2024-06-12T11:40:35.807Z

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Chef und Co: Das Zusammenspiel von (v. l.) Alex Plabst und Fabian Herrmann läuft beim SE Freising bisher hervorragend. Foto: Archiv
Chef und Co: Das Zusammenspiel von (v. l.) Alex Plabst und Fabian Herrmann läuft beim SE Freising bisher hervorragend. Foto: Archiv

Hermann: "Wir sehen das schon eher als miteinander"

SE Freising hat neuen Co-Trainer

Freising - Er hat fast alle Stationen beim SE Freising durch, war Jugendspieler, Landesligakicker, Juniorentrainer, Kreisligatrainer – und seit dieser Saison ist er Co-Trainer von Alex Plabst in der Landesliga: Fabian Herrmann, 28, eines der Eigengewächse und vielleicht größten Trainertalente beim SEF.

Von Otto Rehhagel gibt es aus seiner Zeit bei Werder Bremen vor über 20 Jahren eine witzige Anekdote. Rehhagel, so war damals zu hören, habe nicht viel mehr geleistet an der Weser, als sein Gesicht in jede Fernsehkamera zu halten. Die eigentliche Arbeit und Leistung hätten emsige Co-Trainer vollbracht.

Darauf angesprochen, muss Fabian Herrmann, seit dieser Saison neuer Co-Trainer beim Landesligisten SE Freising, herzhaft lachen. Die Zeiten, als die Aufgabe von Co-Trainern darin bestand, den treuen Adjutanten des Chefs zu mimen und vor allem fürs Hütchenaufstellen da zu sein, ist längst vorbei. „Wir sehen das schon eher als Miteinander“, beschreibt Herrmann die Zusammenarbeit mit Alex Plabst. Klar, der erfahrene Fußballlehrer, ist der Stratege und trägt als Chef-Coach die letzten Entscheidungen und Verantwortungen. „Vieles, was wir machen, entscheiden wir aber im Team“, berichtet Fabian Herrmann weiter. Zu Beginn einer Woche sprechen sich beide ab, planen die Trainingseinheiten und checken, wo Verbesserungsbedarf besteht. „Dann bekomme ich Aufgaben, die ich eigenständig vorbereite und im Training dann umsetze“, ergänzt Freisings neue Co-Trainer. Mal sind es taktische Übungen, mal welche für Koordination und Kondition.

Trotzdem war es für Fabian Herrmann überhaupt kein Rückschritt, mit dem Job als „Co“ wieder ins zweite Glied zu rücken. Der 28-Jährige war bereits Trainer der SEF-Kreisligamannschaft, als diese noch existierte, und betreute sehr erfolgreich einige Jugendmannschaften der Lerchenfelder. „Es war vor allem der sportliche Anreiz, die Aufgabe zu übernehmen, zudem kann ich vom Alex eine Menge lernen, profitiere von seiner Erfahrung.“ Zwar seien auch die Jahre im Jugendbereich eine Herausforderung gewesen, beschreibt Herrmann etwa seine Arbeit mit der U17 in der Bayernliga. „Im Herrenbereich warten jetzt aber ganz andere Aufgaben auf mich.“ Sei es bei den Junioren, „was zum Teil einfacher war“, darum gegangen, eine Mannschaft auf ein bestimmtes Niveau zu heben, „besteht die Aufgabe jetzt eher darin, wie man die erfahrenen Spieler richtig behandelt – denn Landesliganiveau haben sie ja bereits alle.“

Jetzt, das zeigt sich nach den ersten Wochen der Arbeit, geht es also vielmehr darum, wie man als Trainer mit den einzelnen Akteuren einer gefestigten Mannschaft umgeht, um das Beste aus ihnen herauszuholen. Mancher Akteur, etwa Ilker Yidliz (33) oder Kapitän Michael Schmid (32), ist sogar um einiges älter als Co-Trainer Fabian Herrmann. „Das klappt aber schon recht gut“, zieht Herrmann ein erstes Fazit. Zustande gekommen war der Kontakt über Abteilungsleiter Georg Appel. Nachdem Herrmann seit seiner Zeit als Kreisliga-Trainer im Jahr 2015 etwas von der Bildfläche verschwunden war, hatte Appel den Kontakt zu Neu-Trainer Alex Plabst hergestellt. „Nach einem ersten Treffen haben wir dann recht schnell gemerkt, dass es passt.“

Dass ihn sein Weg auf die Trainerbank führen würde, war bei Fabian Herrmann sowieso recht bald klar. Vor knapp zehn Jahren erlitt der heute 28-Jährige seinen ersten Kreubandriss, nach Jahren der Rehabilitation erfolgte 2013 ein weiterer und die rasche Erkenntnis, dass es für den leistungsorientierten Sport nicht mehr reichen würde. Nachdem Herrmann zu seiner aktiven Zeit bereits immer wieder F-Junioren trainiert hatte, nahm er recht rasch die eigene Trainerkarriere in Angriff. Die Aufgaben in der Savoyer Au wuchsen, bald übertrugen ihm die Verantwortlichen sogar das Amt als Cheftrainer in der U19-Oberliga. Herrmann, der als Bauingenieur bei der Stadt München arbeitet, legte erste Trainerscheine ab, schaffte es mittlerweile bis zum Inhaber der B-Lizenz, im Herbst dieses Jahres soll nun die DFB-Elitelizenz folgen. „Die Arbeit als Trainer ist schon eine sehr reizvolle Aufgabe“, hat Fabian Herrmann überhaupt keine Probleme damit, dass die eigene Karriere ein jähes Ende fand.

Wohin ihn sein Weg noch führen wird, das weiß Fabian Herrmann indes noch nicht. Erst einmal genießt er die Arbeit beim SE Freising, dem er seit 1995 angehört. „Hier fühle ich mich geborgen, und dadurch habe ich auch großes Interesse dabei mitzuhelfen, dass es dem Verein gut geht.“ Jedoch, und das zeigt auch das Bestreben des 28-Jährigen, dürfte es mit der Arbeit als Co-Trainer in der Landesliga nicht vorbei sein. Bereits in jungen Jahren zählte Herrmann mit zum größten Trainer-Talent, das die Lerchenfelder in ihren Reihen hatten. Nicht umsonst traute man ihm mehrmals die Arbeit mit den A-Junioren zu, beschäftigte man ihn auch als Kreisliga-Trainer. „Momentan steht aber meine Arbeit im Fokus, ich habe erst eine neue Stelle angefangen“, beschwichtig Herrmann, „ansonsten habe ich noch keine konkreten Vorstellungen – der SE Freising bleibt mein erster Ansprechpartner.“

Mit der laufenden Saison ist Herrmann ohnehin zufrieden: mit der Punkteausbeute sowieso – und auch die Umsetzung des taktischen Vorhabens und der Spielsweise passt. „Dafür, dass wir zum Teil eine ganz andere Philosophie haben, läuft’s sehr gut.“

Dennoch, und das zeigt die Erfahrung, die Herrmann mit seinen 28 Jahren bereits mitbringt, bleibt Freisings Co-Trainer vor dem Landesliga-Spitzenspiel heute Abend (20 Uhr) gegen den FC Töging realistisch. Erst am vergangenen Wochenende beim 5:1 haben die Domstädter bewiesen, welches Potential in ihnen steckt. „Wir müssen aber noch mehr an uns arbeiten, effektiver werden – für ganz oben wir es heuer noch nicht reichen“, schätzt Fabian Herrmann. „Wenn wir aber noch mehr an unserer Philosophie arbeiten – wer weiß, wo die Reise dann hingehen kann?“

Fabian Herrmanns Trainer-Weg dürfte weiter gerade aus nach vorne gehen. Die Zeiten, als Co-Trainer im stillen Kämmerlein die ganze Arbeit verrichteten und der Chef dann sein Gesicht in jede Kamera hielt, sind längst vorbei.

Text: Matthias Spanrad

Aufrufe: 025.8.2017, 10:28 Uhr
Matthias Spanrad - Freisinger TagblattAutor