2024-05-14T11:23:26.213Z

Ligabericht
– Foto: Joaquim Ferreira

Hängepartie in Neustadt

KOL Dieburg/Odenwald: TSV plädiert für Fortsetzung der Spielzeit / Mallorca-Reise fällt wohl ins Wasser

Für den TSV Neustadt könnte eine durchweg verkorkste Saison in der Kreisoberliga Dieburg/Odenwald nach der Spielpause doch noch eine positive Wendung nehmen. Abteilungsleiter Thomas Bernig plädiert jedoch nicht aus Eigennutz für einen Neustart der aktuellen Spielzeit.

Nach der Prügelaffäre im Sommer (wir haben berichtet) war der TSV Neustadt mit deutlich reduziertem Kader und ohne etatmäßigen Trainer in die Saison gegangen, was sich natürlich auch in der Tabelle niederschlug. Nach 18 Spielen hat der TSV lediglich fünf Punkte auf dem Konto, davon einen Sieg. Hinzu kommen der schlechteste Angriff (22 Tore) und die schwächste Abwehr (85 Gegentore). Seit dem sechsten Spieltag liegen die Neustädter auf dem letzten Tabellenplatz, der Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz beträgt zehn Punkte.

Allerdings konnte sich der TSV im Winter personell verstärken. Mit Lyon Walther (vom FV Mümling-Grumbach) sowie Spyridon Kousis und dem aktuell noch verletzten Julian McCurdy hat sich der TSV nicht nur drei neue Spieler an Bord geholt, die laut Bernig „gut passen“, hinzu kommt mit dem neuen Trainer Niko Kotsikas auch noch ein erfahrener Mann an der Seitenlinie, der bis zum vergangenen Oktober noch den VfL Michelstadt in der Gruppenliga gecoacht hatte. Nach einer guten Vorbereitung und einem soliden Auftakt gegen die KSG Georgenhausen (1:1) war der Optimismus in Neustadt groß, in den verbleibenden Spielen vielleicht doch noch etwas Boden im Abstiegskampf gut machen zu können.

„Das hätte ganz gut laufen können“, glaubt Bernig, der aber inzwischen nur noch wenig Hoffnung auf eine Fortsetzung der aktuellen Spielzeit hat. „Ich denke, dass es mit der Saison nicht weiter geht. Es ist auch derzeit das Beste, alles ruhen zu lassen. Am Ende erkrankt ein Spieler, dann muss die gesamte Mannschaft in Quarantäne, und alles beginnt von vorne. Fußball ist momentan ganz unwichtig. Wir müssen schauen, dass wir alle gesund bleiben, so lange es geht“, stellt der Abteilungsleiter klar. Ein Fünkchen Hoffnung bleibt aber doch: „Vielleicht läuft dann zum Ende der Sommerpause alles wieder normal.“

Und sollte tatsächlich im August alles wieder in gewohnten Bahnen laufen, plädiert Bernig ganz klar für einen Neustart der aktuellen Saison: „Man sollte alles auf Null setzen, so als hätte es die Saison 2019/20 gar nicht gegeben. Das ist dann für die Teams vorne schade, die hinten haben Glück, und alle anderen im Mittelfeld interessiert das nicht. Was will man denn sonst machen?“ Auch zu den den derzeitigen Methoden, die eigenen Spieler fit zu halten, hat Bernig eine klare Meinung: „Jeder macht was für sich und hält sich fit. Individuelle Trainingspläne halte ich in dieser Klasse für Schwachsinn.“

Vor den finanziellen Einbußen, die derzeit alle Vereine treffen, kann der Abteilungsleiter allerdings auch nicht die Augen verschließen. Mit dem Vereinsheim ist eine der wichtigsten Neustädter Einnahmequellen derzeit geschlossen. Auch das Schoppenturnier Anfang Juni muss wohl abgesagt werden, zudem fallen kleinere Events aus. Die Zuschauereinnahmen reichten beim TSV ohnehin meist nur aus, um die Schiedsrichter zu bezahlen. Auf sein Trainergehalt verzichtet Coach Kotsikas indes freiwillig, und immerhin spare man sich auch den üblichen Kasten Bier und die Bratwürste für die Spieler, scherzt Bernig. „Man muss natürlich auch mal schauen, wie lange die Getränke im Vereinsheim haltbar sind und versuchen, sie zum Selbstkostenpreis irgendwie loszuwerden. Das sind alles so Kleinigkeiten, an die man sonst nicht denkt.“

Beruflich kann sich Bernig, der im Fensterbau tätig ist, derzeit dagegen nicht beklagen, „wir arbeiten mehr als vorher und können uns gut aus dem Weg gehen.“ Von den Spielern sind einige im Homeoffice, die Lehrer im Homeschooling. Die bereits gebuchte Saison-Abschlussfahrt Anfang Juni nach Mallorca wird wahrscheinlich auch ins Wasser fallen.

Als Tabellenletzter muss sich der TSV natürlich auch Gedanken darüber machen, wo man in der nächsten Saison spielt. Der größte Teil der Mannschaft wird vermutlich bleiben, und auch die Gespräche mit potenziellen Neuzugängen laufen, derzeit sei das laut Bernig aber eher „eine Hängepartie“. Der Abteilungsleiter kennt auch die Gegenseite: „Die Spieler wissen ja selbst nicht, wie es in ihren Vereinen weitergeht. Konkrete Sachen kann man da derzeit nicht abschließen.“ Dennoch gibt sich Bernig optimistisch: „Ich habe ein gutes Gefühl, egal, wo wir dann nächste Saison spielen.“ Und in der Zwischenzeit gebe es ja auch noch andere Dinge im Leben: „Die ersten zwei Wochenenden ohne Fußball waren noch blöd, aber man kann sich am Wochenende auch mal anders beschäftigen“, sagt Bernig abschließend.

Aufrufe: 022.4.2020, 10:07 Uhr
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