2024-06-14T14:12:32.331Z

Interview
Florian Wagner ist stolz auf seine Mannschaft.
Florian Wagner ist stolz auf seine Mannschaft. – Foto: FSV Spandauer Kickers.

„Hatten die Chance, die beste 3. zu sein und sich Meister zu nennen“

Florian Wagner kritisiert die Eingliederung der 3.Mannschaften in den „normalen“ Spielbetrieb. Der Reiz gehe ihm verloren. Über seine Mannschaft findet er hingegen nur lobende Worte und ist erfreut über die Entwicklung.

Ein Interview von Marcel Peters - https://www.facebook.com/AmateurberichterstattungMarcelPeters/ - regelmäßig Berichte über Berliner und Brandenburger Amateurfußballer oder Vereine. Gesprächspartner: Florian Wagner, #448

Florian, mit einem 8:0 im Rücken startet man doch gerne in die Woche. Wie kam es am Wochenende gegen den TSV Mariendorf III zu diesem deutlichen Ergebnis, gegen einen doch eigentlich recht starken Gegner?
Mit so einem Ergebnis war zum Anfang natürlich nicht zu rechnen. Mariendorf stand vor dem Spiel auf Rang drei und wir hatten ein enges Spiel erwartet. Umso länger das Spiel lief, umso sicherer wurde mein Team und unser Stürmer (Nils Pollex) hatte natürlich ein Sahnetag erwischt. Aber auch das Team dahinter hat überragend kombiniert, sehr passicher und kombinationsstark. Das hatte sich in den letzten Spielen schon angedeutet. Mein Team ist noch sehr jung, wenn nicht das jüngste der Liga, ist noch im Aufbau, lernt und trainiert aber sehr hart und engagiert.


Einen Sahnetag für deinen Stürmer bedeutet?
Dass er gegen den Tabellendritten sechs Tore geschossen hat, allein fünf zwischen der 20. und 45. Spielminute. Und er hätte sogar noch mehr machen können, drei Großchancen hat er noch ausgelassen.


Wie steht man da an der Seitenlinie? Welche Gedanken und Emotionen gehen einem bei so einem (Einzel-) und (Mannschafts-) Ereignis durch den Körper?
Man hat natürlich vor so einem Spiel eine Anspannung, ganz klar. Ob Kreisliga oder nicht. Ich denke, die Kreisliga C war noch nie so stark, allein durch die Auflösung der Kreisklassen. Die Eingliederung der Mannschaften stelle ich hier mal infrage. Teams wie Empor, Mahlsdorf, Neukölln oder unseres spielen auf einmal in der C-Liga, obwohl sie vorher der Reihe nach Berlin Meister wurden. Aber, dann sind solche Spieler schon gute Kracher, da ist halt eine Anspannung vorhanden. Grade auch, weil wir zum Start mit Empor und Mahlsdorf sehr schwere Gegner hatten. Dann sind solche Spiele natürlich für uns bereits zu Beginn der Saison 6-Punkte-Spiele, wenn man hinterherrennt. Die Jungs spüren das und setzten es super um, die Motivation und ihr Selbstbewusstsein ist schon sehr hoch. Das hat sie auch grade erst bewiesen, indem Spiele gegen Internationale oder Neukölln gedreht wurden. Und wenn man dann noch gute Schlüsselspieler hat und Stürmer, die dann die Dinger machen, ist das schon mal gut. Und wir haben auch den Luxus, dass der Kader die Größe hat, jede Position doppelt besetzen zu können, mit viel Qualität auf jeder Position.


Findest du die Eingliederung der dritten Mannschaften denn generell gut, oder eher nicht?
Ich war über die Entscheidung nicht grade erfreut. Ich meine, das ist doch grade das, was die 3. ausmacht. Wir hatten unsere Liga, die Chance, die beste 3. aus Berlin zu sein und uns Meister zu nennen. Jetzt kann man zweimal aufsteigen und dann dümpelt man in einer Liga rum. So hatte man Jahr für Jahr die Chance, Meister zu werden. Ich meine, gut das wir noch unseren eigenen Pokal haben, aber der Pokal ist halt auch recht kurz. In der Saison aber hattest du viele Spiele, grade zum Ende hin, die immer spannend sind und ein allgemein spannendes Meisterschaftsrennen.


Warum kann man nur zweimal aufsteigen?
Theoretisch kann man schon öfter aufsteigen, aber eine 3. Herren ist und bleibt meistens ein Auffangbecken. Das Potenzial reicht bei den guten Teams schon locker für die Kreisliga A, aber dann geht es ja auch Richtung mehr Training nach Leistung und und und. Dann geht das Thema 3. Herren verloren.


Wünschst du dir hier nochmal eine Reform?
Ich hätte der 3. ihre Liga gelassen. Ich meine, genug Teams gibt es, teilweise spielen bei uns 5. Herrenmannschaften.


Kommen wir zurück zum Sportlichen. Wohin führt euer Weg in dieser Saison?
Wir wollen auf jeden Fall oben dran bleiben und den Aufstieg in Angriff nehmen. Ich finde, wir haben die stärkste Staffel, fünf Teams spielen meiner Meinung nach um den Aufstieg mit. Die Spiele mit und zwischen Empor, Mahlsdorf, Neukölln und Inter sind schon immer spannende, enge Spiele. Bisher hatte Empor immer die Nase vorn, aber wir haben viele Spiele, viele Teams von unten und sind auf einem guten Weg. Ich denke, das wird eine spannende und heiße Saison. Jedes Teams hat mal eine Schwächephase.


Du hast von einer jungen Mannschaft gesprochen. Inwiefern werden da auch Schwächephasen eine Rolle spielen?
Meine Jungs sind im Schnitt Baujahr 2001. Klar haben wir ein paar erfahrene Spieler dabei, aber da sprechen wir von 25-Jährigen. Bei den 3. Herren haben viele mal höherklassig gespielt und wollen jetzt noch etwas zocken, das macht es auch so cool. Wir haben einen großen Kader, aber sicher wird auch bei uns eine Phase kommen, wo es schwer wird. Aber die Qualität ist auch da, um diese Phase zu überstehen. Und wenn man im Spiel strukturiert spielt, mit Abläufen, hilft sowas ungemein. Ich nehme Empor gerne als Beispiel, sie spielen über Jahre um Titel und kennen sich und die Abläufe, weil sie die über Jahre zusammenspielen. Mein Team ist noch im Aufbau, aber sehr hungrig und wild.


Macht ihr auch mal intern Testspiele oder testet gegen höherklassige Mannschaften?
Intern haben wir auch ein Testspiel gemacht gegen unsere zweiten Herren, Bezirksliga. Auch in der Vorbereitung spielen wir nur gegen Mannschaft aus höheren Ligen, um natürlich das Niveau zu steigern und viele enge Spiele zu haben. Das bringt uns mehr, als Teams abzuschießen.


Im Pokal hattet ihr schwer zu kämpfen mit der dritten Herren von SSC Südwest, steht jetzt aber im Viertelfinale. Ist der Pokalsieg eines eurer Ziele?
Gegen SSC Südwest hatten wir wirklich zu kämpfen. Wir waren spielerisch klar überlegen, aber Südwest hat kämpferisch alles hereingelegt und uns ein echten Fight geliefert. Der Pokal schreibt immer seine eigenen Regeln, sieht man ja auch bei den Profis. Der Pokalsieg ist unser ganz klares Ziel. In der ersten Saison, als abgebrochen wurde, standen wir im Halbfinale, was wir dann leider nicht spielen durften. Als die Saison dann wieder losging, sind wir direkt wieder weiter gekommen im Pokal, ehe wieder ein Saisonabbruch beschlossen wurde. Und nun stehen wir im Viertelfinale. Wir haben in der zweiten Runde den Halbfinalisten vom Jahr davor 3:0 geschlagen. Und das alles, obwohl wir seit zwei Jahren nur Auswärtsspiele im Pokal haben. Unser letztes Heimspiel war gegen Hertha 03 Mitte 2019 und seit dem spielen wir nur auswärts. Im Viertelfinale gegen Empor auch wieder. Das ist schon hart, immer auswärts zu bestehen. Aber meine Jungs werden alles reinhauen und es Empor sehr schwer machen. Ich gucke da sehr positiv in Richtung dieses Spiels.

Aufrufe: 021.10.2021, 17:00 Uhr
Marcel PetersAutor