2024-06-17T07:46:28.129Z

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F: Kase
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Giovanna Hoffmanns langer Weg zum Comeback

Bremerhavenerin ist beim SV Werder Bremen zurück

Wenn man nach 357 Tagen Zwangspause das erste Mal wieder in einem Pflichtspiel in der Startelf auf den Rasen geschickt wird, dann geht einem Einiges durch den Kopf: die ganzen Enttäuschungen und Hoffnungsschimmer, alle Zweifel und Zuversicht, die Rückschläge und das Durchhaltevermögen auf dem Weg zum Comeback. Die komplette Bandbreite der Gefühlswelten einer schweren und langwierigen Verletzung hat die Bremerhavenerin und Spielerin des SV Werder Bremen mitgemacht – Giovanna Hoffmann durfte jetzt ihr ganz persönliches Happy-End feiern.

Angefangen hat ihre fußballerische Karriere mit neun Jahren beim TSV Imsum. Danach wechselte sie für ein Jahr zum SC Lehe-Spaden und schaffte von dort im Jahr 2012 den Sprung in die Mädchenfußballabteilung des SV Werder Bremen. Von der U 17 des SV Werder Bremen ging es für sie in die erste Damen - 2. Bundesliga und später - auch dank ihrer 14 Tore in 19 Spielen in die Frauen-Bundesliga.

Bis dahin war es ein steiniger Weg, denn im letzten Spiel der U 17 erlitt Hoffmann eine schwere Verletzung am Sprunggelenk und fiel lange aus. Der Sprung aus der Juniorinnen-Mannschaft in den Damenbereich ist ihr deshalb nicht gerade leicht gefallen. „Ich habe mich ja leider direkt in der Übergangsphase vom Mädchen- in den Frauenbereich verletzt. Mir waren zwar die Spielerinnen, mit denen ich in der neuen Mannschaft gespielt hätte, bekannt, doch waren die Anforderungen und das Leistungsniveau ein ganz anderes. Als ich dann aber wieder fit war, habe ich mich schnell daran gewöhnt“, erinnert sich die Bremerhavenerin.

Eine lange Leidenszeit beginnt

Giovanna Hoffmann war angekommen in der Welt der besten Fußballerinnen Deutschlands und sie hatte ihren Platz darin gefunden. Bis zum 25. Februar 2018. Damals bestritt Hoffmann ihr letztes Pflichtspiel für die Grün-Weißen. Anschließend fiel sie wegen einer hartnäckigen Hüft- und Leistenverletzung aus. Bei der 20-Jährigen wusste keiner, wo genau die Schmerzen herkommen. Sie musste in den letzten Monaten diverse Behandlungen, MRT-Untersuchungen und Termine bei der medizinischen Abteilung über sich ergehen lassen. „Eine genaue Diagnose gab es nie, man sprach von einer Hüft- und Leistenverletzung“, verriet die Offensivkraft.

Für Hoffmann war es ein langer Weg zurück auf den Fußballplatz. Monatelang hatte sie keinen Ball am Fuß und an Training mit dem Team war nicht zu denken. Es standen einige Stunden Einzelarbeit, Training im Kraftraum und Stunden mit den Physiotherapeuten an. „Denen muss ich ein riesen Lob aussprechen. Sie haben tolle Arbeit geleistet und haben mich immer wieder motiviert weiterzumachen“, berichtet die Angreiferin.

Bei den schwerwiegenden Verletzungen in den letzten Jahren hat Hoffmann aber nur kurz ans Aufgeben des Leistungssports gedacht: „Ich glaube, es wäre nicht die Wahrheit zu sagen, dass man nie ans Aufhören gedacht hat. Zum Glück habe ich nach kurzen Momenten des Zweifelns immer wieder Mut schöpfen können und weiter für mein Ziel gearbeitet.“ Und das Ziel lautete: Die baldige Rückkehr auf den Fußballplatz.

"Ich wollte der Mannschaft das Gefühl geben, dass ich da bin."

Eine Verletzung isoliert einen Spieler doch manchmal mehr als Außenstehende denken. Umso wichtiger ist es, den menschlichen Anschluss ans Team zu wahren. Und das hat Giovanna Hoffmann geschafft. Sie hat ihr Team während der ganzen Zeit unterstützt. Um den sozialen Anschluss an die Mannschaft nicht zu verlieren, hat sie versucht, sich so oft wie möglich bei der Mannschaft aufzuhalten. „Bei den Spielen war ich sowieso immer dabei. Aber ich habe mich auch mit Spielerinnen getroffen und wir haben viel geredet, dabei auch oft nicht nur über Fußball gesprochen. Ich wollte der Mannschaft das Gefühl geben, dass ich da bin und auch die Spielerinnen jederzeit mit mir reden können“, berichtet sie. Aber auch das Team nahm sie an die Hand und gab ihr den nötigen Halt in der schwierigen Situation. Sie hatte nie das Gefühl „allein zu sein“.

Während die anderen aus ihrem Team die Winterpause genossen, arbeitete sie jedoch entweder alleine zu Hause oder beim SV Werder Bremen an ihrer Rückkehr auf den Platz. Dass solche Situationen schwer sind, kann wohl jeder Fußballer nachvollziehen. Die Verletzung ist die eine Sache – die mentale Belastung die andere. Jeder, der eine langfristige Zwangspause einlegen musste, kennt das Gefühl der Ohnmacht, Ungeduld und des Zweifelns. In dieser Zeit gab Giovanna Hoffmann der Glaube viel Halt. Er hat eine ganz wichtige Rolle in ihrer langen Leidenszeit gespielt und ihr die nötige Kraft gegeben „Ich bin ein sehr gläubiger Mensch und in jeder schlechten Phase liegt auch etwas Gutes“, so Hoffmann. Sogar Positives kann sie aus ihren langen Verletzungspausen mitnehmen: „Als Mensch hat mich diese Zeit natürlich sehr geprägt. Ich bin geduldiger geworden und kann Menschen in der gleichen Situation verstehen und ihnen Mut zusprechen.“

Comeback und Startelfeinsatz

Nun ist die lange Leidenszeit endlich vorbei und die junge sympathische Giovanna Hoffmann kann wieder Fußball spielen und geht pünktlich zum Start des Pflichtspieljahres wieder mit dem SV Werder Bremen auf Tore- und Punktejagd. Im Spiel gegen den MSV Duisburg schickte Trainerin Carmen Roth sie direkt in der Startelf auf den Platz. Auch das zeigt ihren hohen Stellenwert im Team. Das erste Spiel nach ihrer Verletzung war ein gelungenes Comeback, der SV Werder Bremen konnte das wichtige Heimspiel im Kampf um den Klassenhalt in der Allianz Frauen-Bundesliga gegen den MSV Duisburg klar mit 5:0 für sich entscheiden. „Natürlich war es für mich ein Highlight, nach der langen Verletzungspause der Mannschaft in diesem wichtigen Spiel wieder helfen zu können“, sagte Hoffmann nach ihrem ersten Spiel glücklich. „Im Moment bin ich komplett beschwerdefrei. Doch ich muss auf die Signale meines Körpers achten, damit ich fit bleibe.“

Foto: Harneit

Eine kontinuierliche Belastungssteuerung ist nun wichtig, um sie wieder dauerhaft an das Niveau zu gewöhnen. Dass sie noch nicht bei 100 Prozent sein kann, ist normal. Daher bekommt sie ihre Auszeiten, wurde sowohl gegen Duisburg als auch eine Woche später gegen Wolfsburg (0:6) vor der Schlussphase ausgewechselt. Jedoch machen die ersten Schritte großen Mut, dass der SV Werder Bremen bald wieder voll und ganz auf die torgefährliche Mittelfeldspielerin zählen kann. Mit viel Schweiß, harter Arbeit und Ehrgeiz hat sie es nun geschafft und ist wieder bei ihrem Team.

Dass die 20-jährige eine ehrgeizige Spielerin ist, zeigt auch, dass sie bereits einige Spiele für die Juniorinnen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) bestritten hat. Giovanna Hoffmann würde natürlich gerne nochmal das DFB-Trikot tragen. „Sicherlich ist es für jede deutsche Fußballspielerin ein Traum und auch für mich wäre es eine Ehre, das Trikot der deutschen A-Nationalmannschaft zu tragen. Aber meine Reha ist gerade erst vorbei und den Weg zu alter Stärke gehe ich Schritt für Schritt, ohne dabei zu weit voraus zu denken. Im Moment sind mir die Ziele mit Werder wichtiger und haben oberste Priorität. Alles Weitere wird man sehen“, sagt die junge Kickerin.

Denn in der Bundesliga stehen die Bremerinnen nach 15 Spieltagen mit zehn Zählern auf einem direkten Abstiegsplatz und haben noch sieben Spiele, um den Abstieg abzuwenden. Nun hofft man beim SV Werder Bremen in den verbleibenden Spielen vor allem auf Tore von Mittelfeldspielerin Giovanna Hoffmann. Dass sie eine Verstärkung ist, hat sie bereits eindeutig bewiesen.

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Aufrufe: 08.3.2019, 10:00 Uhr
FuPa Lüneburg FrauenAutor