2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Während seiner Mittagspause traf sich Servicetechniker Tobias Herzner mit FuPa-Reporter Dieter Rebel zum Interview.
Während seiner Mittagspause traf sich Servicetechniker Tobias Herzner mit FuPa-Reporter Dieter Rebel zum Interview. – Foto: Dieter Rebel

Herz(ner) von Eltersdorf

Nicht erst seit dem Umbruch im Sommer ist Tobias Herzner (30) eines der bekanntesten Gesichter von Bayernligist SC Eltersdorf

Der SC Eltersdorf ist sein Verein, daran lässt Tobias Herzner überhaupt keine Zweifel aufkommen. Mit nur einer kurzen Unterbrechung spielt der 30-Jährige seit 2011 für die Quecken - und aus dem Talent ist nach und nach eine Identifkationsfigur geworden. Gerade seit dem Umbruch im vergangenen Sommer hat die sportliche und menschliche Wertigkeit der Offensivkraft noch einmal zugenommen. Über die Neuaufstellung des SCE, über den Abgang seines Zwillings-Bruders Bastian sowie über die Perspektive des Bayernligist spricht Herzner im Interview mit FuPa-Reporter Dieter Rebel.

Tobias, eigentlich müsstest Du froh darüber sein, dass aktuell der Ball nicht rollt. Immerhin verlängert die aktuelle Zwangspause die Eltersdorfer Meistersaison.
(schmunzelt) Ja, das ist durchaus richtig. Aber Spaß beiseite: Die Gesundheit geht vor. Deshalb ist die Pause richtig und wichtig.

Was hältst Du ganz allgemein von den Corona-Entscheidungen des Bayerischen Fußballverbandes?
Eine sehr schwierige Angelegenheit. Ich möchte nicht in der Haut der Entscheider stecken. Aber ich denke mal, die Funktionäre treffen die richtigen Entscheidungen, immerhin haben sie einen Blick auf das Große und Ganze wie niemand anders.

Wir geben die derzeit omnipräsente Frage direkt an Dich weiter: Abbruch oder Fortsetzung?
Ich bin ganz klar für eine Fortsetzung. Wir stehen auf einem guten Tabellenplatz und ich bin davon überzeugt, dass es mit dem Aufstieg klappen wird, sollten wir die Saison zu Ende spielen dürfen.


Die Gründe für den erfolgreichen Umbruch

Angesicht der aktuellen Wirren rund um Corona gerät die starke Quecken-Saison etwas in den Hintergrund. Es ist an der Zeit, das zu ändern. Erklär uns doch mal: Wie zufrieden bist Du mit der aktuellen Spielzeit? Hattest Du mit einer derart starken Runde gerechnet?
Was mich persönlich betrifft bin ich zufrieden - passt scho, wie man in Franken sagt. Meine Einsatzzeiten sind in Ordnung, bei der Torausbeute gibt es Verbesserungspotenzial. Was das gesamte Team betrifft bin ich doch sehr überrascht. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass wir so gut sind und dass wir so schnell so viele neue Spieler integrieren.

Worin liegen die Gründe der Erfolgsserie? Warum hat der von Dir bereits angerissene Umbruch so gut geklappt?
Das Grundgerüst des Teams ist ein eingeschworener Haufen, da gibt jeder alles für den anderen. Die im Sommer neu hingekommenen Spieler haben wir deshalb schnell integrieren und mit diesem Zusammengehörigkeitsgefühl anstecken können. Eine wichtige Rolle in diesem Zusammenhang spielt unser Trainer Bernd Eigner, der es wie kein anderer versteht, eine Mannschaft zu formen.

Im Rahmen der SCE-Neuaufstellung hat auch Dein Zwillings-Bruder Bastian den Verein verlassen. Konntest Du ihn nicht halten? Wie bitter ist es, dass ihr nun getrennt seid?
Basti hat mich schon ein paar mal verlassen (lacht). Deshalb ist die Situation für mich nicht neu - ich komme gut damit zurecht, alleine zu sein. Freilich ist es schade, dass wir nicht mehr zusammenspielen. Aber der familiäre Aspekt gewinnt bei uns beiden immer mehr an Wertigkeit.

Hand auf's Herz: Wer ist von Euch beiden der bessere Fußballer?
Uns beide kann man eigentlich nicht miteinander vergleichen, denn obwohl wir Zwillinge sind, ist Basti ein komplett anderer Spielertyp als ich. Er ist der typische Mittelstürmer, der den Ball halten und ablegen kann. Ich fühle mich hingegen auf der Außenbahn wohler, weil ich vielleicht im Dribbling stärker bin. (überlegt) im Großen und Ganzen nehmen wir uns aber nicht viel.


Deshalb droht kein Ausverkauf der Erfolgsmannschaft

Apropos starker Spieler: Dein Sturmpartner in dieser Saison ist Dickson Abiama, der neue Star der Bayernliga Nord, der bald zu Greuther Fürth wechselt. Was zeichnet den 21-Jährigen aus? Ist er wirklich so stark?
Als er im Sommer zu uns gekommen ist, hätte ich nicht damit gerechnet, dass er derart durchstartet. Mit Saisonbeginn ist er dann regelrecht explodiert. Was der Typ rennt, ist irre. Er gibt keinen Ball verloren. Ein Verrückter, der sicher seine 12 Kilometer in jedem Spiel macht. Und trotz dieser läuferischen Leistung hat er noch die Kraft und die Ruhe, vor dem Tor cool zu sein. Ein wahnsinniger Spieler. Ob es allerdings für die 2. Liga reicht, wird man sehen - zuzutrauen ist ihm auf alle Fälle alles.

Die Schattenseite der starken Saison bisher ist, dass größere Klubs auf gute Eltersdorfer Spieler aufmerksam werden und diese abzuwerben versuchen. Droht den Queken deshalb der Ausverkauf?
Glaube ich nicht, da es ja keine nächste Saison geben wird (lacht herzlich). Ich bin davon überzeugt, dass die Mannschaft so innerlich miteinander verwachsen ist, dass Dickson vielleicht sogar der einzige Abgang bleiben wird.

Der 30-Jährige ist nicht nur einer der torgefährlichsten Spieler bei den Queken - sondern auch Vize-Kapitän hinter Sebastian Schäferlein.
Der 30-Jährige ist nicht nur einer der torgefährlichsten Spieler bei den Queken - sondern auch Vize-Kapitän hinter Sebastian Schäferlein. – Foto: Dirk Meier

Ist es in Eltersdorf überhaupt möglich, langfristig vorne mitzuspielen und gar von der Regionalliga zu träumen?
Bei uns ist alles möglich. Die 4. Liga ist durchaus vorstellbar.

Was fehlt Deiner Meinung nach beim SCE noch, um tatsächlich die 4. Liga angreifen zu können?
Ein Platz in der Tabelle (schmunzelt). Legt unsere Mannschaft noch an Erfahrung zu, was ja automatisch kommt, werden wir jedoch auch dieses kleine Hindernis noch aus dem Weg räumen können.

Kommen wir zu Dir persönlich: Du bist heuer 30 geworden. Neigt sich Deine Karriere dem Ende zu?
Meine Frau würde sagen: Ja. Ich allerdings würde gerne noch ein bisschen weiterspielen. Aktuell bauen wir Haus, deshalb kommt mir die aktuelle Pause etwas gelegen. Haben wir das geschafft, habe ich ja wieder mehr Zeit für Fußball.

Ist Eltersdorf Dein letzter Verein im gehobenen Amateurbereich?
Ja, mit Sicherheit. Ich werde nicht mehr wechseln.

Gutes Schlusswort. Danke für das Gespräch und alles Gute für die Zukunft.

Aufrufe: 09.6.2020, 13:26 Uhr
Dieter RebelAutor