweisen können, wäre eine Möglichkeit. Doch unter solchen Bedienungen würden die Türen des Pappelkrugs trotzdem dicht bleiben.

„Was bringt uns das? Sollen wir dann noch eine Person mehr einstellen, die an der Tür erstmal die Zettel kontrolliert oder einen Schnelltest macht? Wer will denn für ein Weizen, das 3,70 Euro kostet, vorher noch 10 Euro für einen Schnelltest bezahlen? Das macht doch wirklich niemand“, so Arslan.