2024-06-17T07:46:28.129Z

Interview
Als sie noch wussten, wie es geht: Türkspor Heidenheim (rotes Trikot) bei dem bislang letzten Sieg in der Partie gegen den SV Söhnstetten. Mehr als fünf Monate sind die Bilder schon alt.
Als sie noch wussten, wie es geht: Türkspor Heidenheim (rotes Trikot) bei dem bislang letzten Sieg in der Partie gegen den SV Söhnstetten. Mehr als fünf Monate sind die Bilder schon alt. – Foto: Zafer Sanli

"Ich war davon überzeugt, dass wir um die ersten Plätze mitspielelen"

Türkspor Heidenheim bleibt hinter den Erwartungen zurück. Was sind die Gründe? Trainer Kemal Alizoroglu erklärt im Interview die Talfahrt und gibt sich kämpferisch.

So hatten sich die Spieler, Verantwortlichen und Fans von Türkspor Heidenheim die Saison sicher nicht vorgestellt: Der ambitionierte Klub mit namhaftem Kader hat eine gehörige Durststrecke hinter sich und seit Oktober keinen Sieg mehr geholt. Resultat: Platz 12. Die Abstiegszone rückt erschreckend nahe.

Türkspors Trainer Kemal Alizoroglu hadert mit Pech im Spiel, Verletzungen und den Schichtplänen der Arbeitgeber seiner Spieler. Im Interview kurz vor dem so wichtigen Derby gegen den AC Milan macht er aber klar: Mit seiner Mannschaft wird in den kommenden Spielen zu rechnen sein.

Julian Hermann: Wie war Ihr Sonntag? Plötzlich, durch die Generalabsage, hatten Sie so viel freie Zeit…

Kemal Alizoroglu: Ich hatte einen schönen Familientag. Das war auch ungewöhnlich für meine Kinder, dass Papa mal zuhause ist. Meine Frau, mein Sohn, meine Tochter und ich sind dann ins Kino gegangen. Ich kann mir das häufiger vorstellen (lacht)

Was hatten Sie sich für das Spiel gegen Härtsfeld vorgenommen?

Bei Härtsfeld klappt es in der Rückrunde bislang auch nicht so gut. Wir hatten uns vorgenommen, die drei Punkte zu holen. Einige Verletzte kamen zurück, ich war sehr optimistisch, zu gewinnen.

Jetzt wird es verlegt, wir müssen unter der Woche spielen - wir haben viele Spieler, die Dreischicht arbeiten. Klar, anderen geht es auch so, aber bei uns ist das mit der Hauptgrund für die derzeitige Talfahrt: Wir haben eine eher geringe Trainingsbeteiligung, weil viele schichten, da kannst du manches gar nicht trainieren. wenn sechs oder sieben Leute fehlen.

Welche Gründe gibt es sonst noch für die erfolglosen Spieltage?

Zum einen haben sich etliche Leistungsträger sich verletzt: Kevin Damrose am letzten Wochenende, mit Philippe Mballe Mballe fehlt mit unser beser Mann, unsere Neuzugänge Halil Hatic und Enes Say. Wir kämpfen richtig mit unseren verletzten Spielern, das ich auch eine Hauptursache, warum wir so schlecht spielen. Sonntag für Sonntag tue ich mich richtig schwer, eine konkurrenzfähige Mannschaft zusammenzustellen

Und zum anderen kommt natürlich auch das Pech dazu: Gegen Fleinheim fiel das 1:1 zum Beispiel kurz vor Schluss, wir hatten praktisch schon gewonnen.

Ein großes Manko war auch der Weggang unseres Torhüters Eren Özkan in der Winterpause zum AC Milan. Das war ein heftiger Schlag für uns, dann mussten wir auf die Schnelle einen Torhüter besorgen. Wir haben einen gefunden, der jahrelang Taygun Arslan einen guten Keeper gefunden, der aber drei, vier Jahre keinen Fußball mehr gespielt hatte. Dass merkt man auf dem Platz, da fehlen noch Fitness und Praxis

Ihr letzter Sieg war übrigens am 24. Oktober letzten Jahres…

Wow, ist das schon so lange her? Wie gesagt, es läuft richtig schlecht. In der Rückrunde haben wir drei Spiele gemacht, zwei verloren, eins unentschieden.

Gegen Sontheim hatten wir das Nachhospiel am Freitag, es war wegen Corona verlegt worden. Das haben wir dann ganz unglücklich am Freitagabend mit 0:1 verloren.

Was waren Ihre Ziele am Anfang der Saison?

Ganz ehrlich? Wir setzen unser Ziel immer hoch, weil ich überzeugt bin von den Spielern. Wir haben erfahrene Spieler in der Mannschaft, die auch schon höherklassig gespielt haben.. Ich persönlich war fest davon überzeugt, dass wir um die Plätze 1-3 spielen.

Das ist uns nicht gelungen. Ich habe nicht damit gerechnet, dass es so schlecht läuft.

Ich merke das auch an meinen Spielern: Sie sind das nicht gewohnt, das nimmt alle auch richtig mit.

Wie ist momentan die Stimmung im Team ?

Derzeit ist sie nicht gut. Der Tabellenstand gibt uns richtig zu bedenken. Da kommt Unruhe rein, man ist nicht zufrieden, mit der Leistung wie mit den Ergebnissen.

Taner Demir hat letzte Woche als Co-Trainer aufgehört. Ümit Meral, unser ehemaliger Vizepräsident, hat sich angeboten und wird die Nachfolge von Taner antreten. Er wird uns unterstützen, die Jungs kennen ihn, mögen ihn. Er ist zielstrebig und wird eine große Hilfe für uns sein.. Wir alle freuen uns darauf, es wird uns sicher einen Motivationsschub geben.

Wie ist die Trainingsbeteiligung?

Das größte Problem bei uns ist, wie gesagt, dass viele Leute schichten. Ein so wichtiger Spieler wie Okan Akcay, der Verbandsliga gespielt, kann ebenfalls aus beruflichen Gründen nur selten am Training teilnehmen. Wir hoffen aber, dass das in den nächsten Wochen besser wrid.

Was macht Ihnen sonst Hoffnung für die kommenden Aufgaben?

Wir sind wirklich sehr optimistisch. Wir haben acht Spiele zuhause in der Rückrunde, weil wir in der Vorrunde mehre Spiele verlegen mussten. Zuhause sind wir stark.

Und mir macht besonders Hoffnung, dass einige Spieler wieder fit sind. Wir freuen uns, dass die Leistungsträger zurückkommen.

Also, wir haben noch acht Spiele zuhause: Ich denke, wir holen da die Punkte und starten mal eine Serie.

Beschäftigen Sie sich überhaupt mit einem möglichen Abstieg?

Wenn wir ganz ehrlich sind: Wir reden öfter drüber, weil wir so schlecht stehen. Wir wissen, dass wir punkten müssen.

Meine Spieler sind fest davon überzeugt: Wir haben das Potenzial und werden spiele gewinnen.Ich als Trainer mache mir schon Gedanken, es sind ja noch einige Punkte bis nach ganz unten.

Und wie schätzen Sie die direkten Kontrahenten Niederstotzingen und Söhnstetten ein?

Das sind zwei Mannschaften, vor denen wir Respekt haben. Die sind momentan aus meiner Sicht ein bisschen fitter. Wir unterschätzen die nicht, die sind gefährlich.

Und was rechnen Sie sich im Derby am Sonntag gegen den AC Milan aus?

Das ist eine Ehrensache. Wenn wir einen guten Tag erwischen und sich die Jungs richtig einstellen auf das Spiel, sich konzentrierten und vernünftigen Fußball spielen, dann sind wir in der Lage, Milan zu schlagen.

Das wäre ein Spiel, das uns motivieren könnte: Ein Sieg gegen den AC Milan, und…

Kemal Alizoroglu, 44, wohnt in Heidenheim und arbeitet als Kaufmann in einem Baustoffhandel. Glücklich verheiratet und Vater eines Sohnes und einer Tochter verbringt er möglichst viel Zeit mit seiner Familie, geht neben seiner Rolle als Trainer aber auch gerne joggen, schwimmen oder ins Fitnessstudio. Besonders gerne spielt er mit seinem 11 jährigen Sohn Fußball. Bei Türkspor Heidenheim ist er Cheftrainer und Vorstandsvorsitzender in Personalunion. In seiner aktiven Zeit erfolgreich für den HSB (heute 1. FC Heidenheim) in der Verbandsliga und für die TSG Giengen in der Landesliga aktiv, hat er seit über 25 Jahren seine Heimat bei Türkspor Heidenheim gefunden. welcher er auch viele weitere Jahre treu bleiben möchte: “Das ist meine Familie hier: Ich kann mir nicht mehr vorstellen, woanders zu arbeiten. Ich werde den Verein nie im Stich lassen”, erklärt Alizoroglu.
Kemal Alizoroglu, 44, wohnt in Heidenheim und arbeitet als Kaufmann in einem Baustoffhandel. Glücklich verheiratet und Vater eines Sohnes und einer Tochter verbringt er möglichst viel Zeit mit seiner Familie, geht neben seiner Rolle als Trainer aber auch gerne joggen, schwimmen oder ins Fitnessstudio. Besonders gerne spielt er mit seinem 11 jährigen Sohn Fußball. Bei Türkspor Heidenheim ist er Cheftrainer und Vorstandsvorsitzender in Personalunion. In seiner aktiven Zeit erfolgreich für den HSB (heute 1. FC Heidenheim) in der Verbandsliga und für die TSG Giengen in der Landesliga aktiv, hat er seit über 25 Jahren seine Heimat bei Türkspor Heidenheim gefunden. welcher er auch viele weitere Jahre treu bleiben möchte: “Das ist meine Familie hier: Ich kann mir nicht mehr vorstellen, woanders zu arbeiten. Ich werde den Verein nie im Stich lassen”, erklärt Alizoroglu. – Foto: Zafer Sanli

Aufrufe: 05.4.2022, 08:30 Uhr
JHermannAutor