Kammerberg – Zwei, drei Jahre wollte Gerhard Güntner helfen. Nicht länger. Doch fünfeinhalb sind es geworden. Der Technische Leiter der SpVgg Kammerberg hat in der Winterpause den zeitintensiven Posten zur Verfügung gestellt. „Ich bin einer für Projekte. Ich will Erfolg haben und nicht nur, dass etwas gemacht ist. Wir haben uns in der Bezirksliga etabliert – ich habe meinen Auftrag erfüllt“, sagt der 54-Jährige. Am Ende habe er nicht mehr für die Sache gebrannt. „Es war der richtige Zeitpunkt, um aufzuhören.“
Bei den Proficlubs arbeiten sie im Hintergrund und sind heimliche Stars – zumindest dann, wenn es läuft. Und falls nicht, werden sie gerne für den Misserfolg verantwortlich gemacht: die Kaderplaner. Sven Mislintat beim VfB Stuttgart und Michael Reschke, früher bei Bayern München und bis vor kurzem auf Schalke, gehören zu den bekanntesten Namen der Branche. Für sie geben die Bundesliga-Vereine mittlerweile Millionen aus. Im Amateurbereich kümmern sich die Technischen Leiter und Teammanager mit den Trainern um den Kader – meistens ehrenamtlich. So wie in Kammerberg.
Ums Geld ging es Güntner nie, es war die Zeit. „Ich hatte mit die meiste Arbeit im Verein“, sagt er. Nebenher ging er seinem Job nach und baute in Kammerberg ein Haus. Abteilungsleiter Robert Hartl erzählt: „Er ist nicht nur einmal zu mir gekommen und hat gesagt: ‚Robert, meine drei Jahre sind schon lange vorbei’.“ Der Verein wollte den Posten neu besetzen, musste die Jahreshauptversammlung inklusive Neuwahlen jedoch aufgrund der Corona-Pandemie mehrmals verschieben. „Im Winter hätten Spielergespräche auf dem Plan gestanden. Dieses Mal virtuell am Abend. Für die Jungs sind Zoom-Calls vielleicht normal, meine Welt ist das nicht. Ich will ihnen am Tisch in die Augen schauen“, meint Güntner. Er zog die Reißleine: „Ich habe es gerne gemacht und gut gemacht – aber jetzt ist Schluss.“
Für die Spielvereinigung begann damit die Suche nach einem Nachfolger für Güntner. „Technische Leiter hängen leider nicht an den Bäumen“, betont Abteilungsleiter Hartl. Er weiß: „Man braucht Ahnung und ein gutes Netzwerk. Und man muss auch damit klarkommen, dass die Lorbeeren andere einheimsen.“ Güntner hatte einen guten Riecher. Er hatte eine sehr gute Quote an Volltreffern. Mit dem damaligen Trainer Manuel Haupt, der 2019 zum Kreisklassisten SV Vötting gegangen ist, holte er Fußballer wie Sturm-Ass Robin Streit und Innenverteidiger-Leuchtturm Tim Bürchner nach Kammerberg.
Der vielleicht wichtigste Spieler der jüngeren Vereinsgeschichte war Martin Schön. „Martin ist für die Rückrunde 2018/19 zurückgekommen – ohne ihn wären wir damals abgestiegen“, ist sich Güntner sicher. Dank seiner Überzeugungskraft und Schöns 14 Toren in zehn Spielen gelang der Klassenerhalt. „Gerhard hat einen sehr guten Job gemacht. Er und die Trainer hatten einen großen Anteil daran, dass der Kader immer besser wurde“, sagt Hartl.
Momentan stehen die Kammerberger Kicker in der Bezirksliga Nord auf Platz sechs. Vor fünf Jahren wäre das ein Erfolg gewesen, mittlerweile ist es normal. Unter Matthias Koston wurde der Kader weiter verjüngt. Koston, seit Beginn dieser Saison Spielertrainer der SpVgg, hat wie Güntner ein gutes Netzwerk und wird dessen Aufgaben übernehmen. Schatzmeister Klaus Kollmair ist bei den Partien dabei und als Teammanager Ansprechpartner für die Spieler. Und Güntner? Er wird die Heim- und Auswärtspartien weiterhin verfolgen. „Aber ich muss nicht eineinhalb Stunden vorher zum Treffpunkt da sein, sondern kann pünktlich zum Anpfiff kommen.“
Als Aktiver ein Top-TorjägerGerhard Güntner war übrigens auch als Aktiver ein Ass: In der Saison 1992/93 erzielte der Goalgetter für den C-Klassen-Meister SpVgg Kammerberg 32 Treffer – und sicherte sich so die bei den Amateurkickern rund um Dachau ungemein begehrte Torjägerkanone der Dachauer Nachrichten. Nur wenige Wochen darauf wechselte Güntner von Kammerberg zum Bezirksligisten TSV Jetzendorf – auch dort hatte man vom sprichwörtlichen Torriecher des Vollblutstürmers gehört.
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