2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview

„Ich bin nicht gekommen, um um die goldene Ananas zu spielen“

Nachspielzeit mit Christopher Bernabe: Der Spielertrainer des TSV Hargesheim wechselte vor der Saison vom Landesligisten SG Hüffelsheim in die A-Klasse, wo der TSV aktuell an der Tabellenspitze steht

Bad Kreuznach. In unserer Interview-Rubrik "Nachspielzeit" befragen wir wöchentlich in lockerem Rahmen interessante Spieler, Trainer oder Persönlichkeiten der Region über ihren Verein und ihre persönlichen Ziele. Heute zu Gast: Christopher Bernabe. Der erfahrene Spielertrainer ging als Stürmer einst in der Oberliga auf Torejagd. Nach sieben Spielen stand der 37-Jährige mit seiner neuen Mannschaft vor der coronabedingten Pause an der Tabellenspitze der A-Klasse OST. Wir haben mit dem Stürmer über Ziele, seine Rolle als Spielertrainer und die aktuelle Pandemielage gesprochen.

FuPa: Christopher, vor der Saison bist Du ja von der SG Hüffelsheim, wo Du lange gespielt hast, nach Hargesheim gewechselt. In dieser Saison lief es bislang sehr gut für euch, in sieben Spielen gab es erst eine Niederlage. Wie sieht es aus mit dem Aufstieg?

Naja, ich bin nicht nach Hargesheim gekommen, um am Ende um die goldene Ananas zu spielen (lacht). Wir wollen schon aufsteigen, das war von Anfang an unser Ziel. Dass es so gut läuft wie aktuell war natürlich der Wunsch, aber man weiß nie, wie man in eine Saison findet. Bei unserer Niederlage im ersten Spiel waren wir noch nicht so gefestigt, das hat sich aber immer weiterentwickelt. Ich bin stolz darauf, wo wir momentan stehen und wie wir uns verbessert haben.

Der TSV Hargesheim ist 2019 erst in die A-Klasse aufgestiegen. Mittlerweile seid ihr ein Favorit auf den Aufstieg. Stimmt Ihr zu, oder seht Ihr eher den VfL Rüdesheim als Top-Favorit?

Wir haben selbst schon gegen Rüdesheim gespielt und ich bin weiter der Meinung, dass eine Punkteteilung oder ein Sieg unsererseits absolut verdient gewesen wären. Ich sehe uns nach den letzten Ergebnissen definitiv sehr weit oben. Ich muss aber auch zugestehen, die Partien gegen Roxheim und Fürfeld waren Heimspiele und beide Mannschaften sind auch sehr heimstark, dort werden wir noch sehr Interessante Spiele haben.

Teil des Erfolgsrezepts ist die stärkste Offensive der Liga - der Du als Spielertrainer auch selbst angehörst. Wie bringst Du deine Erfahrungen, die Du in höheren Ligen gesammelt hast, ein, um deine Mitspieler zu verbessern?

Das war schon ein Grund, warum Hargesheim mich geholt hat. Ich habe schon beim ein oder anderen höherklassigen Klub gespielt, konnte unter Bundesligatrainern Erfahrung sammeln und gebe das jetzt weiter so gut ich kann. Man muss aber auch sagen, das Fundament, das Olli Traut hier seit Jahren aufbaut, das ist wirklich gut. Das Einzige, was gefehlt hat war der Feinschliff. Dass wir jetzt so gut dastehen, hat weniger mit mir zu tun, sondern ist eine Leistung des ganzen Teams.

Deinen Spielertrainer-Kollegen Oliver Traut kanntest Du ja schon vorher. Wie lief es denn sportlich mit der Eingewöhnung in Hargesheim?

Das war gar nicht so einfach, weil wir das System etwas umgestellt haben. Daher war ich am Anfang mehr damit beschäftigt, mich um die Jungs zu kümmern, statt mich selbst einzubringen. Das hat auch dazu geführt, dass ich mich die ersten Partien auf die Bank gesetzt habe. Seitdem ich mitmischen darf, läuft es aber spielerisch gut und ich hoffe, es geht so weiter – wann auch immer.

Du und Oliver, Ihr seid ja ein sehr junges Trainerduo. Gibt es eine klare Aufgabenteilung?

Wir tauschen uns gut aus. Ich mache das jetzt schon seit fast zehn Jahren, habe mit 27 oder 28 Jahren in der Oberliga mit dem Spielen aufgehört. Als die Dritte Liga eingeführt wurde und die Oberliga nicht mehr die vierthöchste Spielklasse war, hat sich auch das Niveau verschlechtert. Daher bin ich früh ins Trainerleben eingestiegen. In zehn Jahren habe ich viel gelernt. Beim Olli ist es nicht anders, er macht ja bei Mainz 05 die Trainingscamps. Wir tauschen uns da schon aus und funktionieren echt gut zusammen.

Es war ja geplant, dass Oliver und Du auf dem Platz stehen und Alfred Gäns an der Seitenlinie das Coaching übernimmt. Wie hat das bisher funktioniert?

Ja. Wir haben mit Alfred einen „alten Haudegen“, der die alte Schule mitbringt, das Spiel aber auch sehr gut analysieren kann. Wichtig ist mir vor allem, dass er in der Halbzeitpause ein Feedback von außen gibt, sodass wir die richtigen Entscheidungen treffen können. Das macht er sehr gut.

Als nächstes hätte das Top-Spiel gegen Rüdesheim stattgefunden, es fällt aber aus. Als Tabellenführer spielt man am liebsten weiter, wenn es gerade gut läuft. Wie ist eure Meinung zu der Entscheidung, den Spielbetrieb vorerst auszusetzen?

Fakt ist für uns alle: Gesundheit geht vor. Diese Situation haben wir nicht erst seit vorgestern, sondern es begleitet uns schon das komplette Jahr. Wir haben vollstes Verständnis. Klar, aus sportlicher Sicht ist das für uns natürlich doppelt bitter, weil wir aktuell in einem sehr guten Wettkampfmodus sind. Ich bin der Meinung, es ist in unserer momentanen Verfassung sehr schwer, irgendetwas gegen uns zu holen. Nichtdestotrotz ist die Entscheidung absolut vertretbar und korrekt in meinen Augen.

Aufrufe: 029.10.2020, 09:30 Uhr
Florian LebtagAutor