2024-05-10T08:19:16.237Z

Vereinsnachrichten
Der TV 1817 Mainz steht vor schwierigen Zeiten, aufgrund der Ligenkonstellationen. Währenddessen sieht es in Bad Kreuznach komplett anders aus.
Der TV 1817 Mainz steht vor schwierigen Zeiten, aufgrund der Ligenkonstellationen. Währenddessen sieht es in Bad Kreuznach komplett anders aus. – Foto: André Nückel

Fehlende Perspektive trübt den Aufstiegsjubel

Talente des TV 1817 Mainz feiern den größten Erfolg der jüngeren Vereinsgeschichte, ärgern sich aber über Regelung des Verbands

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Mainz/Bad Kreuznach. Wer bis vor Kurzem über den TV 1817 Mainz als einen der führenden Vereine im Mainzer Jugendfußball sprach, der bewegte sich weit in die Vergangenheit. Damals, Ende der 1980er, agierte der Verein in der Nachwuchsarbeit auf Augenhöhe mit dem FSV Mainz 05. Oder sogar noch ein Stück darüber. Doch es folgten dürre Jahrzehnte. Jetzt haben sich die 1817er im „großen Jugendfußball“ zurückgemeldet: Die B-Junioren sind in die Regionalliga Südwest aufgestiegen. Und doch steht bei dieser Erfolgsmannschaft eine Zäsur an, denn in der nächsten Saison werden nur noch etwa zehn Spieler dieser Mannschaft für den Traditionsverein kicken. Die 1817er werden Opfer ihres Erfolgs – und der Regularien im Jugendfußball. Denn seinen Erfolg auskosten darf das Team nicht. Für die B-Junioren-Regionalliga sind die Spieler der Aufstiegsmannschaft nächste Saison zu alt. Bei den A-Junioren spielen die Mainzer nur in der Kreisliga. Und deshalb zieht es viele Talente weg.

Dabei würden die 1817er gerne in der A-Junioren-Landesliga antreten. Dort bleibt einer der 14 vorgesehenen Plätze frei, weil nur 13 landesligaberechtigte Mannschaften gemeldet haben. 1817 hat als Kreisliga-Dritter knapp den Aufstieg verpasst. Nun versteht Trainer Sven Giese nicht, warum der Verband diesen Platz freilässt, obwohl es Interessenten gibt. „Eine solche Entscheidung hätte ja auch keine Nachteile für andere Vereine“, sagt der 1817-Coach. Dabei betont er, dass der Verband seinem Klub den Platz nicht schenken solle. „Der Verband sollte eine Qualifikationsrunde spielen lassen“, sagt er. Marie-Luise Schelhas vom Jugendausschuss des Südwestdeutschen Fußball-Verbandes verweist darauf, dass die Regelung seit einem Jahr bekannt ist. „Dies wird immer zu Beginn der Saison geklärt. Diesmal war festgelegt, dass nur die ersten beiden der Kreisligen aufsteigen dürfen. Und beide haben dieses Recht wahrgenommen“, sagt Schelhas. Also ist klar: „Einen weiteren Aufsteiger gibt es nicht.“

Schick: „Im Kreis Kreuznach eine ganz andere Situation“

Gerade vor der aktuellen Diskussion, wie der Fußball für A-Junioren attraktiver wird, kann Giese dies nicht nachvollziehen. Doch offenbar müssen sich die 1817er mit der Kreisliga abfinden. Viele Spieler des Aufstiegsteams verlassen den Verein deshalb. „Das ist schade. Aber wir haben ihnen auch immer wieder gesagt, wie gut sie sind, und da ist es für sie der logische Schritt, wenn sie weiterhin höherklassig spielen.“ Nach drei Aufstiegen in Folge bricht die Mannschaft also auseinander.

„Bei uns ist es momentan nicht anders“, erklärt Kreuznachs Kreisjugendausschuss-Vorsitzender Berthold Schick. Seit der Saison 2017/18 spiele man die Landesliga in einer gemeinsamen Gruppe mit Teams der Kreise Bad Kreuznach, Birkenfeld und Westpfalz. Früher sei es dagegen auch mal möglich gewesen, auch ohne sportliche Voraussetzungen aufzusteigen. „Damals hatten wir noch die Bezirksliga. Aber das ist Schnee von gestern. Heute muss man aber auch ganz klar differenzieren, was man noch hat. Und wir haben in der Landesliga lediglich zwei Teams aus unserem Kreis“, sieht Schick keinerlei Vergleichsmöglichkeiten zu dem doch deutlich mannschaftsreicheren Kreis Mainz-Bingen. „Da muss man sich nur mal die Meldezahlen ansehen“, sagt der Kreisjugendchef. Lediglich die SG aus Weinsheim und der JSG Ellerbachtal, die durch den Nichtabstieg des VfL Rüdesheim das Startrecht erhält, sowie der Vorjahreszweite der Kreisliga JSG Simmertal/Kirner Land (durch den Verzicht von Meister Meisenheim II) spielen in der 14er-Landesliga mit. Der Rest kommt aus der Westpfalz. „Aus dem Birkenfelder Raum hätten Königswald und die JSG Nahetal drinbleiben können“, erklärt Schick. Die hätten aber ebenso verzichtet wie Trippstadt und Hermersberg, die ihre Mannschaften zurückgezogen haben. „Wenn wir nur mit unseren Mannschaften spielen würden, bekämen wir ja überhaupt keine zwei Ligen zusammen. Da ginge gar nichts mehr“, betont Schick. Lediglich 15-A-Jugendteams haben für die Kreise von der Nahe gemeldet. Die meisten Klubs sind dagegen froh, überhaupt eine U 19 stellen zu können – notfalls eben auch dank der neuen Regelung mit Unterstützung von U 21-Spielern. „Gäbe es für die Landesliga nur neun Meldungen, für die Kreisliga aber 15, dann könnte man darüber nachdenken, weiteren Teams die Landesliga in Aussicht zu stellen, damit man dort wenigstens auf eine zweistellige Mannschaftszahl kommt. Aber diese Situation haben nicht, von daher muss man da weiter von Jahr zu Jahr schauen“, sagt Berthold Schick. Mit 205 Mannschaften startete man in die abgelaufene Saison, 186 beendeten die Runde auch. 196 sind es zum Start der Spielzeit 2019/20, Ausgang offen. „Wir haben halt diesen Rückgang und natürlich ist das ein Problem. Aber wir werden sehen, wo die Reise hingeht“, schaut Kreuznachs Kreisjugendchef in eine ungewisse Zukunft.

Landesliga im Wandel der Zeit.

Saison 2014/15 – LL Nahe mit 11 Mannschaften (5 Teams aus dem Kreis Bad Kreuznach/ 6 aus dem Kreis Birkenfeld)-

Saison 2015/16 – LL Nahe mit 9 Mannschaften (5/4).

Saison 2016/17 – LL Nahe mit 11 Mannschaften (3/8).

Saison 2017/18 als LL Nahe/Westpfalz: 15 Mannschaften (2 Teams aus dem Kreis Bad Kreuznach/ 3 aus dem Kreis Birkenfeld/10 aus der Westpfalz).

Saison 2018/19 als LL Nahe/Westpfalz: 14 Mannschaften (1/2/11).

Saison 2019/20 als LL Nahe/Westpfalz: 14 Mannschaften (2/0/12).

Aufrufe: 014.7.2019, 11:00 Uhr
Bardo Rudolf und Martin ImruckAutor