2024-05-17T14:19:24.476Z

Interview
FuPa-Reporter Dieter Rebel und Michael Kraut trafen sich in der Heimat des 26-Jährigen, im Nürnberger Ortsteil St. Leonhard.
FuPa-Reporter Dieter Rebel und Michael Kraut trafen sich in der Heimat des 26-Jährigen, im Nürnberger Ortsteil St. Leonhard. – Foto: Dieter Rebel

Gegen ihn ist kein Kraut gewachsen

Torwart Michael Kraut (26), Dauerbrenner des ATSV Erlangen, im Interview mit FuPa-Reporter Dieter Rebel

Der ATSV Erlangen in der Bezirksliga - er war nicht nur mit dabei, sondern auch Leistungsträger. Die Mittelfranken auf dem Weg in die Landes- und Bayernliga - er war nicht nur mit dabei, sondern auch Leistungsträger. Der Fünftligist mit noch höheren Ambitionen - er wird mit dabei sein und das als Leistungsträger. Gegen diesen Mann im Kasten der Truppe von Shqipran "Chipo" Skeraj ist kein Kraut gewachsen, und das im positiven Sinne: Goalie Michael Kraut im Interview mit FuPa-Reporter Dieter Rebel.

Michael, 2016 noch war der ATSV Erlangen Bezirksligist. Man kann wohl von einer rasanten Entwicklung sprechen. Wie wichtig sind angesichts dessen Konstanten wie Trainer "Chipo" Skeraj, Ferdinand List - oder auch Du?
Bereits als ich zu Bezirksliga-Zeiten zum ATSV gekommen bin, hat es das klare Ziel gegeben, mindestens einmal aufzusteigen - was ja denn ziemlich schnell geklappt hat. Aus meiner Sicht hat der "Chipo" einen sehr großen Anteil an dieser Entwicklung. Ein derart bekannter Name und Ex-Profi hat sogleich für einen Push gesorgt, der bis heute anhält. Er, Ferdi und ich spielen bzw. arbeiten nun schon lange zusammen, was den Vorteil hat, dass die Mannschaft eine gewachsene Struktur vorweisen kann und deshalb sehr homogen ist.

Die Bayernliga soll noch nicht das Ende der Fahnenstange sein. Euer Fußballchef Jörg Markert will in die Regionalliga. Handelt es sich hierbei aus Deiner Sicht um einen unerfüllbaren Traum - oder ein realistisches Ziel?
Viele Außenstehende waren bereits zu Bezirksliga-Zeiten skeptisch, ob wir es in die Landesliga schaffen. Inzwischen spielen wir Bayernliga. Von daher: Dem Jörg ist einiges zuzutrauen. Das, was sich hier in den vergangenen Jahren getan hat, ist phänomenal und macht deutlich, was möglich ist, wenn man alles dafür gibt.


Die Rolle von Jörg Markert

Warum hat der ATSV Erlangen - sportlich und infrastrukturell - dermaßen wachsen können?
Den maßgeblichsten Anteil daran hat Jörg Markert. Seine große Stärke ist es, das Große und Ganze im Blick zu haben. Er will die erste Mannschaft genauso weiterentwickeln wie die Infrastruktur oder die Jugend. Das ist der Hauptgrund dafür, dass der ATSV auf dermaßen soliden Beinen steht und gesund wachsen konnte.

Ist der Verein trotz der Erfolge in der jüngsten Vergangenheit der geblieben, zu dem Du 2015 von Forchheim kommend gewechselt bist?
Das Drumherum hat sich verändert, auch die Mannschaft ist nicht mehr zu vergleichen. Insgesamt hat der ATSV aber seine Werte behalten.

Die da wären?
Es geht hier noch außerordentlich familiär zu. Jeder kennt jeden - egal, ob es der Vorstand ist, der Jugendtrainer oder der Platzwart. Es macht sehr viel Spaß, hier zu spielen.

Wie groß ist die Gefahr, diese Alleinstellungsmerkmale zu verlieren, weil dem Streben nach weiterem Erfolg alles untergeordnet wird?
Von Alleinstellungsmerkmal würde ich nicht sprechen. Ein solches ist auf unserem Niveau ohnehin nur schwer herauszuarbeiten. Ich würde eher von Gesamtpaket sprechen. Und das passt beim ATSV Erlangen. Ein Rädchen greift in das andere. Das wird sich auch nicht ändern, denn ansonsten würde man sich der eigenen Stärke berauben.

Lokalrivale Eltersdorf ist nicht weit entfernt - geographisch und in Sachen Leistungsniveau. Ist das ein zusätzlicher Ansporn oder bremst Ihr Euch gegenseitig aus?
Ganz klar: Ansporn. Die Derbys gegen Eltersdorf sind das Salz in der Suppe. Man muss auch neidlos anerkennen, dass der SCE in den vergangenen Jahren super Arbeit geleistet hat und verdient auf dem Sprung in die Regionalliga ist. Dahin wollen aber wir auch kommen. Es bleibt also spannend in Erlangen.

Laut Kicker gehört die Stadt Erlangen zu einigen wenigen Metropolen mit 100.000 Einwohnern, die keinen Proficlub hat. Woran liegt's? An der vorher angesprochenen Konkurrenzsituation? Am Handball? Oder gar an der Unfähigkeit der Vereinsspitzen?
Fiese Frage. (überlegt) Schwer zu beantworten, weil ich mich mit den Strukturen nur am Rande beschäftige. Mein voller Fokus liegt auf dem Fußball an sich, auf dem Tagesgeschäft. Aber klar ist Handball das sportliche Aushängeschild der Stadt. Oftmals wurde ja bereits von einer Fusion der beiden Bayernliga-Vereine gesprochen. Dieses Thema liegt aber - wenn überhaupt - so weit in der Zukunft, dass man aktuell nicht darüber reden braucht.

Der Keeper ist seit Jahren ein verlässlicher Rückhalt der Mittelfranken.
Der Keeper ist seit Jahren ein verlässlicher Rückhalt der Mittelfranken. – Foto: Ernst Blank

Vom Großen und Ganzen zu Dir persönlich: Fühlst Du Dich in Deiner Entscheidung, nach Erlangen zu gehen, durch die Erfolge bestätigt? Immerhin bist Du als Torwart mit Regionalliga-Einsätzen vor sechs Jahren zu einem Bezirksligisten gewechselt?
Im Nachhinein betrachtet habe ich alles komplett richtig gemacht. Etwas risikobehaftet war meine Entscheidung, damals in die Bezirksliga zu wechseln, schon. Die Hauptsache ist aber, dass man zufrieden ist mit dem Status quo. Und das war ich immer und bin es noch heute.

Hast Du Dich in der Bezirks- und Landesliga unterfordert gefühlt?
Auf keinen Fall. Die Schüsse kommen ja in jeder Spielklasse aufs Tor.

Welches Spielklassen-Potenzial steckt Deiner Meinung nach in Dir?
Regionalliga könnte ich schon spielen. Ich habe ja bereits bewiesen, dass ich das Niveau für die 4. Liga habe - auch wenn ich damals bei Eintracht Bamberg nur Ersatzmann war und nur neun Spiele bestritten habe. Allein diese Erfahrung sammeln zu dürfen, hat mich aber enorm weitergebracht. Und ja, ich will dahin wieder zurück.

Vielen Dank für das Interview, alles Gute für die Zukunft - und ganz wichtig: Gesund bleiben.

Aufrufe: 016.3.2021, 09:00 Uhr
Helmut Weigerstorfer/Dieter RebelAutor