2024-04-30T13:48:59.170Z

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Englands Raheem Sterling (M.) erzielt das 1:0, Mats Hummels (l.) und Torwart Manuel Neuer haben das Nachsehen.
Englands Raheem Sterling (M.) erzielt das 1:0, Mats Hummels (l.) und Torwart Manuel Neuer haben das Nachsehen. – Foto: Frank Augstein

„Emotionslos, ohne Mumm und Esprit“ – Stimmen zum deutschen EM-Aus

Stimmen nach dem EM-Aus

Die deutsche Nationalmannschaft ist bei der EM ausgeschieden. Sportler und Funktionäre aus dem Landkreis Freising gehen mit der DFB-Elf hart ins Gericht.

Landkreis – Die Ära von Jogi Löw als Bundestrainer ist seit Dienstagabend vorbei. Die Nationalmannschaft unterlag im Achtelfinale den Engländern mit 0:2 und schied damit bei der Europameisterschaft aus. Für viele im Landkreis keine große Überraschung.

■ Torsten Horn, Großfeld-Jugendgruppenspielleiter der Spielgruppe Freising:

Portraitfoto von Torsten Horn.
Portraitfoto von Torsten Horn. – Foto: Rainer Lehmann

„Deutschland ist völlig zurecht ausgeschieden. Wenn ich hinten offen wie ein Scheunentor bin und vorne die Tore nicht mache, was soll da gelingen? Und wenn ich dann sehe, wie einige Spieler rumlaufen und wie lustlos die spielen – da muss man froh sein, dass man überhaupt ins Achtelfinale gekommen ist. Ich finde auch, dass das mit den viel gepriesenen deutschen Tugenden diesmal nicht viel zu tun hatte. Jeder muss für jeden kämpfen – das war bei uns nicht so. Deshalb bin ich echt nicht traurig, dass dieses Team ausgeschieden ist.“

■ Christian Hobmeier, Trainer des Fußball-Kreisligisten TSV Au:

„Ich finde, Deutschland gegen England war das schlechteste Achtelfinalspiel, das ich bei dieser EM gesehen habe. Da waren die anderen Partien deutlich schneller, intensiver und spannender. Das war kein gutes Spiel von beiden Seiten. Meiner Ansicht nach wollte keine Mannschaft den ersten Fehler machen. Es war eigentlich klar, dass der, der den ersten Treffer macht, auch die Partie gewinnt. Insgesamt war es ein schwacher EM-Auftritt der deutschen Mannschaft – und Jogi Löw hat mit seiner Leistung tatkräftig dazu beigetragen, dass wir ausgeschieden sind.“

■ Otto Heinz, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Erding-Freising:

„In Summe waren im DFB-Team sicher lauter super Spieler, aber vielleicht haben das absolute Feuer und der unbedingte Wille gefehlt. Deshalb ist der Funke auf uns Fans auch nicht richtig übergesprungen, weil man nicht das Gefühl hatte, dass die Mannschaft alles gegeben hat. Im Gegensatz beispielsweise zum Eishockey, wo das DEB-Team bei der WM gebrannt und die Fans mitgerissen hat. Generell ist so eine Veranstaltung wie diese EM fragwürdig. Wenn man bedenkt, welche Einschränkungen jeder Einzelne oder die Wirtschaft derzeit noch akzeptieren muss, und dann sieht, welche Forderungen die UEFA an die Ausrichter stellt, dann ist dieser Verband sehr weit weg vom normalen Fan. Es ist dem Bürger kaum vermittelbar, dass Dinge wie Pandemieschutz oder Steuergesetze extra für solche Events geändert werden.“

„Das Ausscheiden kam nicht überraschend.“

■ Joe Sanders, Judo-Trainer bei der SG Moosburg:

„Ich fand das Spiel der Deutschen grausam. Das Ausscheiden kam nicht überraschend. Wir hatten auch gegen England wieder zu viel Respekt, waren zu zögerlich und haben es nicht geschafft, Druck zu entwickeln. Dabei haben wir das gar nicht nötig, denn wir haben ja eigentlich gute Spieler im Kader.“

■ Margit Wisheu, Vorsitzende des Skiclubs Mauern:

Portraitfoto von Margit Wisheu auf der Skipiste
Portraitfoto von Margit Wisheu auf der Skipiste – Foto: privat

„Die deutsche Mannschaft hat es gegen England zumindest in den ersten 25 Minuten versucht. Sie hat etwas offensiver mit gefährlichen Pässen nach vorne agiert und nicht immer nur dieses Hintenrum-Gespiele praktiziert. Aber es hat halt nicht gereicht. Natürlich ist das schade, weil es insgesamt recht ausgeglichen war. Müller und Werner hatten jeweils die Chance zum Tor, aber das sind halt keine Lewandowskis. Es bleibt dabei, wir haben keinen echten Mittelstürmer, wie früher Miro Klose. Das fehlt uns heute, auch die Frische und der totale Wille haben in der zweiten Halbzeit etwas gefehlt. Ich hatte mir insgesamt mehr erhofft, aber letztlich war wohl nicht mehr drin als das Achtelfinale.“

■ Gregor Tomasik, Sportleiter bei den Eishacklern der Black Bears Freising:

Portraitfoto von Gregor Tomasik.
Portraitfoto von Gregor Tomasik. – Foto: Dieter Michalek

„Meiner Meinung nach hatte Deutschland den Einzug ins Achtelfinale schon gar nicht verdient gehabt. Die hätten das Ungarn-Spiel schon verlieren müssen. Wie in den Partien davor habe ich auch gegen England die Taktik von Jogi Löw nicht verstanden. Für mich gehörte Deutschland bei dieser EM nie zum Favoritenkreis. Die Engländer wirkten im Achtelfinale spritziger und haben ihre Chancen effektiv genutzt.“

■ Martin Ricks, Teammanager bei den Kreisliga-Fußballern des BC Attaching:

„Wenn man mit nur einem Sieg aus vier Partien rausgeht, dann muss man schon sagen, dass für die Qualität, die in dieser Mannschaft steckt, das Ausscheiden im Achtelfinale enttäuschend ist. Für mich als Laien hat sich das so dargestellt, dass Aufwand und Ertrag im deutschen Spiel in keinem Verhältnis standen. Da hat mir die Stabilität und die Balance gefehlt. Wir waren hinten nie wirklich sattelfest. Den Gegnern ist es gefühlt zu leicht gefallen, gegen uns zu Torchancen zu kommen. Im krassen Gegensatz dazu haben wir nach vorne viel Aufwand betrieben, was aber häufig recht statisch wirkte, und wir haben uns trotzdem extrem schwer getan, Chancen zu kreieren.“

„Das war mit Abstand das schwächste Achtelfinale bei diesem EM-Turnier.“

■ Michael Stiller, Trainer des Fußball-Kreisligisten TSV Allershausen:

„Das deutsche Achtelfinale war ein Spiegelbild unserer ganzen EM. Das war emotionslos, ohne Mumm und Esprit. Gegen eine biedere englische Mannschaft habe ich überhaupt keinen Willen gesehen, diese zu bekämpfen. Das war Not gegen Elend, beide Teams haben wenig gezeigt und nicht gut Fußball gespielt. Das war mit Abstand das schwächste Achtelfinale bei diesem EM-Turnier. Letztendlich ist Deutschland verdient ausgeschieden.“

Josef Fuchs

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Aufrufe: 030.6.2021, 13:57 Uhr
Josef FuchsAutor