2024-05-10T08:19:16.237Z

Spielvorbericht
Ein Sinnbild der Schleizer Tugenden: Trainer Roger Fritzsch - kämpferisch und willensstark.
Ein Sinnbild der Schleizer Tugenden: Trainer Roger Fritzsch - kämpferisch und willensstark. – Foto: © Brennpunkt Orange

Großer Platz! Was macht die Kraft?

Endlich wieder Fußball! Und dann geht es auch direkt um die Wurst, wenn am Freitagabend der SV 09 Arnstadt den FSV Schleiz empfängt.

In der Oberliga-PlayOff-Runde geht es für den Thüringenliga-Zweiten und -Dritten der abgebrochenen Corona-Saison 20/21 um den Einzug ins Endspiel. Dabei sind sich beide Trainer einig, dass es ein kräfteaufreibendes und enges Spiel wird.

Als Favorit geht für die meisten Kenner des Thüringer Amateurfußballs wohl der SV 09 Arnstadt in das Direktduell. Doch nach sieben Monaten Fußballpause gibt es in beiden Lagern viele Fragezeichen. Zudem haben beide Vereine in der letzten Saison gar nicht gegeneinander auf den Platz gestanden. Ein paar Eindrücke vom Gegner verschafften sich die Verantwortlichen deshalb durch Spielbeobachtungen am letzten Wochenende. „Beobachtet ist übertrieben. Ich habe mir einen persönlichen Eindruck verschafft. Und mir wurde das bestätigt, was ich vorher so gehört habe. Schleiz verfügt über eine geschlossene Truppe. Sie treten wie ein typischer Aufsteiger auf: geschlossen, eklig, kommunikativ und zweikampfstark“, beschreibt Arnstadts Martin Hauswald den ersten Pflichtspielgegner im Jahr 2021.

Für sein Gegenüber Roger Fritzsch ist der Gastgeber der klare Favorit. „Arnstadt kommt klar über die spielerische Komponente. Unser Spiel lebt von der Athletik und Physis. Diese innerhalb von zwei Wochen wieder auf das Niveau der Vorsaison zu bekommen, ist aussichtslos. Arnstadt kann das besser kompensieren und hat in meinen Augen ganz klare Vorteile“, blickt der Schleizer Aufstiegstrainer auf das Spiel am Freitagabend. Aber vorher die Flinte ins Korn werfen wäre keine Schleizer Attitüde. Er selber hat zwar Arnstadt beim Testspiel gegen Fahner Höhe (1:4) letztes Wochenende nicht beobachtet, aber einen „Späher“ vorbeigeschickt.

Der Schleizer Erfolgscoach sieht neben der spielerischen Überlegenheit weitere Faktoren, die für die Nullneuner sprechen. Ein Knackpunkt bei einer Temperatur von über 30 Grad könnte auch der große Platz werden. Denn die Partie findet nicht am Obertunk sondern im großen Jahnstadion statt. „Jeder weiß wie intensiv wir Fußball spielen. Der große Platz ist da für uns eher ein Nachteil. Wir wollen aber so lange wie möglich Paroli halten“, sagt Fritzsch zum Faktor „Platz“. Ein enges Duell erwartet Martin Hauswald: „Wenn die Partie in Richtung Halbzeit Zwei offen bleibt, spielt die Kraft wohl eine entscheidende Rolle. Ich erwarte ein enges Spiel. Ein Wechsel, eine Standard oder die individuelle Klasse können eine solche Partie entscheiden. Jeder Fehler kann entscheidend sein. Man muss immer hellwach sein.“

In beiden Lagern schwingt aber jede Menge Vorfreude mit. Denn nach über sieben Monaten Fußball-Entbehrung herrscht eine Art Aufbruchstimmung. „Wir sind motiviert und heiß. Es ist eine Freude wieder Fußball zu spielen und dann gleich so ein Highlight. Die Begeisterung im Vereinsumfeld ist spürbar. Das sind doch die schönsten Spiele bei einem würdigen Rahmen", sagt Martin Hauswald. Dafür sorgen sicher auch die frenetischen Anhänger der Gäste. Bis zu 300 Fans aus Schleiz nehmen wohl die zweistündige Reise auf sich. „Zu Hause wäre das schon eine andere Nummer. Aber wir werden am Freitag alles reinwerfen und wollen unsere Fans nicht enttäuschen. Uns wird aber die brutale Wucht und das Läuferische noch fehlen. Das ist nach sieben Monaten einfach nicht da, wo es sein müsste“, sagt Fritzsch weiter.

Personell hat der Schleizer Übungsleiter einige Kopfschmerzen. Hinter Leistungsträgern wie Frank Gerisch und Thomas Liebold stehen Fragezeichen. Auch bei Sebastian Tens und Nicky Eichelkraut sind nach muskulären Problemen die Einsätze gefährdet. Definitiv fehlen werden Robby Kögler, Christian Göller und Lukas Lange. „Wir haben aktuell zwei angeschlagene Spieler. Ich denke und hoffe aber, dass bis Freitag alle fit sind“, scheint die personelle Situation bei den Nullneunern entspannter.

Die Planungen für die neue Saison laufen bei beiden Vereinen ligaunabhängig von einem möglichen Aufstieg. „Natürlich würden wir gerne die Oberliga angehen. Aber es kann viel passieren. Auf der einen Seite konnte man sicher nie so schnell aufsteigen. Auf der anderen Seite kann man über eine Saison aber auch Fehltritte ausgleichen. An unseren Planungen und Entwicklungen im Verein wird sich nicht viel verändern - ob wir aufsteigen oder nicht“, blickt Hauswald auf den möglichen Gang in die fünfte Liga. „Es wäre vermessen sich jetzt schon Gedanken über Sonntag zu machen oder die Oberliga. Wenn es so kommen sollte, haben wir nach Abpfiff noch genug Zeit“, stellt Roger Fritzsch klar den Fokus auf Freitagabend und lässt (noch) keine Oberliga-Träume zu. „Wir wollen unter Beweis stellen, dass wir Platz Drei in der abgebrochenen Saison nicht geschenkt bekommen haben. Natürlich wissen wir auch, dass ohne Corona keiner bei uns über Oberliga reden würde. Wir wollen den Tag genießen und Demut walten lassen“, unterstreicht der Schleizer Coach abschließend nochmals die Außenseiter-Rolle seiner Elf.

Aufrufe: 017.6.2021, 17:00 Uhr
André HofmannAutor