2024-04-30T13:48:59.170Z

Interview
– Foto: Tim Feldmann

Holm Windmann im großen FuPa-Interview

Der ambitionierte Trainer Holm Windmann hat beim Landesligisten FC Bad Oeynhausen für die Saison 2021/22 verlängert. Lob an tolles Trainerteam. Sehnsucht nach Live-Erlebnissen.

Er ist nicht mehr wegzudenken beim Landesligisten FC Bad Oeynhausen. Trainer Holm Windmann macht seit sechs Jahren einen richtig guten Job beim FCO. Er übernahm die Mannschaft im Januar 2015 in der Landesliga auf dem letzten Tabellenplatz mit nur acht mickrigen Punkten. Das hieß Abstiegskampf pur. Und fast wäre Holm Windmann mit diesem Team noch der Klassenerhalt in der Landesliga gelungen, holte er mit der Mannschaft in der Rückrunde noch 18 Punkte. In der Bezirksliga baute er dann mit vielen jungen und talentierten Spielern eine neue schlagkräftige Mannschaft auf und kehrte mit dieser im Juni 2019 wieder in die Landesliga zurück. Nach einer starken Bezirksliga-Saison mit anschließend grandioser Aufstiegs-Relegation mit vier Siegen binnen von elf Tagen! Jetzt verlängerte Holm Windmann beim FC Bad Oeynhausen seinen Vertrag als Trainer für die Spielzeit 2021/2022. Redakteur Egon Bieber sprach mit dem FCO-Coach.
FuPa Ostwestfalen: Glückwunsch zur Vertragsverlängerung. Es geht ab Sommer 2021 in das volle 7. Jahr beim FCO. Welche Gründe waren ausschlaggebend bei der erneuten Vertragsverlängerung?

Holm Windmann: Vielen Dank! Das Paket beim FCO passt einfach für einen ambitionierten Trainer. Eine leistungsstarke und charakterlich einwandfreie Mannschaft, gute Infrastruktur in der Sparkassen-Arena, ein äußerst harmonisches Umfeld und ein sportliches Konzept, das versucht, immer wieder eigene Jugendspieler einzubauen. Namen wie Jeger Ghauem, Simon Kunz und Faton Islamaj, die in dieser Saison bislang absolute Stammkräfte sind, stehen dafür! Für eine Philosophie, sich über eigene Jugendspieler und Akteure aus der unmittelbaren Region Identität zu verschaffen, stehe ich zu 100 Prozent.

FuPa: Mit Michael Bigalk arbeiten Sie schon seit ihrem Dienstantritt im Januar 2015 zusammen. Erst als Co-Trainer, seit einigen Jahren nun als Torwart-Trainer. Das spricht für ein gutes Vertrauensverhältnis. Was zeichnet den Sportler und Menschen Michael Bigalk aus?

Windmann: Das muss ich korrigieren, eigentlich arbeiten wir schon seit unseren fußballerischen Anfängen in der F-Jugend des SC Herford im Jahr 1976 zusammen. Aber im Ernst – Fänger ist absolut verlässlich, ein fußballerischer Fachmann insbesondere in Bezug auf das Torwartspiel, häufig ein Ruhepol, der mir andere Herangehensweisen an Probleme aufzeigt, die ich in meiner Emotionalität vielleicht nicht sehe. Ich kann auf seinen Rat sowohl als Fußball-Experte als auch sehr guter Freund außerhalb des Sports jederzeit bauen. Eine seiner besten Ideen war übrigens, mich zum FCO zu lotsen. Als aktiver Torwart hätte er problemlos im Profibereich spielen können, er hatte auch entsprechende Anfragen, ist aber – wie man ihn kennt – bescheiden und seriös geblieben!

FuPa: Und welche Qualitäten bringt Co-Trainer André Schröder mit?

Windmann: Er tickt ähnlich wie Fänger und ich. Als Typ hätte ich ihn noch gerne als Spieler auf dem Feld, aber aus verletzungstechnischen Gründen bringt er seine hohe Fachkompetenz mittlerweile als ein wichtiger Baustein unseres Trainerteams für den FCO ein. Andere mitreißen auf und neben dem Spielfeld, immer die Mannschaft in den Fokus stellen, dafür steht André wie kein Zweiter. Er ist als ehemaliger Kapitän noch nah dran an den Spielern, was für unsere Arbeit sehr hilfreich sein kann. Als Trainer verfügt er über das komplette Handwerkszeug, das man braucht, um eines Tages auch als „Chef-Coach“ erfolgreich zu arbeiten. Er ist kein Freund von Stillstand und Niederlagen und passt daher perfekt zu uns!

»Ideen entwickeln, wer uns in diesem Bereich weiter helfen kann«

FuPa: Wie gewohnt beim FCO sind die Verträge mit dem Trainerteam und die Verlängerung mit dem Großteil der Spieler früh in trockenen Tüchern. Was ist bei Spielerabgängen und Neuzugängen noch zu erwarten, wo drückt der Schuh eventuell noch?

Windmann: Im zentralen Mittelfeldbereich haben wir mit Tim Scholz und Niklas Bobe im Laufe dieser Saison enorm spielstarke und wichtige Eckpfeiler unseres Teams aus persönlichen Gründen verloren. Zudem wechselt demnächst wie in dieser Woche berichtet Tim Möller zum Liga-Konkurrenten Rot-Weiß Maaslingen. Da wird es Aufgabe sein, Ideen zu entwickeln, wer uns in diesem Bereich weiter helfen kann. Das können Spieler des derzeitigen Kaders sein, die bislang noch nicht im zentralen Mittelfeld gespielt haben, das kann einer der bislang drei A-Jugendlichen sein, die in der kommenden Serie zum Kader stoßen, das kann ein externer Neuzugang sein, den wir noch verpflichten müssten. In allen drei Bereichen hat das Trainerteam bereits seine Vorstellungen.

FuPa: In den vergangenen zehn Monaten herrschte wegen der politischen Maßnahmen aufgrund der Corona-Pandemie meist Stillstand im Fußball mit sogar dem Saison-Abbruch im Amateurbereich für die Saison 2019/2020. Was erwarten Sie noch von dieser Spielzeit?

Windmann: Eigentlich nichts, da noch nicht einmal ein Viertel der geplanten 34 Landesliga-Spieltage absolviert sind. Ich hoffe vielmehr, dass wir Corona über ein umsichtiges und den Mitmenschen beachtendes Verhalten jedes Einzelnen so in den Griff bekommen, dass einer geregelten Spielzeit 2021/2022 im Amateurbereich nach den Sommerferien dann nichts mehr im Wege steht. Momentan spielt die „schönste Nebensache der Welt“, der Fußball, nicht die Hauptrolle. Wir haben alle andere Hausaufgaben zu erledigen.

FuPa: Falls die Saison weiter geht, welches sportliche Ziel haben Sie mit der Mannschaft?

Windmann: Die restlichen neun Spiele der Hinrunde so erfolgreich wie möglich zu bestreiten und endlich den ersten Auswärts-Dreier in der Landesliga einzufahren.

FuPa: Gibt es Trainingspläne für die Mannschaft seit dem Lockdown im November – und wie sehen diese aus?

Windmann: Nein, es gibt keine Trainingspläne. Die Spieler arbeiten selbstverantwortlich an ihrer individuellen Fitness. Um nicht ganz den Kontakt untereinander zu verlieren, lädt André zu gelegentlichen Video-Sessions ein, bei denen sich zunächst aktiv bewegt und anschließend ausreichend gequatscht wird.

»Interessant ist die Frage, wie man eine so lange Pause mental verarbeitet«

FuPa: Inwieweit wirft diese lange Fußball-Pause eine Mannschaft in der sportlichen Entwicklung zurück? Kann man das jetzt überhaupt schon bewerten und wie muss ein Trainingsplan nach so langer Pause aussehen?

Windmann: Die fußballerischen Fähigkeiten werden den Jungs nicht abhanden gekommen sein. Interessant ist die Frage, wie man eine so lange Pause mental verarbeitet. Geht man mit der gleichen Einstellung, Motivation und Freude am Fußball wie vor Corona zu Werke? Das wird spannend. Trainingstechnisch ist eine normale Saison-Vorbereitung angesagt, in der die Fußball spezifischen Abläufe mindestens drei bis vier Wochen trainiert werden müssten, um wieder wettkampffähig zu sein. Die Meinung einiger Verbandsfunktionäre, nach 14 Tagen wieder mit dem Spielbetrieb einsteigen zu können, wenn man aus einem reinen Grundlagen-Training kommt, kann ich nicht teilen.

FuPa: Was macht eigentlich der Trainer Holm Windmann in dieser fußballlosen Zeit – und wie hält er sich fit? Und was vermisst er in dieser Corona-Zeit am meisten?

Windmann: Außerhalb meines Berufsalltages höre ich in meiner Freizeit momentan deutlich mehr Musik und schaue sportlich über den Tellerrand. Biathlon-Veranstaltungen und die Handball-WM stehen da gegenwärtig im Fokus. Vom Verhalten und dem Gebaren auf dem Spielfeld können wir Fußballer uns noch viel von den Handballern abschauen! Den eigenen Fitness-Zustand versuche ich zusammen mit meiner Frau durch zwei Joggingläufe pro Woche aufrecht zu erhalten. Dazu kommt eine wöchentliche Wanderung am ja nun nicht mehr durch Fußball verplanten Sonntag. Wenn erlaubt, mit einem befreundeten Ehepaar. Da werden zwei- bis dreistündige Touren einer Wander-App bewältigt. Große Sehnsucht habe ich nach der praktischen Arbeit auf dem Platz und möglichst vielen Live-Erlebnissen.

FuPa: Was werden Sie als erstes tun, wenn diese Einschränkungen im Leben endlich vorbei sind?

Windmann: Einen Urlaub für meine Familie buchen, weil sie den Fußballverrückten eine so lange Zeit ertragen haben. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass das sicherlich nicht immer ganz leicht ist.
Aufrufe: 023.1.2021, 10:35 Uhr
Egon BieberAutor