2024-05-02T16:12:49.858Z

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Der Routinier hilft in der Relegation aus: Mit Hansi Rieger (vo.) schafft der FSV Höhenrain im Juni 2019 den Aufstieg in die Kreisklasse.  Rudi Stallein
Der Routinier hilft in der Relegation aus: Mit Hansi Rieger (vo.) schafft der FSV Höhenrain im Juni 2019 den Aufstieg in die Kreisklasse.  Rudi Stallein

Hans Rieger der legendäre Bomber des FSV Höhenrain

Rieger: „Mich würde interessiert, ob ich in höheren Ligen mithalten konnte“

Seine Karriere hätte nicht grandioser starten können: In der ersten Saison bei den Herren des FSV Höhenrain feierte Hans Rieger gleich seinen ersten Aufstieg.

Höhenrain – Mit 27 Toren war der damals 18-Jährige zudem erfolgreichster männlicher Torjäger im Landkreis. Torschützenkönigin wurde in jener Saison 1998/99 Susanne Fiedler vom FC Kochelsee Schlehdorf, die noch drei Treffer mehr erzielt hatte als der Höhenrainer Newcomer.

Rieger: „Der Aufstieg in die Kreisliga war sicher eines meiner Highlights“

„Der Aufstieg in die Kreisliga war sicher eines meiner Highlights“, sagt Rieger heute, 22 Jahre später. In zwei Relegationsrunden spielte der FSV zunächst den TSV Schliersee „in Grund und Boden“, bevor in einem heiß umkämpften Match der SC Gaißach durch „ein Tor aus dem Getümmel“ von Christian Glasauer mit 1:0 niedergerungen wurde. „So ein Spiel, vor 1000 Zuschauern in Geretsried, das vergisst man nicht“, blickt der 40-Jährige gerne zurück auf den Beginn seiner Fußballlaufbahn.

Die kam vergleichsweise spät in Gang. Erst mit zehn Jahren, einem Alter, in dem heute manches vermeintliche Talent tränenreich die erste Krise bewältigen muss, wenn es beim Sichtungstraining für den DFB-Stützpunkt durchfällt, schnürte Rieger die Schuhe im Verein. „Bis dahin habe ich bloß mit ein paar Spezln im Hof gekickt“, erinnert sich Rieger. Schon bald entwickelte der junge Bursche, der im Personalausweis Johannes heißt, aber Hansi gerufen wird, seinen Torinstinkt. „Ich habe schon in der Jugend viele Tore gemacht“, erzählt Rieger.

Als er 17 war, ließ der damalige Chefcoach Harry Reicheneder den talentierten Jungspund mal bei den Herren reinschnuppern. „Aber da bin ich nicht zurechtgekommen“, verrät Rieger, der sich anschließend spontan ein halbes Jahr Fußballabstinenz verordnete. Doch die hatte nach der 50-Jahr-Feier des FSV ein Ende. „Dann hat das so seinen Lauf genommen“, sagt der Zimmerermeister.

Fünfacher Rieger schießt den FSV Höhenrain zurück in die Kreisliga

Dem ersten Aufstieg folgte 2002 der Abstieg in die Kreisklasse. Drei Jahre später schoss der Goalgetter seinen Klub zurück in die Kreisliga. Im letzten und entscheidenden Saisonspiel empfing der FSV zu Hause den ASV Eglfing. Am Ende hieß es 5:1 für die Hausherren, Torschütze: fünf Mal Rieger. „Danach war eine riesen Party, das kannst du dir denken“, sagt der Matchwinner, als er sein „größtes Highlight“, den erneuten Kreisliga-Aufstieg im Sommer 2005, kurz Revue passieren lässt. „Das gemeinsame Feiern, das Gesellige war mir immer wichtig. Das hat immer gepasst. Das ganze Drumherum ist in Höhenrain sehr familiär. Der Zusammenhalt war immer einzigartig“, zählt Rieger ein paar Aspekte auf, die den Verein für ihn so besonders machen.

Der Verein wusste auch, was er an Rieger hatte. „Er war ein absoluter Gewinn für den Verein, in jeder Hinsicht top“, sagt Vorstand Christian Feirer. „Im Gesamtpaket haben wir, glaube ich, keinen Besseren gehabt.“ Solche Wertschätzung verbindet. Und hat es ihm wohl leicht gemacht, den Lockrufen anderer Vereine, die natürlich mitbekamen, dass da einer in beneidenswerter Regelmäßigkeit einnetzte, zu widerstehen. Mehr als ein kurzes Telefonat war für die Verantwortlichen des BCF Wolfratshausen, des TuS Geretsried und des TuS Holzkirchen, die sich allesamt irgendwann mal um den Torjäger bemühten, nicht drin. Zu intensiven Gesprächen sei es nie gekommen, sagt Rieger und betont. „Ich musste nie bequatscht werden.“ Dennoch habe er sich „im Hinterkopf“ auch dem eigenen Verein verpflichtet gefühlt. „Ein Verein, der nur eine Klasse höher spielte, wäre sowieso nie infrage gekommen. Aber beim BCF oder TuS hätte sicher keiner gemotzt, wenn ich es dort probiert hätte.“

Rückblickend räumt er ein: „Was mich im Nachhinein gereizt hätte, wäre zu sehen, ob ich in höheren Ligen mithalten hätte können. Deshalb hätte ich es machen sollen. Aber das ist jetzt kein Bedauern“, versichert Rieger.

Abstieg in die A-Klasse war für Rieger „Sportlich der Tiefpunkt“

An emotionalen Momenten fehlte es ihm in der Folgezeit auch beim FSV nicht. Aus der Kreisliga verabschiedete sich der Klub nach nur einer Spielzeit wieder. Den bittersten Moment auf dem Platz erlebte er am Ende der Saison 2012/13: Durch eine 0:4-Niederlage im Bereinigungsspiel gegen die Reserve des BCF Wolfratshausen stieg Höhenrain in die A-Klasse ab. „Das war eine riesige Enttäuschung, einfach schade. Sportlich der Tiefpunkt der letzten Jahre“, resümiert Rieger, der ein Jahr zuvor wegen einer schweren Verletzung sogar vor dem Karriereende gestanden hatte: In einem AH-Spiel gegen den FC Penzberg brach er sich das Wadenbein und das Sprunggelenk, musste in der Unfallklinik in Murnau operiert werden. „Da habe ich mir gesagt: Das war’s jetzt.“ Zu der Zeit hatte sich der Ickinger, inzwischen 32 Jahre alt, gerade als Zimmerer selbstständig gemacht, ein Haus gebaut, war Vater eines Sohnes und einer Tochter; später kam ein weiterer Sohn hinzu. „Aber ich hab’s nicht sein lassen können“, entschuldigt er lachend seinen Rückfall. So zählt der Chronist des FSV Höhenrain für den Torjäger 590 Einsätze und 465 Tore in der ersten Mannschaft. Für die Reserve war er in rund 90 Spielen 83 mal erfolgreich.

Auf der Habenseite stehen noch zwei weitere Aufstiege (jeweils nach Abstiegen von der A- zurück in die Kreisklasse) – 2014 mit seinem Ex-Mitspieler Herbert Mühr und zuletzt im vorigen Sommer mit Trainer Gerhard Gleißner. Der Coach, der mit Rieger bereits den Aufstieg 2005 begossen hatte, hatte den alten Hasen zum Relegationsrückspiel gegen den SV Krün als Unterstützung für seine junge Truppe reaktiviert.

Bei den Alten Herren geht es für Rieger weiter

Aber so richtig Schluss ist noch immer nicht. „Bei den Alten Herren spiele ich, so lange ich einigermaßen fit bin“, verspricht Rieger, der das sportliche Austragsstüberl für ambitionierte Hobbykicker vor allem wegen seines kongenialen Sturmpartners Christos Georgiadis genießt. „Zwischen uns herrscht blindes Verständnis. Es wäre interessant zu wissen, wie wir in unserer Blütezeit harmoniert hätten“, schwärmt er in Gedanken vom Zusammenspiel mit dem ehemaligen Landesliga-Kicker und aktuellen Coach des SV Münsing-Ammerland. Das Duo ist mit den Oldies zwei Mal aufgestiegen – bis in die Kreisliga, der höchsten AH-Klasse in der Zugspitzgruppe. „Da wird auf einem guten Niveau Fußball gespielt“, sagt der 40-Jährige.

Einmal FSV, immer FSV – das gilt auch nach der aktiven Spielerkarriere. Als Rieger vor einigen Jahren begann, auf dem Platz kürzerzutreten, übernahm der Angreifer auf Lebenszeit („Verteidiger ist mir nie angeboten worden“, sagt Rieger scherzhaft) im Verein den Posten des Sportlichen Leiters. In dieser Funktion musste er in der Rückrunde 2015/16 seinem langjährigen Mitstreiter und damaligen Coach Herbert Mühr die Nachricht von der Entlassung überbringen. „Das war eine ganz schwere Zeit, damit habe ich ganz schön zu tun gehabt“, versichert Rieger. „In dem Moment habe ich gewusst: Das ist nicht meins, für den Job bin ich nicht geschaffen.“ Zu einer anderen Tätigkeit im Vorstand, als Beisitzer beispielsweise, sei er gerne bereit. Aber eines sei ebenfalls gewiss: Ambitionen, in verantwortlicher Funktion an der Seitenlinie zu stehen, habe er nicht. „Ich sehe mich nicht als Trainer“, betont Hansi Rieger. „Dafür bin ich nicht der Typ.“

(Rudi Stallein)

Aufrufe: 025.6.2020, 10:00 Uhr
Isar-Loisachbote / Rudi StalleinAutor