2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
– Foto: Helmut Weiderer

Gust Kagerbauer: Der vierfache Meistermacher des SC Zwiesel

Trainer, die man kennt (1): Mit der SpVgg Ruhmannsfelden schaffte er den Klassenerhalt in Liga vier, mit seinem Heimatverein wurde er viermal Meister

Die Corona-Pandemie hat den Spielbetrieb im Amateurfußball aus den Fugen gehoben. FuPa nutzt die spielfreie Zeit, um einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. Nach der erfolgreichen Portrait-Serie über ehemalige Spielergrößen des niederbayerischen Fußballs nehmen wir nun bekannte Übungsleiter unter die Lupe. Im ersten Teil geht es um Gustav Kagerbauer (67), der vor allem mit seinem Heimatverein SC Zwiesel großartige Erfolge feierte.

Schönste Saison deiner Trainer-Laufbahn?
Rückblickend gibt es drei herausragende Momente: Der sensationelle Landesliga-Erhalt 1989 mit der Spvgg Ruhmannsfelden in der damaligen 4. Liga mit Matches gegen den SSV Jahn Regensburg oder Spvgg Fürth im ehrwürdigen Ronhof. Dann die vier Meistertitel mit dem SC Zwiesel, mit dem Höhepunkt 2007 nach einer Klassesaison mit Reinhard Schreder, Christian Lender und Sebastian Stöberl als phänomenales Offensiv-Dreieck. Auch die unzähligen Kameradschaftsabende beim TSV Klingenbrunn mit Akteuren wie Kaufmann, Blöchinger oder Winterstetter waren klasse und nicht zu toppen.


Welcher Spieler, hat dich in deiner Zeit als Übungsleiter besonders beeindruckt?
Da gibt es mehrere: Johnny Hies bei der Spvgg Ruhmannsfelden, der als 18-Jähriger die Landesligaverteidiger mit seiner Schnelligkeit vernaschte, Thomas Linzmeier und Jochen Weigl, die beide anschließend den höherklassigen Fußball prägten, Sepp Dötsch, Manfred König und Christian Lender mit ihrer Treffsicherheit, Bernhard Perl mit seinem Ehrgeiz, seiner Loyalität und Defensivstärke und Franz Raith als Abwehrchef.


Bei welchem Verein hattest du deine schönste Zeit?
Letztendlich bei meinem Verein dem SC Zwiesel, denn dort war ich in allen Funktionen unterwegs und der Verein ist eben meine große (Fußball-) Liebe.


Mit welchem Abteilungsleiter/Manager hast du besonders gerne zusammengearbeitet?
Ich hatte mit allen Abteilungsleitern ein sehr gutes Verhältnis. Dr. Will Kaspar war bei der Spvgg Ruhmannsfelden ein ausgewiesener Fachmann, verlässlich und immer konstruktiv. Walter Eder aus Klingenbrunn, ein herzensguter Mensch, der sich um alles kümmerte und in Rabenstein vergesse ich nie die angenehme Art von Reinhard Weinberger und Alfred Zellner. In Zwiesel war ich gleichzeitig immer auch Chef, das war natürlich ohne Konflikte. (schmunzelt)


Hast du irgendetwas in deiner Laufbahn bereut?
Alles hatte zu seiner Zeit einen Sinn.


Gibt es ein Spiel, das du nie vergessen wirst?
Zwei Derbys: SpVgg Deggendorf gegen Spvgg Ruhmannsfelden, ein ganz besonderes Spiel für die Ruhmannsfeldener, das wir in der Landesliga mit 4:3 an einem Freitagabend gewannen und die Nacht wurde damals in Ruhmannsfelden zum Tag. Unvergessen ist auch das Bayerwald-Derby mit dem SC Zwiesel gegen den FC Sturm Hauzenberg mit Wiesmeier, Drexler und Kameraden. Wir lagen im Jahnstadion zur Pause mit 1:3 hinten. In der Kabine hatte ich ein Bild vom Zwieseler Ritter, der nie verliert, aufgehängt. Ich deutete nur auf das Bild und am Ende siegten wir 4:3 – Manfred König sei Dank.


Früher war im Fußball alles besser - wie denkst du über diese heutzutage gerne aufgestellte Behauptung?
Sicherlich ein falsche Vorstellung. Früher war alles anders: mehr Kameradschaft, weniger Vereinswechsel, die Treue zum Verein war wichtig, Die Spieler machten sich Gedanken um ihren Heimatverein und halfen mit, dass es vorwärts ging. Fußballerisch kann man es nicht vergleichen, dazu hat sich die Spielweise zu sehr verändert.


Welche Art der Mannschaftsführung favorisiert du bzw. hast du favorisiert?
Fußball und Mannschaftsführung lebt vom Reden miteinander, vom Einbinden der starken Persönlichkeiten. Fußball ist keine Diktatur, wo nur einer vorgibt und alle müssen kuschen. Trotzdem achte man in der einer führenden Position auf Disziplin, Loyalität und Akteure mit eigener Meinung. Ich habe immer viel geredet, überzeugt und die Meinung anderer mit ins Konzept aufgenommen, dafür aber absolute Disziplin und Gemeinschaftsgeist verlangt.


Wie hat dich ein Spieler auf die Palme bringen können?
Mit Unehrlichkeit und Unzuverlässigkeit. Ich musste mich auf einen Spieler zu 100 Prozent verlassen können.


Gibt es im Profibereich einen Trainer, den du richtig gut findest?
Natürlich Jürgen Klopp mit seinen Motivationskünsten - wenn alles stimmt, was man so hört. Dazu Hansi Flick, den ich als Fachmann und Menschenfänger sehr schätze und Julian Nagelsmann, sicherlich ein Fachmann, von dem man noch einige Karrieresprünge erwarten darf.


Größte Enttäuschung deiner Karriere?
Dass ich in meiner letzten Trainerstation beim SC Zwiesel im Herbst 2017 nach zehn Spielen ohne Niederlage auf Tabellenplatz zwei in der Kreisliga aus gesundheitlichen Gründen die sehr willige Mannschaft abgeben musste.


Was hältst du von dem Trend, dass immer mehr Vereine auf sehr junge Spielertrainer setzen?
Die jungen Fußballer ticken ein bisschen anders. Man kann auch als älterer Trainer Zugang finden, doch junge Spielertrainer haben es hier leichter. Ich finde es richtig. Früher gab es nur wenige überragende Fußballer, die als Spielertrainer agierten, heute findet man auf diesem Gebiet einfach mehr, die sich engagieren.





Zur Person:
Gustav Kagerbauer machte seine ersten Erfahrungen als Trainer im Jugendbereich des SC Zwiesel. Von 1978 und 1982 betreute er die damals in der Bayernliga spielenden A-Junioren. In der Spielzeit 1982/1983 coachte der spätere Rektor der Grundschule Lindberg die SC-Reserve und war in der Saison 1984/1985 dann für das A-Team verantwortlich, das seinerzeit in der Landesliga, die damals die vierthöchste Spielklasse war, um Punkte und Tore kämpfte. Nach zwei Jahren beim TSV Klingenbrunn betreute Gust Kagerbauer eine Spielzeit die SpVgg Rabenstein, ehe er den Lockruf der SpVgg Ruhmannsfelden folgte. Mit dem Landesliga-Neuling schaffte der Pädagoge sensationell den Klassenerhalt, trat aber dann im darauffolgenden Jahr während der laufenden Runde bei den Lerchenfeldkickern zurück.

Zwischen 1990 und 2017 betreute Kagerbauer mehrmals den SC Zwiesel, mit dem er insgesamt vier Meisterschaften feiern konnte. Zudem fungierte der mittlerweile pensionierte Lehrer bei den Rot-Weißen mehrere Jahre als Vorstand und Abteilungsleiter. Auch für den Fußballverband ist der Zwieseler seit geraumer Zeit aktiv. Nach längerer Zeit als Bayerwald-Kreisspielleiter ist er mittlerweile im Verbandsspielausschuss ein ganz wichtiger Mann.

Aufrufe: 029.5.2020, 14:30 Uhr
Thomas SeidlAutor