2024-05-16T14:13:28.083Z

Interview

"Ich war damals kurz davor das sinkende Schiff zu verlassen"

Jems Muhi möchte mit dem FC Brandenburg 03 in die Berlin Liga. Auch dank neuer Finanzspritzen ist im Sommer viel im Verein passiert, der erste Trend ist positiv. Er hat in den vergangenen Jahren nicht nur Sternstunden erlebet.

Ein Bericht von Marcel Peters - https://www.facebook.com/AmateurberichterstattungMarcelPeters/ - regelmäßig Berichte über Berliner und Brandenburger Amateurfußballer oder Vereine. Gesprächspartner: Jems Muhi

Wichtiger Sieg gegen den SC Gatow. Habt ihr damit gegen einen unmittelbaren Konkurrenten eure Ambitionen unterstrichen?

Wie ich schon bei der Pokalvorschau gesagt hatte, war uns das Pokalspiel nicht so wichtig wie das Spiel in der Liga gegen den SC Gatow. Wir wussten, dass wenn wir gewinnen, wir einen großen Schritt machen würden für die nächsten Wochen.

Wie war es das zweite Mal binnen weniger Tage gegen die gleich Mannschaft zu spielen?

Ungewohnt im Amateurbereich, das kennt man sonst nur aus dem Fernsehen in der Champions League. Es war für uns gut die Schwächen des Gegners zu studieren und wir diese dann anschließend auszunutzen.

Wir haben es schon angesprochen. Mit dem Sieg habt ihr einen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Welche Ziele habt ihr euch konkret gesetzt in diesem Jahr?

Mit dem neuen Präsident Fikret Dogan und seiner Erfahrung bei BAK gab es vorne rein nur ein Ziel: so schnell wie möglich in die Berlin-Liga. Natürlich wissen wir, dass es in unserer Staffel Mannschaften gibt, die es bereits seit einigen Jahren probieren und es kein leichter Weg ist, aber die harte Vorbereitung mit Trainer „Tulli Zazai“ war wegweisend. Er ist bekannt dafür, sein hartes Training durchzuziehen, dadurch sind wir topfit für die Saison. Es wird trotzdem nicht leicht sein, deshalb gehen wir es langsam an, Step by Step.

Du sagst es, hier gibt es Mannschaften, wie den SC Gatow und Hilalspor, die es bereits seit Jahren probieren. Auch Novi Pazar hat eine gute Mannschaft am Start. Leicht wird die „Mission Berlin-Liga“ nicht zu bewerkstelligen sein. Was macht dir Mut und gibt dir Hoffnung?

Wir haben in den ersten vier Spiele gegen zwei in meinen Augen Konkurrenten gewonnen, dazu kommt das wir eine super Harmonie in der Mannschaft haben. Meistens ist es schwer für Mannschaften die neu zusammen gewürfelt wurden, aber unser Trainer redet viel mit uns, spricht uns viel Mut zu und motiviert die ganze Mannschaft. Von 1-25 sind alle Spieler wichtig, jeder wird gebraucht und es gibt keinen Neid. Wir sind schon früh zu einem Team geworden, das ist unsere Stärke in diesem Jahr.

Als Kapitän bist du der verlängerte Arm vom Trainer. Einer Herausforderung für dich?

Ich bin seit fünf Jahren Kapitän, habe vieles miterlebt. Aufstieg, Abstieg, die Trauer um Herrn Rick, wo alle dachten es geht jetzt bergab mit dem Verein. Trainer Tulli hat uns vor drei Jahren übernommen und seitdem haben wir mehr als nur ein Trainer-Spieler-Verhältnis. Ich war damals kurz davor auch das sinkende Schiff zu verlassen, er hat mich überredet und seitdem gehen wir zusammen diesen Weg. Aber ich habe auch das Glück, dass wir Spieler wie Enes Cabuk haben, mit jahrelanger Erfahrung, die mir sehr viel Last nehmen. Zusammen mit dem Trainer bilden wir einen starken Rückhalt für das Team.

Warum wolltest du das sinkende Schiff verlassen?

Nach dem Abstieg wurden damals die Ärmel hochgekrempelt und der direkte Wiederaufstieg in die Hand angepeilt. Leider wurde der Zustand von Diether Rick immer schlechter, das sportliche wurde zur Nebensache, wir haben den Aufstieg dann verpasst. Es ging alles erstmal drunter und drüber, keiner wusste wer die freien Positionen übernehmen und wie es in Zukunft aussehen wird. Auch weil der Trainer aufgehört hat, haben viele den Verein verlassen. Am Ende sind dann nur noch mein Bruder, zwei, drei Spieler und ich übrig geblieben.

Und jetzt soll es hoch in die Berlin-Liga gehen. Dafür wurde der Kader ordentlich umgekrempelt. Steht dieses Szenario jetzt jedes Jahr bevor um den Ansprüchen gerecht zu werden?

Nein im Gegenteil. Es wurde viel geredet, dass viel Geld in den Umlauf gebracht wurde bei Brandenburg 03. Klar sind neue Finanzspritzen dank unseres Präsidenten Dogan gewonnen worden, aber das Geld wird auch in den Jugendbereich, die Trainer für weitere Lizenzen und eine neue Infrastruktur investiert. Wir haben viele Spieler aus dem unterklassigen Bereich und gezielt welche die bereits höher gespielt haben geholt, viele kennen unseren Trainer. Auch er hat seinen Teil dazu beigetragen, dass wir Spieler wie ein Padilla Cross, ein Ronaldo oder Krause bekommen haben. Aber den Weg wie einst Hertha 06, Club Italia oder sonstige werden wir nicht gehen. Wenn es in diesem Jahr nicht klappen sollte, dann nehmen wir die Erfahrung mit die wir gewonnen haben aus der Saison und verstärken uns wieder gezielt.

Die nächsten vier Gegner sind Mannschaften aus dem Tabellenkeller. Vier Spiele, vier Siege?

Nein, genau das wäre falsches denken. Die Gegner brauchen die Punkte für den Klassenerhalt genauso wie wir für den Aufstieg. Geschenke werden erst zu Weihnachten verteilt, hier in der Liga schenkt dir keiner was, dazu kommt das man als Tabellenführer immer einen besonderen Reiz für den Gegner darstellt.

Ist es für dich ein gutes Gefühl der Gejagte zu sein, oder wärst du lieber im Windschatten und damit weniger in Fokus?

Wir haben schon in der Vorbereitung versucht uns heimlich durchzumogeln, doch nach den Ergebnissen gegen die Berlin-Liga Teams war klar, dass man mit uns rechnen muss. Ja klar ist es ein geiles Gefühl da oben zu stehen, aber wir müssen das auch bis zum Ende halten.

Aufrufe: 019.9.2018, 09:52 Uhr
Marcel PetersAutor