2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Im Engelgarten in Höchstadt hat sich Dieter Rebel mit Sebastian Schäferlein (Bild) getroffen.
Im Engelgarten in Höchstadt hat sich Dieter Rebel mit Sebastian Schäferlein (Bild) getroffen. – Foto: Rebel

»Ich bin schon bissl ein verrückter Hund«

Eltersdorfs Spielführer Sebastian Schäferlein im ausführlichen FuPa-Interview

Das kann sich wahrlich sehen lassen! Als Abwehrspieler hat Sebastian Schäferlein bereits zehn Saisontore auf dem Konto. Grund genug, sich mal mit dem torgefährlichen Defensivspezialisten des SC Eltersdorf zu unterhalten. Der 27-Jährige spricht im großen FuPa-Interview über seine Nervenstärke vom Punkt, seine Corona-Infektion, Rauchfackeln und feuchtfröhliche Forchheimer Stammtische.

FuPa: Vielen Dank Basti, dass es geklappt hat. Wir steigen gleich voll ein: Was macht für dich einen guten Elfmeterschützen aus?
Sebastian Schäferlein (27): (schmunzelt) Ihr spielt wahrscheinlich darauf an, dass ich recht viele Elfmetertore erzielt habe. Das wichtigste ist, dass du mit Überzeugung an den Punkt trittst. Um ehrlich zu sein, es gibt kein Geheimnis oder dergleichen. Ich gehe hin und überlege, wo soll ich hinschießen. Du darfst nicht zweifeln, denn das merkt der Keeper.

Du hast also Nerven wie Drahtseile.
Stimmt nicht ganz. (lacht) Denn zufällig gegen Karlburg habe ich jeweils zuhause und auswärts einen Elfmeter verschossen. Also Nerven wie Drahtseile, weiß ich nicht, ob ich die habe, das müssen andere beurteilen. Wichtig ist, dass sich da einer der Verantwortung mit Überzeugung stellt und vorangeht.


Woher kommt die Torgefahr?


Natürlich spielt dein Status als Elfmeterschütze eine große Rolle, dass du bereits zweitstellig getroffen hast in dieser XXL-Saison. Nichtsdestotrotz fällt auf, dass du für einen Defensivspezialisten in den vergangenen Jahren ausgesprochen torgefährlich warst. Woher kommt das?
Ich habe als Stürmer das Fußball spielen gelernt, im Jugendbereich wurde ich dann ins Mittelfeld gestellt, und im Seniorenbereich bin ich schließlich ganz nach hinten gerutscht. Ich denke also eher offensiv und es kommt schon mal vor, dass mich der Trainer einfangen muss. (lacht)

Wer hat dich denn zum Abwehrspieler umfunktioniert?
Als ich in den Herrenbereich gekommen bin, habe ich zunächst noch als Rechtsaußen agiert, bin dann auch zu Jahn Forhcheim eigentlich als Offensivmann gewechselt. Es war dann in einer Wintervorbereitung unter Michael Hutzler, als ich dann nach hinten beordert wurde, weil ich in Tests auffällig gut defensiv gearbeitet hatte. Notgedrungen haben wir das dann auch beim ersten Punktspiel beim SSV Jahn Regensburg II so gemacht, weil unser Rechtsverteidiger ausfiel. Das hat dann so gut geklappt, dass ich seither hinten rechts zu finden bin. (grinst)

Gelingt der Sprung in die Regionalliga für Sebastian Schäferlein (mi.) und den SC Eltersdorf?
Gelingt der Sprung in die Regionalliga für Sebastian Schäferlein (mi.) und den SC Eltersdorf? – Foto: Simon Tschannerl


Mit der imposanten Körpergröße von 1,93 Meter bist du hinten wie ein Leuchtturm. Was macht den Fußballer Basti Schäferlein aus?
Auf jeden Fall nicht das Kopfballspiel, trotz meiner Größe. (lacht) Meine Stärke ist meine Passsicherheit und eine gewisse Flankengenauigkeit. Es wird mir nachgesagt, dass ich die Linie rauf und runter rennen würde. Als Außenverteidiger mit Offensivdrang kannst du so dem Gegner schon wehtun.

Semiprofessioneller Fußball in der Bayernliga und Vollzeitarbeit ist nicht immer ganz so einfach unter einen Hut zu bekommen. Wie sieht`s da bei dir aus?
Bei mir klappt das relativ gut, meinen Eltern sei Dank. (schmunzelt) Ich habe auf Mama und Papa gehört, die gesagt haben, geh`zu einer Behörde, dann hast du einen sicheren Job. Daraufhin habe ich eine Ausbildung beim Landratsamt gemacht. Davon profitiere ich jetzt, weil wir gewisse Vorzüge wie Gleitzeit genießen, die es so anderswo wahrscheinlich nicht gibt. Wenn wir jetzt beispielsweise an einem Mittwochabend in Hof spielen, kann ich eben schon eher gehen, und das ist dann auch kein Problem.


Sebastian Schäferlein wurde positiv auf Corona getestet.


Das Hobby Fußball liegt schon seit Ende Oktober auf Eis, die Einschränkungen sind auch in anderen Bereichen massiv: Wie sehr leidet dein Privatleben im Moment unter Corona?
Ich war selbst Corona-positiv. Meine Arbeitskollegin hatte sich infiziert und mich daraufhin umgehend informiert. Ich bin dann von der Arbeit nach Hause und habe mich direkt in Quarantäne begeben. Ein Test hat ergeben, dass ich ebenfalls positiv war. Das Gesundheitsamt rief dann an, mit wem ich Kontakt hatte und auf was ich jetzt achten sollte. Ich hatte Gott sei Dank keinerlei Symptome. Meine Verlobte musste auch in Quarantäne. Sie wurde allerdings negativ getestet. Meine Arbeitskollegin hat es leider ein wenig schlimmer erwischt, die kann bis heute nichts mehr schmecken.

Folgeschäden sind nicht ausgeschlossen. Wie gehst du damit um?
Ich bin über die lange Winterpause echt froh, weil ich bewusst sportlich rein gar nichts gemacht habe. Ich haben ich an Herz und Lunge ausführlich durchchecken lassen. Denn wenn da tatsächlich ein Schaden bleiben würde, kein Hobby oder Beruf der Welt wäre es wert, seine Gesundheit zu riskieren.

Vielen Dank für die offenen Worte. Wie geht ihr als Mannschaft mit der Pandemie um, wie haltet ihr Kontakt?
Wir in Eltersdorf haben ein sehr familiäres Umfeld. Der Mannschaftsgedanke zeichnet uns aus. Normalerweise, wenn wir dienstags und donnerstags trainieren, sitzen acht Leute anschließend im Sportheim und spielen Karten. Das fehlt schon sehr. Wir haben einmal die Woche eine Trainingseinheit via Zoom, da sieht man sich dann wenigstens ab und zu mal und kann dann anschließend virtuell auch mal was trinken. Leider im Moment die einzige Möglichkeit.

Wie würdest du dich neben dem Platz charakterisieren?
Ich bin schon bissl ein verrückter Hund. (lacht) Mir ist ganz wichtig, Freundschaften zu pflegen, was im Moment natürlich ein wenig schwierig ist. Ich würde mich als lustigen, offenen Typen beschreiben und trinke auch gerne mal einen.


Die Sache mit der Rauchfackel: »Ich glaube, ich würd`s sogar wieder so machen.«


Eine Anekdote aus dem Jahr 2017: Du hast vier Spiele Sperre aufgebrummt bekommen vom BFV, weil du im Trikot von Jahn Forchheim nach dem entscheidenden - und erfolgreichen - Relegations-Spiel eine Rauchfackel in der Hand hattest. Man weiß ja, dass der BFV komplett allergisch darauf reagiert, wenn`s neben dem Spielfeld mal raucht. Schießt der Verband aber mit solchen Aktionen nicht übers Ziel hinaus?
Für mich war die Strafe übertrieben. Ok, vielleicht hätte ich das Trikot ausziehen sollen. Das war einfach eine Aktion aus den Emotionen heraus. Wir hatten damals sechs Relegations-Partien zu absolvieren. Es war richtig heftig, alle drei Tage zu spielen. Wir haben dieses letzte Spiel noch gewonnen, als keiner mehr mit uns rechnete. Ich glaube, ich würd`s sogar wieder so machen.

Diese Szene brachte ihm vier Spiele Sperre ein: Sebastian Schäferlein (3.v.re.) hält in der Stunde des Triumphs eine Rauchfackel in der Hand.
Diese Szene brachte ihm vier Spiele Sperre ein: Sebastian Schäferlein (3.v.re.) hält in der Stunde des Triumphs eine Rauchfackel in der Hand. – Foto: Wolfgang Zink


Du warst bereits in Forchheim Kapitän. Bist du ein geborener Anführer?
Mittlerweile gibt`s nicht mehr den einen Typen, der vorangehen muss. Du musst als Mannschaft funktionieren. Für das Kapitänsamt musst du Zeit und Lust mitbringen, und das mache ich sehr geren. Aber prinzipiell ist die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt, es gibt mehrere Anführer, das ist wichtig.

Wie würdest du dein Verhältnis zu deinem derzeitigen Coach Bernd Eigner bezeichnen und was macht ihn aus?
Wir haben ein sehr gutes Verhältnis und telefonieren auch regelmäßig. Jetzt auch, obwohl wir mittlerweile vier Monate Lockdown hinter uns haben. Wenn`s geht, trinken wir auch mal einen zusammen und diskutieren über verschiedenste Dinge, nicht nur Fußball. Ich würde schon behaupten, dass er der beste Trainer ist, den ich je hatte. Er hat immer ein offenes Ohr und verfügt über eine enorme Fachkenntnis. Er hat auch ein untrügliches Gespür dafür, wann eine Situation mal aus der Hand zu gleiten droht, gerade bei jungen Spielern. In solchen Situationen kann er auch richtig streng sein.


"20 abwärts": Die Forchheimer Karten-Runde.


Die Regionalliga lockt: Aber Hand aufs Herz, das Derby gegen den ATSV, die Lokalduelle mit den Bamberger Klubs - seid ihr in der Bayernliga nicht besser aufgehoben?
(überlegt kurz) Die Regionalliga würde uns schon sehr, sehr gut gefallen. (schmunzelt) Wir würden die Derbys gegen den ATSV und die Bamberger Klubs auch gerne ein paar Jahre zur Seite schieben, wenn wir dafür in der Regionalliga ran dürften.

Gehen wir mal vom Erfolgsfall aus, der SC Eltersdorf steigt in die Regionalliga auf: Warum wird es nicht wieder eine Eintagsfliege wie schon einmal?
Es würde echt schwer werden, da brauchen wir uns nichts vormachen. Die Regionalliga ist nochmals eine Klasse besser als die Bayernliga. Wir haben jetzt auch nicht unbedingt die finanziellen Mittel wie andere Vereine, die mit uns um den Aufstieg kämpfen. Das würde eine schöne, aber auch riesige Herausforderung werden.

Letzte Frage Basti: Wie verbringst du deine Freizeit, wenn du mal nicht auf dem Platz stehst?
Ich bin leidenschaftlicher Kartenspieler, schon zu meiner Forchheimer Zeit. Dort hatten wir eine Clique, die es heute übrigens immer noch gibt. Andi Mönius, Sandro Gumbrecht, Patrick Hagen, Dennis Weiler und ich. Wir haben da praktisch so einen Stammtisch, treffen uns regelmäßig, grillen und spielen "20 abwärts". Da trinken wir dann auch mal einen über den Durst hinaus. (lacht)

Das Interview führte Dieter Rebel.

Aufrufe: 08.3.2021, 16:25 Uhr
Mathias Willmerdinger / Dieter Rebel Autor