2024-07-25T15:23:38.261Z

Allgemeines

Günter Lanzinger: Ein Mann für die schwierigen Spiele

DFB-Sonderpreis für Günter Lanzinger

Freising – Bei der Verleihung des DFB-Sonderpreises für langjährige ehrenamtliche Tätigkeit am 21. Februar war auch Günter Lanzinger von der SG Eichenfeld mit dabei.

Wer in der Region Fußball spielt oder in den letzten Jahrzehnten Fußball gespielt hat, kennt den Freisinger Günter Lanzinger – früher als Spieler oder Spielertrainer, dann vor allem aber als eine Schiedsrichterinstitution mit einer ungeheuren positiven Autorität auf dem Fußballplatz.

Auszeichnungen hat Günter Lanzinger schon einige erhalten: Vor rund neun Jahren aus den Händen des damaliger Freising OB Dieter Thalhammer eine Ehrung durch die Stadt Freising. 2014 ernannte ihn die SG Eichenfeld zum Ehrenmitglied (40 Jahre Mitgliedschaft und 20 Jahre Kassenprüfer). Und bei der Schiedsrichtergruppe Freising ist er ebenfalls Ehrenmitglied. Günter Lanzinger zeigte sich überrascht, dass ihm jetzt diese ganz besondere Auszeichnung vom DFB zuteil und er dadurch herausgehoben wurde. Den Rummel um seine Person liebt er gar nicht, lieber arbeitet er im Hintergrund. „Vor allem weiß ich bis heute nicht, wer mich für den DFB-Sonderpreis vorgeschlagen hat“, so Lanzinger. „Unser SGE-Vorsitzender Dietmar Buchta war es nicht, auch niemand von der Freisinger Schiedsrichtergruppe. Und auch Robert Schraudner vom Fußballbezirk Oberbayern, der in der Allianz-Arena die Ehrungen vornahm, konnte es mir nicht sagen.“

Auch wenn sich Günter Lanzinger stets sehr bescheiden gibt, gefreut hat er sich über alle Auszeichnungen immer: „Vor allem über die Auszeichnung jetzt vom DFB unter Beisein und persönlichem Händedruck von Landtagspräsidentin Ilse Aigner und Giovane Elber. Das hat mich innerlich schon stolz gemacht. Die Veranstaltung in der Allianz-Arena vor dem Spiel gegen Paderborn war schon ein besonders Erlebnis. Der DFB hat sich hier richtig ins Zeug gelegt.“

Lanzinger kann auf ein langes Sportler-Leben zurückblicken. Das kleine Einmal-Eins des Fußballs hat er beim Sportclub Freising gelernt. Nach der Jugend gehörte er der legendären Erfolgsmannschaft des Sportclubs an, die von der B-Klasse in die Landesliga aufstieg und dafür sorgte, dass zu den Spielen damals oft mehr als tausend Zuschauer in die Luitpoldanlage kamen. Lanzinger war als Verteidiger eine feste Größe des Teams. Mit 35 Jahren verließ er den Sportclub und suchte als Spielertrainer bei der SG Eichenfeld eine neue Herausforderung. Die SGE ist dann auch seine neue Sportheimat geworden. Er betätigte sich als Nachwuchstrainer, bildete den Schiedsrichternachwuchs aus und war mit dabei, als bei der SGE die Tennisabteilung gegründet wurde.

Seit 1975 ist Lanzinger, der über 40 Jahre in München als Banker tätig war, als Schiedsrichter unterwegs. Er wird von den Fußballern geschätzt und genießt eine uneingeschränkte Autorität. Wenn man mit ihm über das Schiedsrichtern spricht, sprudelt es nur so aus ihm heraus. Es fallen ihm viele Geschichten ein. Er ist nach wie vor Schiedsrichter mit Leib und Seele. Und er hat sich schon immer mit der Psychologie des Schiedsrichterns intensiv beschäftigt. Lanzinger vergleicht es mit einem Beratungsgespräch in der Bank. Man müsse eine knifflige Entscheidung transparent einem Spieler begründen. Statt sofort gelbe oder rote Karten zu zücken, spricht Lanzinger lieber mit dem betroffenen Spieler. „Man braucht ein Gespür, wie man mit Menschen umgeht. Das kann man nur bedingt lernen, das muss einem in die Wiege gelegt sein“, ist Lanzinger überzeugt. Weil er so ein extrem großes Ansehen genießt, hat er immer auch vom Schiedsrichtereinteiler die schwierigen Spiele erhalten, die keiner pfeifen wollte.

Im April wird Günter Lanzinger 77 Jahre alt. Sportmüde ist er noch längst nicht, ganz im Gegenteil. Dienstags, donnerstags und samstags stehen jeweils zwei Stunden Tennis auf dem Programm. „Samstags dann mit einem après, d.h. nach dem Tennis setzen wir uns zusammen und es gibt Kaffee und ein Glas Prosecco.“ Am Sonntag ruft dann die Schiedsrichterpflicht. „Am Mittwoch pfeife ich Jugendspiele und am Freitag meistens AH-Spiele.“

In Zeiten der Corona-Krise kann Günter Lanzinger sein sportliches Pensum nicht mehr einhalten. Das bedauert er sehr. Er hat sich jetzt ein Alternativprogramm gesucht. Zusammen mit seiner Frau kann man ihn jeden Tag auf den Tennisplätzen der SG Eichenfeld finden. Aber nicht zum Tennisspielen. Zwei Stunden pro Tag sind sie dabei, die Tennisplätze auf Vordermann zu bringen, damit sie in einem top Zustand sind, wenn es nach der Corona-Krise mit dem Sport wieder beginnen kann.

Die DFB-Ehrung hat Günter Lanzinger auch ein wenig zum Nachdenken gebracht: „Mir ist im Rückblick besonders wichtig, dass ich bei den vielen Begegnungen mit Menschen, die man im Berufsleben, im Sport als ehemaliger Fußballer, seit 45 Jahren als noch aktiver Fußball-Schiedsrichter, beim Hobby als Tennisspieler und als Sänger – seit mehr als 20 Jahren singe ich im Chor der Wieskirche Freising – eine gute Erinnerung bei allen Beteiligten hinterlassen und deren innere Wertschätzung verdient habe.“

Im bisherigen Leben von Günter Lanzinger gab es nicht nur unzählige Höhepunkte und schöne Erlebnisse. Er hatte auch Tiefen zu meistern. „Ich konnte alles gut bewältigen, weil mir ein vorwiegend harmonisches Familienleben beschieden war“, so Lanzinger. „Das Verständnis für den Anderen und, wenn es angebracht war, ein stilles Gebet nach oben, haben mir immer Kraft und positive Überzeugung gegeben, das Richtige zu tun oder getan zu haben.“

Günter Lanzinger blickt deshalb mit viel Humor, Freude und Optimismus nach vorne und ist überzeugt, alles Kommende erfolgreich zu bewältigen

Aufrufe: 014.4.2020, 11:00 Uhr
Freisinger Tagblatt / Peter SpanradAutor