2024-05-17T14:19:24.476Z

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Geistertickets in Steinsfurt. In Weiler und Epfenbach hoffen die Fußball-Klubs auf wenig finanzielle Ausfälle in Bezug auf ihre Spieltagshefte.
Geistertickets in Steinsfurt. In Weiler und Epfenbach hoffen die Fußball-Klubs auf wenig finanzielle Ausfälle in Bezug auf ihre Spieltagshefte. – Foto: Siegfried Lörz

Geistertickets in Steinsfurt zu erwerben

Kreisligen Sinsheim +++ Die Einnahmen brechen nahezu komplett weg +++ Kreative Lösungen zur Überbrückung der Krise sind gefragt

Not macht Erfinderisch. Nach mehreren Wochen Spielpause spüren die Vereine die finanziellen Ausfälle mehr und mehr. Das hat die Verantwortlichen des TSV Steinsfurt dazu gebracht, einen innovativen Weg zu gehen. "Über eine Online-Plattform verkaufen wir sogenannte Geistertickets, Bratwürste oder auch Bierkästen, um die wegfallenden Spieltags-Einnahmen zumindest ein klein wenig aufzufangen", verrät Steinsfurts Spielausschussmitglied Jannis Richter. Dabei gelten die gleichen Preise wie sonst auch.

Über die Webseite Geisterspieltickets.de hat der TSV eine Seite für sich angelegt und seinen Fans die Möglichkeit gegeben, einen kleinen Beitrag zu leisten. "Du bist als Verein in dieser Situation selbstverständlich über jeden Euro froh, der irgendwie reinkommt", sagt Richter, der vorrechnet, "dass an einem gut besuchten Spieltag wie zum Beispiel einem Derby gegen Rohrbach gut und gerne 1 000 Euro Umsatz im Klubhaus gemacht werden."

Über das Portal erhält der TSV 80 Prozent der erworbenen Geister-Artikel, die restlichen 20 Prozent sind Gebühren des Betreibers. "Das ist in Ordnung so, schließlich muss die Seite betrieben werden und ich habe es auch schon ausprobiert und eine Bratwurst geordert", erklärt Richter, "dabei hat alles perfekt funktioniert." Aktionen wie diese helfen nicht nur den Vereinen ein paar Euro zu verdienen, sie stärken gleichzeitig das Gemeinschaftsgefühl innerhalb des Ortes.

Friedhelm Huber hatte gerade die Planung für das komplette Kalenderjahr abgeschlossen, als ihm das Coronavirus einen dicken Strich durch die Rechnung machte. Der Ehrenvorsitzende des FC Weiler ist seit vielen Jahren für die an jedem Heimspiel erscheinende Vereinszeitschrift zuständig und sammelt auf diesem Weg einen mittleren vierstelligen Betrag pro Jahr für seinen Klub.

"Ich hole das Geld rein und halte es beisammen", beschreibt der 67-jährige Ehrenvorsitzende, der zudem als Kassier des Fördervereins fungiert, seine Aufgabe. Zu Beginn eines jeden Jahres klappert Huber die zahlreichen Sponsoren ab und bietet ihnen eine Werbefläche in der Zeitschrift an. Das klappt in der Regel sehr gut, der Großteil der Unterstützer ist seit Jahren dabei und den Fußballern wohlgesonnen.

Die meisten bleiben trotz der ausbleibenden Heimspiele aufgrund der Corona-Pause dabei, doch ein paar drohen wegzubrechen. "Damit müssen wir rechnen, schließlich haben wir einige Sponsoren aus der Gastronomie, aus dem Friseurwesen oder auch Museen", hat Huber Verständnis dafür. Deshalb hofft er darauf, dass möglichst bald wieder der geregelte Spielbetrieb stattfindet und die Gönner des FCW sich alle zwei Wochen in der sorgfältig produzierten Vereinszeitschrift präsentieren können.

Der ehemalige 1. Vorsitzende, von 1983 bis 1993 leitete Huber die fußballerischen Geschicke in Weiler, sieht aber nicht nur in den ausfallenden Heimspielen ein Problem. Der FCW lebt von einem intakten Vereinsleben, das Klubhaus ist in der Regel an den Trainingsabenden der 1. Mannschaft sowie am Wochenende geöffnet, wenn die Bundesliga-Spiele der TSG Hoffenheim übertragen werden. "Wenn Hoffe spielt, haben wir immer 40 bis 50 Gäste im Klubhaus", sagt Huber. Die Einnahmen daraus fehlen momentan komplett. Das traditionelle Fest am 1. Mai wird ebenso ins Wasser fallen, wie die eine oder andere Veranstaltung im Klubhaus, das für solche Zwecke gerne gemietet wird. "Letzten Donnerstag wurde beispielsweise ein Geburtstag abgesagt", erläutert Huber.

Mit diesen Problemen muss sich derzeit jeder Verein herumschlagen. Die Fixkosten bleiben, während die Einnahmen nahezu komplett weggefallen sind. Immerhin bleiben die Mitgliedsbeiträge. "Außerdem leidet das Vereinsleben erheblich darunter", konstatiert Huber, "du siehst ja überhaupt niemanden mehr."

Spätestens zum Start der kommende Runde rechnet Rainer Ohlheiser diesbezüglich auch mit Einbußen beim VfB Epfenbach. Dort produziert er im mittlerweile 37. Jahrgang das eigene Spieltagsheft. Zum Pflichtspielauftakt am ersten März-Wochenende gegen den VfB Eppingen II, brachte der Kreisligist seine 602. Ausgabe von "VfB aktuell" heraus. "Mit Werbeanfragen zur neuen Saison könnte es schwieriger werden", befürchtet Ohlheiser, der aber nicht Schwarzmalen will, "wir lassen das jetzt erst einmal auf uns zukommen, da wir ja nichts daran ändern können."

Für alle Vereine gilt es im Moment durchzuhalten, um die Krise möglichst unbeschadet zu überstehen. Wenn dann der Tag kommt, an dem der Ball wieder rollen darf, ist die Freude umso größer.

Aufrufe: 018.4.2020, 08:00 Uhr
red.Autor