2024-05-22T11:15:19.621Z

Interview
Saisonabbruch: Und nun? Fragen an Frank Siedentopf (Abenheim II), Naomi Bauer (BW Worms), Steffen Gutermuth (TuS Monsheim II), Dirk Scheurer (Leiselheim II) und Florian Stenner (Celtic Worms).
Saisonabbruch: Und nun? Fragen an Frank Siedentopf (Abenheim II), Naomi Bauer (BW Worms), Steffen Gutermuth (TuS Monsheim II), Dirk Scheurer (Leiselheim II) und Florian Stenner (Celtic Worms). – Foto: Alexander Fischer

Gekreuztes Interview zum Saisonabbruch

Mehrere Fragen, mehrere Befragte +++ Was halten die B- und C-Klasse Worms Süd Vereine vom Saisonabbruch des SWFV? +++ Stimmen von Steffen Gutermuth, Frank Siedentopf, Naomi Bauer, Florian Stenner und Dirk Scheurer

Worms. Am Donnerstag dem 7. Mai 2020 beschloss der SWFV den Saisonabbruch im Amateurbereich und folgte damit dem Votum seiner Vereine, die mehrheitlich für eben diesen Abbruch stimmten. Doch was hält die C-Klasse spezifisch von dieser Entscheidung? Was bedeutet das eigentlich für die Trainer und Spieler? Was sind die Konsequenzen? All diese Fragen sollen im gekreuztem Interview mit unterschiedlichen Vereinsverantwortlichen geklärt und diskutiert werden.

FuPa.net: Wie haben Sie auf den Saisonabbruch reagiert? Hat Sie der Beschluss besonders überrascht oder kommt Ihnen diese Entscheidung hinsichtlich der aktuellen Lage selbstverständlich vor?

Naomi Bauer (Teambetreuerin Blau-Weiß Worms): Überrascht waren wir jetzt nicht unbedingt, wir haben eher damit gerechnet. Das ergibt am meisten Sinn. Dieser Beschluss war unserer Meinung nach die beste Lösung für alle. Es gab so viele Optionen, man hat viel gehört in den Medien, schlussendlich hat das für wenig Klarheit gesorgt. Für uns war die Saison sportlich so oder so gelaufen, wir konnten weder ab- noch aufsteigen. Für die Vereine auf den Aufstiegsplätzen ist das natürlich eine ganz andere Geschichte, die müssen nun weiter bangen. Da die Wechselfristen gleich bleiben wird der Alltag nicht umgekrempelt und es bleibt für uns alle übersichtlich. Wir sind froh, dass es einen klaren Cut gab und dass wir jetzt endlich mit Gewissheit und Zuversicht nach vorne blicken können.


Was bedeutet diese Entscheidung für Ihren Verein? Gibt es schon einen Plan darüber, wie damit umgegangen wird oder steht die Zukunft aktuell in den Sternen?

Steffen Gutermuth (Trainer TuS Monsheim II): Was ich jetzt schon sagen kann ist, dass beide Trainer Im Amt bleiben (Berthold Weiler für die 1. Mannschaft, Steffen Gutermuth für die Zweite). Aber wie das Ganze sportlich weitergeht, weiß im Verein noch niemand. Es wird erst im Juni entschieden, wie die Saison gewertet wird (außerordentlicher Verbandstag des Präsidiums des SWFV). Wir warten besonders gespannt auf diese Entscheidung, da unsere erste Mannschaft auf einem Aufstiegsplatz steht. Für die Gesundheit ist der Beschluss sehr gut, für uns als Fußballer ist es eher schlecht. Aktiviert haben wir uns dennoch: Wir haben bereits mit Gesprächen bei der Kaderplanung begonnen, da wir uns für die nächste Saison, egal wann sie nun anfängt, verstärken wollen. Ein Paar neue Gesichter wird es also schon geben, unter anderem wollen wir die A-Jugendlichen an das Herrenteam langsam heranführen.


Haben Sie schon mit Ihren Spielern/Spielkollegen über diesen Entscheid gesprochen? Wenn ja, was war da das aktuelle Meinungsbild in der Mannschaft?

Florian Stenner (Pressesprecher Celtic Worms): Natürlich hätten die Jungs sehr gerne fertiggespielt, unser Tabellenstand war ja entsprechend gut (1. Tabellenplatz zum aktuellen Zeitpunkt). Wir hätten unsere Platzierung gerne verteidigt und um den Aufstieg gespielt. Leider sind wir im Amateurbereich nicht in der Lage die Hygienekonzepte der Bundesliga einzuhalten und deswegen denke ich, ist der Saisonabbruch die einzig richtige Entscheidung. Die Saison später im Jahr fortzusetzen wäre eventuell eine fairere Lösung gewesen, aber die Umsetzung wäre dementsprechend schwer. Ich sag mal so: Was passiert mit einem Spieler der im Sommer zu einem anderen Verein wechselt? Darf der dann, wenn die Saison wieder anfängt, in den neuen Vereinsfarben auflaufen oder muss er abwarten bis die Spielzeit wieder vorbei ist? Diese und viele andere Fragen müssten erst geklärt werden und selbst dann wären faire Wettbewerbsbedingungen für manche Vereine nicht gegeben. Es ist dementsprechend eine harte, aber nachvollziehbare Entscheidung. Schlussendlich muss jeder damit leben.


Kann man jetzt sagen, dass die Kaderplanung und die Sommervorbereitung seit Donnerstag begonnen hat? Haben Sie schon eine Ahnung, wie das alles in die Tat umgesetzt werden kann?

Dirk Scheurer (Trainer SV Leiselheim II): Wir haben schon Ende März, Anfang April mit den Spielern aus unserem Kader geredet. Wir haben nur Zusagen erhalten, auch bei der Ersten sind wir so gut wie durch. Mit Neuzugängen haben wir uns auch schon intensiver auseinandergesetzt und sind dementsprechend früher ins Transfergeschäft eingestiegen als in den vorigen Jahren. Allerdings wissen wir noch nicht genau wie es weitergehen soll. Gedanken macht man sich natürlich schon wie man die Vorbereitung gestalten kann, doch wir sind beschränkt, da wir nur einen Sportplatz haben und dafür sehr viele Mannschaften. Die Vorgaben sind sehr schwer umzusetzen, wir sind dabei ein Konzept zu entwickeln. Vorrangig soll die Jugend wieder anfangen. Was die Aktive betrifft sind wir noch mitten in der Planung. Es wird darauf hinauslaufen, dass viel gelaufen wird und Übungen nur individuell ohne Körperkontakt stattfinden werden.


Fühlen Sie sich aktuell im Stich gelassen oder steht Ihr Verein im regelmäßigen Austausch mit dem Verband? Können Sie beispielsweise nachvollziehen, dass die Bundesliga bald wieder ihre Tore öffnet, während im Amateurbereich ein Shutdown bevorzugt wird?

Frank Siedentopf (Trainer FSV Abenheim): Im Stich gelassen wurden wir meiner Meinung nach nicht, wir haben Bindeglieder im Verein, die im Austausch mit dem Verband stehen, darum kümmere ich mir eher weniger. Als Fußballverrückter blutet einem das Herz, aber die Gesundheit geht nun mal vor. Ich finde es total in Ordnung, dass in der Bundesliga weitergekickt wird. Da hängen schließlich tausende Arbeitsstellen dran und die Hygienemaßnahmen und -vorkehrungen sind ganz andere. Die Entscheidung kommt nun mal von oben und wir müssen diese hinnehmen, auch wenn sie hart zu schlucken ist. Es ist eine Zweiklassenklassengesellschaft zwischen Profi- und Amateurbereich. Als Beispiel kann ich nehmen, dass wir als ehemaliger Zuschauermagnet jede Saison weniger Publikum am Seitenrand stehen haben. Das haben wir der Kommerzialisierung der Bundesliga zu verdanken. Die fehlenden Einnahmen kann man nicht so einfach kompensieren. Zum Schluss fließt immer mehr Geld in die Kassen der Profis und immer weniger in die Kassen der Amateurvereine.



Aufrufe: 09.5.2020, 17:00 Uhr
Ernest De ChamprisAutor