2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Einer flog durch den Landkreis: Hansi Huber ist ordentlich rumgekommen in seiner Laufbahn als Fußball-Torwart. Unter anderem beim TSV Murnau stand er zwischen den Pfosten. Zudem spielte der 31-Jährige für den TSV Grafenaschau. MAYR/FKN
Einer flog durch den Landkreis: Hansi Huber ist ordentlich rumgekommen in seiner Laufbahn als Fußball-Torwart. Unter anderem beim TSV Murnau stand er zwischen den Pfosten. Zudem spielte der 31-Jährige für den TSV Grafenaschau. MAYR/FKN

Huber: „Ein richtiger Spezl, der mich mitzieht, hat vielleicht gefehlt“

Ende der Flugshow

Fünf Vereine waren es am Ende. Ein sechster wird wohl nicht hinzukommen. Hansi Huber, bisheriger Stammtorwart des SV Uffing, beendet seine Laufbahn. Er hat die Lust am Fußball verloren.

Es läuft die 90. Spielminute im Kreisliga-Duell zwischen dem ESV Penzberg und dem TSV Murnau. 1:0 führt der TSV. Der Sieg – in greifbarer Nähe. Doch eine Chance bleibt den Gastgebern noch: Freistoß aus 18 Metern Torentfernung, leicht seitlich versetzt – die ideale Position. Und Penzbergs Kevin Höcherl macht eigentlich auch alles richtig. Mit Zug und Effet schickt er den Ball in Richtung Kreuzeck. Dass er nicht dort einschlägt, liegt allein an Hansi Huber. Der Torwart stößt sich ab, segelt durch die Luft – und fischt das Geschoss aus dem Torwinkel. „Ich hätte nicht gedacht, dass man den halten kann“, räumt TSV-Trainer Steffen Galm im Mai 2015 ein. Der Schiedsrichter pfeift ab, Murnau gewinnt. „Meine schönste Parade“, sagt Huber heute. Noch immer denkt er gerne daran zurück. „Ein geiles Gefühl.“

Auf Glücksmomente dieser Art wird der 31-Jährige künftig verzichten. Freiwillig. Er beendet seine Laufbahn. Mit sofortiger Wirkung. Seine letzte Partie bleibt somit die des SV Uffing – bei seinem Heimatverein stand Huber seit diesem Sommer wieder im Tor – gegen den MTV Berg II Mitte November. Beim Auftakt nach der Winterpause gegen Eglfing blieb ihm nur ein Platz auf der Bank. „Völlig zurecht“, sagt Huber. Er hatte zuletzt wenig trainiert, war häufig krank gewesen.

Als er nun also seinem jungen Vertreter Sebastian Obermüller so beim Bälle fangen und Abwehr dirigieren zusah, wuchs in ihm ein Gedanke: „Warum lassen wir es nicht gleich so“, fragte er sich. Die Antwort gab er selbst. Nach Spielende teilte er Abteilungsleiter Klaus Staltmeier und Trainer Thomas Neumeier seinen Beschluss mit. Ganz überrascht waren die nicht. „Ich hatte den beiden letztens schon gesagt, dass ich über ein Karriereende nachdenke.“

„Mich fürs Training aufzuraffen, ist mir am Ende sehr schwer gefallen“

Als Entscheidung gegen seine Teamkollegen will er die Aktion nicht verstanden wissen. „Ich glaube nicht, dass ich sie im Stich lasse“, betont er. Nach der Saison hätte er eh aufgehört. „So war es besprochen.“ Dass es nun früher soweit ist, liegt an fehlender Motivation. „Mich fürs Training aufzuraffen, ist mir am Ende sehr schwer gefallen.“ Freizeitgestaltung mit der Freundin und Konzentration auf die neue Arbeitsstelle gehen nun vor. Auch sei die Bindung zu den Mitspielern nicht ganz so eng gewesen wie bei früheren Stationen. Ein „Superhaufen“ sei die Mannschaft. Aber eben auch sehr jung. „Ein richtiger Spezl, der mich mitzieht, hat vielleicht gefehlt.“

Huber kann auf eine bewegte Zeit als Fußballer zurückblicken. Bei fünf verschiedenen Landkreis-Teams – neben Murnau und Uffing war er noch beim TSV Grafenaschau, dem SV Ohlstadt und dem 1. FC Garmisch-Partenkirchen – haben nur die wenigsten gespielt. Überall sammelte er wertvolle Erfahrungen, erlebte Dinge, die hängen bleiben. „In Ohlstadt waren es die coolen Leute, in Murnau das grandiose Training mit Günther Hornung und Steffen Galm“, sagt er. „Ich könnte vieles aufzählen.“ Am besten gefiel es Huber jedoch beim 1. FC, wo er es auf sieben Bezirksligaspiele brachte – ohne eines zu verlieren, wohlgemerkt. „Die Zeit in Garmisch war die schönste – da hat sportlich und menschlich alles gepasst.“

In Uffing werden sie Huber vermissen. „Einen so erfahrenen Torwart zu verlieren, ist bitter“, sagt Coach Neumeier. „Er war ein Eckpfeiler in unserem jungen Team.“ Die Entscheidung gelte es nun aber zu akzeptieren. „Wenn auch zähneknirschend.“ Denn so eine Flugparade nach huberscher Art – ja, die könnte auch der SVU im Kampf um den Aufstieg gut gebrauchen.

Aufrufe: 027.3.2019, 11:28 Uhr
Garmisch-Partenkirchner Tagblatt / Simon NutzingerAutor