2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Nimmt zum Saisonende seinen Hut – beziehungsweise Cap und Regenschirm: Günter Bayer will sportlich kürzer treten.
Nimmt zum Saisonende seinen Hut – beziehungsweise Cap und Regenschirm: Günter Bayer will sportlich kürzer treten. – Foto: Archiv Peter Weber

Günter Bayer: „Das Hauptaugenmerk muss dann wohl oder übel auf Platz zwei liegen“

Trainer verlässt im Sommer den SC Oberweikertshofen

Es wird quasi die Abschiedstournee von Coach Günter Bayer: Der bald 69-jährige Trainer des SC Oberweikertshofen nimmt nach der Frühjahrsrunde seinen Hut und will sportlich kürzer treten.

Oberweikertshofen – Seine Mannschaft möchte ihm zum Abschied den Aufstieg in die Landesliga schenken. Wie er selbst die Lage einschätzt, beantwortet der Übungsleiter im Interview mit dem Tagblatt.

Die Vorbereitung ist vorbei, jetzt beginnt wieder der Ernst der Punkterunde. Steht die Mannschaft da, wo sie aus Ihrer Sicht stehen soll, Herr Bayer?

Ich habe ja schon einige Vorbereitungen hinter mich gebracht, aber dieses Mal war es schon ein bisschen außergewöhnlich. Neben den üblichen Verletzungen, Krankheiten, Prüfungen und arbeitsbedingten Ausfällen kamen auch einige Corona-Fälle dazu. Diese Spieler mussten in Quarantäne und waren zehn bis 14 Tage lang aus dem Trainings- und Spielrhythmus gerissen – und das bei einer fünf- oder sechswöchigen Vorbereitung. Da kann man sich vorstellen, dass das alles andere als angenehm ist. Darum bin ich auch nicht ganz zufrieden. Ich hätte mir gewünscht, dass mehr Spieler mehr Trainingseinheiten und mehr Testspiele in den Knochen haben, als das jetzt der Fall ist. Jetzt müssen wir schauen, dass wir unseren Kader von 16 oder 17 Leuten in die Spur bringen, denn was mir zuletzt zur Verfügung stand, war sichtlich zu wenig.

Beim finalen 3:0-Testspielsieg in Kammerberg waren nur zwölf Spieler dabei.

Wir haben teils längerfristige Ausfälle, teils waren es kurzfristige Gründe und Absagen, wie eine Mittelohrentzündung oder Klausuren. Das summiert sich und schon stehen gerade noch zwölf Leute da. Da macht man sich natürlich Sorgen und ärgert sich. Das letzte Testspiel soll ja immer so eine Art Generalprobe sein. Aber man kann dann nicht das machen, was man sich vorgenommen hat.

Zum Saisonstart gegen Raisting wird dann wohl wieder eine andere Elf auf dem Platz stehen, als bei den Vorbereitungsspielen, oder?

Es wird der eine oder andere Spieler dazukommen, was auch unbedingt nötig ist. Bei fünf erlaubten Auswechslungen sollte man auch mindestens fünf Leute auf der Bank haben. Wir brauchen uns da aber auch nichts vormachen: Bei den Rückkehrern fehlt es dann natürlich beim physischen Aspekt. Wenn ich nicht voll trainieren kann und immer wieder ausfalle, kann ich auch nicht sagen, ich sei 100 Prozent fit. Aber wir werden versuchen, das Beste rauszuholen.

Mit Mayande „Sally“ Sall ist der beste Torschütze zu Türkspor Augsburg gewechselt, dafür ist Mehmet „Memo“ Ayvaz wieder zurück.

Das Sally uns nicht mehr zur Verfügung steht, war zu erwarten. Er war im Prinzip bis zur Winterpause bei uns zwischengeparkt. Fakt ist schlicht und ergreifend, dass unser bester Torschütze nicht mehr da ist. Zum Glück blieb der Kontakt zu Memo Ayvaz immer bestehen. Man hat sich getroffen, miteinander telefoniert, er hat bei uns auch immer wieder mal zugeschaut. Nachdem sich bei ihm beruflich etwas geändert hat und er keine Schichtarbeit mehr hat, ist er für uns natürlich wieder ein Thema geworden. Memo hat fleißig trainiert und macht einen fitten Eindruck. Jetzt hoffen wir, dass er das auch im Spiel rüberbringt.

Noch ein Wort zu Neuzugang Dominik Danowski?

Er trainiert bereits seit Oktober bei uns mit. Ich kenne ihn als Jugendspieler vom SV Mering, kenne auch seine Eltern ganz gut. Es hat ihm so gut gefallen und er hat im Training auch einen guten Eindruck hinterlassen, sodass wir ihn in unseren Kader aufgenommen haben. Das war auch gut so, er hat eine sehr gute Vorbereitung hinter sich und in den Testspielen auch schon zwei Tore erzielt. Er ist unglaublich engagiert und motiviert und damit sicherlich einer, der gut zu uns passt.

Der SCO ist aktuell Zweiter. Schielen Sie noch auf Platz eins und den direkten Aufstieg?

Für den ersten Platz müsste bei Spitzenreiter Denklingen in der Rückrunde schon einiges schief laufen. Die Mannschaft ist in sich gefestigt. Wenn keine Leistungsträger ausfallen, dann wird es verdammt schwer, sie da vorne noch einmal weg zu bekommen. Das Hauptaugenmerk muss dann wohl oder übel auf Platz zwei liegen. Ich bin ein eher ruhigerer und realistischer Typ und rede nicht so viel über den Aufstieg. Er ist unser Ziel, aber wir wissen, dass es sehr, sehr schwer wird. Wir haben einige gute Mannschaften im Nacken, die das gleiche Ziel verfolgen. Es ist erst einmal wichtig, dass wir gut aus der Winterpause kommen, um zu dokumentieren, dass wir da sind. Und dann hoffen wir, dass es gut läuft und wir von Verletzungen verschont bleiben.

Die Pandemie ist nicht vorbei. Befürchten Sie, dass Corona über den Aufstieg entscheidet?

In der Vorbereitung war Corona tatsächlich noch ein erheblicher Faktor. Wenn Frühjahr und Sommer kommen, soll die Situation ja angeblich wieder besser werden. Wir werden nach wie vor alles tun, damit an die Mannschaft nichts heran kommt. Wir testen viel, passen auf, die Spieler werden immer wieder an ihre Verantwortung erinnert. Denn wenn einer in Quarantäne muss, bedeutet das, dass er mindestens zwei Spiele und fünf bis sechs Trainingseinheiten verpasst. Wenn es in Mannschaften den einen oder anderen Leistungsträger erwischt, kann das durchaus entscheidend sein. Ich hoffe aber, dass die Fachleute recht haben und sich die Corona-Pandemie ein bisschen beruhigt.

Herr Bayer, Sie hören zum Saisonende als Trainer auf. Wie hat die Mannschaft auf die Ankündigung reagiert?

Das müsste vielleicht besser die Mannschaft selbst beantworten. Ich hatte den Eindruck, dass der eine oder andere vielleicht schon ein bisschen enttäuscht war, weil aus meiner subjektiven Sicht eine tolle Beziehung zwischen Mannschaft und Trainer herrscht. Unisono kam aber von allen Spielern, dass sie mir ein schönes Abschiedsgeschenk in Form des Aufstiegs machen wollen. Sie sollen dabei aber auch an sich denken, denn eine Meisterschaft und Aufsteigen ist das Schönste, was man im Fußball erreichen kann. Wenn sie nebenbei dem alten Coach ein Abschiedsgeschenk machen, dann haben wir alles richtig gemacht. (Andreas Daschner)

Aufrufe: 011.3.2022, 08:33 Uhr
Andreas DaschnerAutor