2024-04-25T14:35:39.956Z

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Helmut Lucksch. Riedel
Helmut Lucksch. Riedel

FC Moosinning und TSV Dorfen: Lektion oder Lachnummer

Böse Überraschungen gehören zum Fußball wie Eigentore oder Torwartfehler

Gibt’s auch Positives aus den Wochenend-Pleiten in der Bezirksliga? Hier sind die Antworten aus Dorfen und Moosinning.

Dorfen/Moosinning – Die Bayern verlieren gegen Hoffenheim 1:2, Borussia Mönchengladbach kassiert gegen ein österreichisches Team namens Wolfsberg eine 0:4-Heimpleite. Böse Überraschungen gehören zum Fußball dazu wie Eigentore oder Torwartfehler. Am Sonntag erwischte es gleich zwei Erdinger Bezirksligisten. Der TSV Dorfen unterlag zu Hause Schlusslicht TSV Teisendorf 2:4. Der FC Moosinning schaffte zwar beim Türk. SV Ingolstadt ein 1:1. Gegen den abgeschlagenen Bezirksligisten, der heuer schon zweimal zweistellig verloren hat, war das aber die Lachnummer der Woche. Daraus machte auch Trainer Helmut Lucksch keinen Hehl, der ebenso Rede und Antwort stand wie sein Dorfener Kollege Wiggerl Donbeck.

Eine Pleite gegen so einen Underdog – ist Ihnen so etwas in Ihrer Spieler- und Trainerlaufbahn schon jemals passiert?

Helmut Lucksch: Wir haben zwar einen Punkt geholt, aber natürlich ist das eine gefühlte Niederlage. Kurioserweise ist mir das exakt vor einem Jahr schon mal passiert. Damals haben wir mit der U 19 des TSV 1860 München gegen Gundelfingen nur 1:1 gespielt. Aber das war Jugendfußball. Jungs können in dem Alter schon mal übermütig sein. Aber das am Sonntag war Herrenfußball. Deswegen hinkt der Vergleich ein wenig.

Wie groß ist bei Ihnen die Enttäuschung?

Lucksch: Riesig. Ich lege eigentlich größten Wert darauf, dass ich nach dem Spiel alle zusammenhole und im Kreis mit ihnen rede. Diesmal habe ich es sein lassen. Ich war richtig wütend. Ich bin auch erst nach einer Dreiviertelstunde heimgefahren. Vorher war ich nicht in der Lage, Auto zu fahren.

Und die Mannschaft?

Lucksch: Die hat schon auch gemerkt, was für einen Schaden sie angerichtet hat. Wir haben uns zur Lachnummer gemacht.

Wie erklären Sie sich die Leistung?

Lucksch: Da gibt es viele Mosaiksteinchen. Vorausschicken möchte ich, dass wir zu 100 Prozent selber schuld sind. Natürlich haben wir schon in der ersten Viertelstunde vier Hundertprozentige vergeben. Natürlich hat der Gegner alle taktischen Möglichkeiten genutzt. Es gab allein drei Verletzungspausen, die gefühlt jeweils fünf Minuten dauerten. Das Gegentor war ein Sonntagsschuss und der einzige Ball der überhaupt aufs Tor kam. Aber wir haben das Spiel schon auf dem Parkplatz vergeigt.

Auf dem Parkplatz?

Lucksch: Die Spieler haben sich über die Beschaffenheit des Platzes mokiert und über die Umkleidekabine geschimpft. Es stimmte ja auch: Da konnte sich höchstens eine Volleyballmannschaft umziehen. Mehr als sechs Leute hatten da nicht Platz. Aber es ging nicht mehr wirklich ums Spiel und um das, was wir im Training besprochen hatten.

Hat auch dem TSV Dorfen der Fokus gefehlt, Herr Donbeck?

Wiggerl Donbeck: Erstmal muss ich vorausschicken, dass wir als TSV Dorfen in unserer Situation keine Mannschaft unterschätzen dürften. Aber wenn du meinst, du müsstest dich gegen den Tabellenletzten nicht genauso konzentrieren wie gegen den Ersten und wenn du vielleicht schon an das nächste Spiel denkst, dann gewinnst du nichts. Aber das passiert eben. W arum gibt’s denn auch im großen Fußball immer wieder die Pokalsensationen? Selbst Profis passiert so etwas.

Okay, es beginnt schlecht. Aber warum kann man den Schalter nicht mehr umlegen?

Donbeck: Weil es so einen Schalter nicht gibt. Du kannst nicht auf einmal sagen: So, und jetzt konzentriere ich mich aber richtig. Du gehst zu lethargisch in den Zweikampf, du machst Fehler. Und automatisch baust du damit den Gegner auf.
Lucksch: Es geht um den Fokus. Wenn die Mannschaft nicht rechtzeitig in den Tunnel kommt, kriegst du sie auch nicht mehr rein. Man darf auch nicht vergessen: Wir sind im Amateurbereich. Das sind Hobbyfußballer. Die können da nicht so zurückkommen, wie es vielleicht Profis lernen. Letztlich hat es für uns nur zur Schadensbegrenzung gereicht. Das Remis war dann auch verdient. So viel Respekt sollte man dem Gegner auch zollen.

Und Sie konnten auch keinen Spieler einwechseln, der das Spiel dreht?

Donbeck: Wenn ich solche Leute in der Mannschaft hätte, hätten die gleich gespielt und wir wären erst gar nicht in diese Situation gekommen. Das einzige Beständige ist bei uns zurzeit die Unbeständigkeit. Aber das ist eben Amateurfußball. Es gibt schulische und berufliche Dinger. Einer zieht um, der nächste baut gerade ein Haus. Und dann hast du eben auch erfahrene Spieler, die zwar voran gehen, dann aber auch mal einen Schnitzer machen.

Und wie war die Situation für Moosinning?

Lucksch: Wir hätten dieses Kampfspiel annehmen müssen. Aber solche Charaktere, manche sagen Kampfschweine, haben wir nicht in der Mannschaft. Wir wollen alles am liebsten spielerisch lösen. Und einzelne rauszunehmen, war ohnehin nicht die Lösung. Es haben alle unter Normalform gespielt.
Donbeck: Wenn du einen hast, der eine halbe Stunde lang einen auf Rastelli macht, kannst du was ändern. Aber ich kann ja vom Engagement her keinem einen Vorwurf machen. Wir in Dorfen haben 20 Leute, viele sehr junge Leute. Mit Michael Friemer, Hannes Hellfeuer und Marco Zöller fehlen mir zurzeit auch noch drei wichtige Spieler. Wir haben hier nicht die Möglichkeit, alles umzudrehen. Wir wollen das auch gar nicht. Die jungen Leute sind unsere Zukunft, und sie sollen ihre Fehler machen dürfen. Aus schlechten Erfahrungen lernst du am meisten. Das ist wie mit dem kleinen Jungen, der seine Hand auf die heiße Ofenplatte legt, obwohl der Vater zehnmal davor gewarnt hat.

Trotzdem werden Sie vermutlich Konsequenzen aus der Partie ziehen? Wie wird die Trainingswoche aussehen?

Donbeck: Das geht schon damit los, dass ich mit den Spielern telefoniere. Einzelgespräche. Ich muss ja niemanden öffentlich in die Pfanne hauen. Bei Siegen spricht man gern von einer geschlossenen Mannschaftsleistung. Man sollte sich auch bei Niederlagen nicht einzelne herauspicken.

Und das Training auf dem Platz?

Lucksch: Ich bin k ein Freund von emotionalen Konsequenzen. Das führt zu nichts. Es bringt ja auch nichts, die Jungs auf dem Platz zu demütigen. Aber ich hab ein paar Übungen, die die Jungs schon kennen. Sie müssen jetzt ein paar Prozente zurückbezahlen. Aber ich bin zu sehr inhaltlicher Trainer, um da irgendjemandem einen Denkzettel verpassen zu wollen. Da schade ich mir doch selber. Keiner hat absichtlich verloren. Wir werden also ganz klassisch zwei Trainignseinheiten durchführen. Mir ist wichtiger, dass wir an der Spielintelligenz und an der taktischen Disziplin arbeiten. Das ist mit Jugendlichen leichter als im Herrenbereich. Manche sind da nicht so flexibel und lernwillig.
Donbeck: Wir werden die üblichen Schwerpunkte haben: dienstags die Defensive, donnerstags der Abschluss und das Umschaltspiel. Ich muss schon auch auf die Stimmung schauen. Ich kann jetzt da nicht rumtoben mit rotem Schädel – und ich bekomme schnell einen brutal roten Schädel –, denn das tut dann vielleicht mir mal gut, aber es bringt niemanden weiter. Richtig reinhauen – das kannst du machen, wenn es gut läuft. Aber wenn eh schon alle den Kopf unten haben, musst du sie aufrichten.

Wie sieht die Aufstellung im nächsten Spiel aus?

Donbeck: Die Spieler wissen, welche Fehler sie gemacht haben. Wir werden das wie gesagt im Laufe der Woche aufarbeiten. Aber ich bin kein Freund von Sanktionen. Ich will den Jungs nicht eine Woche später die nächste Watschn verpassen. Alle wissen: Sie stehen in der Pflicht.
Lucksch: Es gibt schon zwei, drei Spieler, die extrem abgefallen sind. Aber die Aufstellung ist ein Prozess, der während der Trainingswoche läuft. Wir werden uns auf das Dornach-Spielen konsequent vorbereiten. Das Minimalziel waren vier Punkte aus den beiden Spielen gegen Türk Ingolstadt und Dornach. Wenn wir also am Samstag gewinnen, ist wieder alles im Lot.

Aufrufe: 015.10.2019, 10:00 Uhr
Erdinger Anzeiger / Dieter PriglmeirAutor