2024-05-23T12:47:39.813Z

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Jose Henrique Nogueira Vieiraträgt bei den Wölfen dieRückennummer zehn.  TSV Gräfelfing
Jose Henrique Nogueira Vieiraträgt bei den Wölfen dieRückennummer zehn.  TSV Gräfelfing

Gräfelfings Brasilianer Vieira verspricht 20 Saisontore

29-Jähriger wurde mit Trikotnummer zehn gelockt

Es gibt da scheinbar ein gewisses Muster bei Fußballern aus Brasilien. Hält man ihnen ein Trikot mit der Nummer zehn unter die Nase, hat man sie häufig an der Angel.

Gräfelfing – Dieser Trick funktionierte nicht nur bei Philippe Coutinho, der den FC Barcelona angeblich nur für diese Rückennummer beim FC Bayern München verließ. Auch Bernd Gegenfurtner, Trainer des TSV Gräfelfing, wusste sofort, was zu machen war, als er im Frühjahr seine Verhandlungen mit Jose Henrique Nogueira Vieira führte. Der Brasilianer verlangte die Zehn als Bedingung für einen Wechsel zu den Wölfen. Er bekam sie sofort, und der Gräfelfinger Coach hatte seine gewünschte Verstärkung an Bord.

Freilich hatte der Trainer noch ein paar andere Angebote parat, um den Offensivkünstler zu gewinnen, der in den vergangenen zwei Jahren in 47 Punktspielen für den SV Germering 34 Treffer erzielt und einige weitere vorbereitet hatte. „Jedes Spiel findet bei uns auf Rasen statt“, versprach Gegenfurtner dem Kandidaten, der in Germering nur auf Kunststoffhalmen und Granulat gekickt hatte. Außerdem offerierte er ihm noch eine Führungsposition, was – wie bei Coutinho – Wunder wirkte. „Wir brauchen Leader“, meint Gegenfurtner. Er überzeugte den 29-Jährigen von seiner Wichtigkeit.

Bekommen hat der Übungsleiter einen Ballzauberer, den er als wahren „Freigeist“ bezeichnet. Vieira fühlt sich dann richtig wohl, wenn er in der Offensive das Spiel mitgestalten und mit seinen Toren entscheiden kann. Während Gegenfurtner seiner zarten Künstlerseele alle Freiheiten gewährt, gingen andere Trainer ganz anders mit dem Südamerikaner um, der seit acht Jahren in Bayern lebt, mit einer Deutschen verheiratet und des Bairischen mächtig ist. „Griaß eich“, sagt er stets, wenn er beim TSV aufschlägt. Bei der SpVgg 1906 Haidhausen und bei der SpVgg Feldmoching waren die Betreuer wohl nicht sensibel genug für den Ballartisten, der sich eigentlich bestens in seine neue Heimat integrierte. Zu Vieiras Verdruss gaben sie sich alle Mühe, ihn als Verteidiger zu disziplinieren. „Damit ist er nicht so klargekommen“, sagt Gegenfurtner. Seine Amtskollegen hätten sich wohl in der Wahl ihrer Mittel vergriffen. Vieira bestritt nur eine Handvoll Spiele für beide Vereine.

Dabei ist es nicht schwierig, auf die Befindlichkeiten des Spielmachers einzugehen. Sprintübungen sind nicht unbedingt nach dem Geschmack des Brasilianers, wie Gegenfurtner inzwischen festgestellt hat. Statt mit tadelnden Worten kontert der Trainer die Ausreden („Ich glaube, es zwickt gerade“) mit Rhetorik-Tricks: „Schau mal, ob es der Fuß zulässt.“

Bei aller Zwanglosigkeit, mit der der Coach seinen Regisseur in eine Komfortzone bettet, hat er doch feste Vorstellungen von ihm für die kommende Saison in der Kreisliga 2. Gegenfurtner verrät die Abmachung der beiden: „Er hat mir 20 Tore versprochen.“ Zu einer solch mutigen Ankündigung ließ sich nicht einmal Philippe Coutinho bei seiner Vorstellung beim FC Bayern hinreißen. Aber wenn man einen klangvollen Namen wie Jose Henrique Nogueira Vieira trägt, muss das wohl der einzige Anspruch sein. hch

Aufrufe: 030.8.2019, 11:24 Uhr
Münchner Merkur (Würmtal) / Christian HeinrichAutor