2024-04-30T13:48:59.170Z

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Glück im Unglück: Sulzemoos-Ass Bilal Solanke hat sich „nur“ einen Kreuzband- und Meniskuseinriss zugezogen.
Glück im Unglück: Sulzemoos-Ass Bilal Solanke hat sich „nur“ einen Kreuzband- und Meniskuseinriss zugezogen. – Foto: Bruno Haelke

Fazit zur Winterpause: SpVgg Kammerberg in der Komfortzone, Sulzemoos zittert 

Bezirksliga Nord kompakt

Die SpVgg Kammerberg befindet sich im Mittelfeld, wohingegen der SV Sulzemoos gegen den Abstieg kämpft. Torjäger Bilal Solanke mit leichterer Verletzung als zunächst befürchtet.

Die Tabelle bietet momentan ein schiefes Bild – Die Vereine haben bisher zwischen 22 und 24 der insgesamt 30 Punktspiele 2019/2020 absolviert.
SpVgg-Coach Matthias Koston zieht trotz des beachtlichen Rang sechs im Zwischenklassement eine durchaus (selbst)kritische Zwischenbilanz
Sulzemoos-Pressesprecher Markus Wagenpfeil siedelt die Gesamtleistung des SVS irgendwo zwischen „durchwachsen und desolat“ an

SpVgg Kammerberg klagt über Substanzverlust

Als die SpVgg Kammerberg mit einem 3:1-Sieg beim Tabellenvorletzten FC Finsing aus der Coronapause startete, war es auf dem Papier ein Auftakt nach Maß. Doch Trainer Matthias Koston merkte bereits in den Schlussminuten jener Partie, dass er in der Vorbereitung Fehler gemacht haben könnte. „Uns hat in den letzten Minuten gegen Finsing die Kraft gefehlt. Da haben wir gewackelt“, bemerkte Koston. Das sollte sich in den weiteren Spielen fortsetzen, weshalb der Kammerberger Spielertrainer offen zugibt: „In der Vorbereitung nicht mehr Läufe gemacht zu haben, war ein Fehler. Das kreide ich mir an.“ Für Koston bestünde kein Anlass, unzufrieden zu sein. Die Spielvereinigung überwintert bei auf Platz sechs und steuert auf das zweitbeste Resultat der Vereinsgeschichte zu. Nur einmal waren die Kammerberger seit ihrem Aufstieg im Jahr 2014 besser: Unter Kostons Vorgänger Manuel Haupt schrammten sie in der Saison 2017/2018 als Dritter knapp an der Aufstiegsrelegation zur Landesliga vorbei. Und die Einstellung dieses Resultats schien möglich. Doch nach durchwachsenen Leistungen in den vier Ligaspielen im Jahr 2020 wuchs der Rückstand der Kammerberger auf Platz drei von drei auf acht Zähler an. Kostons Analyse fällt schonungslos aus: „Im Vergleich zum Vorbereitungsspiel gegen Rohrbach im März waren wir in den Ligaspielen drei Klassen schlechter“, sagt der 30-Jährige.

Konditionsschwächen nach der Vorbereitung bei der SpVgg Kammerberg

Was sich in Finsing andeutete, bestätigte sich in den darauf folgenden Partien gegen den FSV Pfaffenhofen (1:1) sowie bei den Niederlagen beim SV Sulzemoos (0:1) und gegen den FC Moosinning (0:3). „In jeder dieser Partien waren wir konditionell schwächer als der Gegner“, bemerkte Koston. Bereits vor dem Restart hatte der 30-Jährige überlegt, wie er die Belastung steuern soll. Auch wenn er in seiner Zeit beim ASV Dachau unter guten Trainern spielen durfte, sagt Koston: „Ich bin noch unerfahren und muss noch herausfinden, was in der Vorbereitung das Beste ist.“ Im Herbst dieses Jahres hatte er sich nicht für die Premium Lösung entschieden. „Ich bin von meiner Linie abgewichen und habe auf einen spielerischen Ansatz gesetzt“, berichtet Koston und erklärt: „Ich habe den Jungs vertraut, dass sie sich selbstständig fit halten. Wir haben weniger Läufe gemacht.“ Was als Vorwurf an seine Spieler interpretiert werden könnte, ist anders gemeint. Koston: „In Spielformen kann man sich leicht verstecken. Bei Sprintübungen oder Ausdauerläufen geht das nicht, da kannst du als Trainer jeden bewerten. Da muss jeder an seine Grenze gehen, sonst fällt es auf.“ Die Konsequenz ist, dass Koston in der kommenden Vorbereitung auf einen bewährten Ansatz setzen wird. Zwei Spieler werden dann nicht mehr zum Kader gehören, wobei ein Abgang besonders schmerzt. Matthias Eisenkolb zieht für mindestens zwei Jahre nach Nürnberg. „Das ist extrem schade, Matthias hat sich spielerisch und charakterlich hervorragend entwickelt. Auch vom Auftreten her ist er deutlich selbstbewusster geworden“, sagt Koston über den Innenverteidiger. Während er Eisenkolb nachtrauert, sieht es bei Emmanuel Ojo anders aus. Der Stürmer war während der Coronapause zu den Kammerbergern gekommen, nachdem er im Training einen guten Eindruck hinterlassen hatte. „Am Anfang war alles gut. Seitdem ist er durch Disziplinlosigkeiten aufgefallen.

Unter anderem kam er öfter zu spät ins Training“, so Koston. Wenn er im Februar 2021 in die Vorbereitung startet, setzt Koston auf Spieler, die mitziehen wollen.

Geht nach Nürnberg: Matthias Eisenkolb steht der SpVgg Kammerberg 2021 nicht mehr zur Verfügung.

SV Sulzemoos überwintert auf einem Abstiegsplatz

Wer dem Fußball-Bezirksligisten SV Sulzemoos die Daumen drückt, wurde in diesem Jahr stark strapaziert. „Ich suche nach dem Wort, das unser Fußballjahr am besten beschreiben würde. Es als durchwachsen zu bezeichnen, wäre zu positiv, als desolat wäre zu negativ“, sagt Markus Wagenpfeil, der sportliche Leiter des SVS. Der Blick in den vergangenen Oktober reicht, um einen Eindruck über das Auf und Ab des Tabellenvierzehnten zu bekommen. Von der positiven Stimmung, die im Frühjahr 2020 geherrscht hatte, war da nichts mehr zu spüren. „Vor dem ersten Lockdown waren wir heiß. Wir hatten eine gute Vorbereitung hinter uns und waren sehr optimistisch, aus dem Tabellenkeller rauszukommen“, blickt Wagenpfeil zurück. Bevor der SVS sein erstes Spiel bestreiten konnte, wurde die Saison aufgrund der Corona-Pandemie unterbrochen. Als im August die zweite Vorbereitung des Jahres startete, hatte sich einiges gegen den SVS gewendet. Stürmer Marcel Berger war verletzt, sein Kollege Bilal Solanke kämpfte nach seinem Kreuzbandriss mit Schmerzen am Knie. Und ausgerechnet in dieser Phase wartete auf die Sulzemooser aufgrund der Nachholspiele ein Marathon, den andere Teams in dieser Form nicht hatten. In 20 Tagen musste der dezimierte SVS sechs Spiele bestreiten – doppelt so viele wie andere Teams der Bezirksliga Nord. „Rückblickend war es vielleicht ein Eigentor, dass wir nicht den Corona-Joker gezogen haben. Aber wir wollten es sportlich machen“, blickt Wagenpfeil zurück.

Harte Rückschläge für den SV Sulzemoos

Gegen Feldmoching, beim 2:2-Remis nach 0:2-Rückstand, deuteten die Sulzemooser an, dass sie den Ernst der Lage erkannt haben. Doch wie so häufig in dieser Saison widerlegten sie dies innerhalb weniger Tage. Gegen Schwabing setzte es wenig später eine 0:4-Niederlage. „So deutlich in einem Sechs-Punkte-Spiel zu verlieren, das ist hart“, so Wagenpfeil. Danach trennte sich der SVS von Trainer Peter Held. „Wir mussten etwas ändern, auch wenn die Entscheidung immer noch schmerzt“, sagt Wagenpfeil. Unter Interimstrainer Andreas Edelmann unterlag der SVS beim Spitzenreiter TSV Eching mit 0:3. Im ersten Spiel unter dem neuen Coach Christian Leßmann wirkte die Mannschaft trotz der 1:3-Niederlage beim Tabellenzweiten Schwaig stabiler als in den Wochen zuvor. Und nach dem 1:0-Heimsieg gegen die Spielvereinigung Kammerberg, dem ersten Spiel im Oktober, schien der SVS endgültig auf einem guten Weg zu sein. Der Optimismus kehrte zurück, „Jetzt wollen wir bis zur Winterpause eine Miniserie starten“, hatte Wagenpfeil vor dem Spiel gegen den SV Manching gesagt. Es folgte der Tiefpunkt in dieser Saison. Der SVS kassierte bei einer Mannschaft, die nicht zu den Spitzenteams der Liga gehört, eine 2:9-Abreibung. Fassungslosigkeit – nicht nur bei Wagenpfeil. „Wir haben gespielt wie ein Absteiger. Tiefer können wir nicht sinken“, sagte der sportliche Leiter. Bevor die Corona-Pandemie den Amateurfußball erneut ausbremste, war der SVS noch einmal im Ligapokal im Einsatz. Gegen den FC Kosova München gab es einen 1:0-Erfolg. Dieses Mal traute Wagenpfeil dem Braten nicht, zu oft folgten auf positive Ergebnisse Rückschläge. Und dies schien sich fortzusetzen.

Sorgen um Stürmer Bilal Solanke

Torjäger Bilal Solanke, der seit seinem Kreuzbandriss unter Schmerzen spielte, wurde wegen des Verdachts auf einen erneuten Kreuzbandriss untersucht. Doch Solanke, und damit auch der SVS, hatten Glück im Unglück. „Das Kreuzband ist nur angerissen. Außerdem ist der Innenmeniskus eingerissen. Es hätte schlimmer kommen können“, so Wagenpfeil. Und weiter: „Der Doktor sagte, Bilal müsse das Knie durch die Oberschenkelund Wadenmuskulatur entlasten, wenn er weiter Fußball spielen möchte.“ Der SV Sulzemoos unterstützt seinen besten Angreifer dabei. „Ich habe einen Kontakt zu einem Physio. Wir helfen ihm mit Rezepten und der Orga. Für Bilal ist es auf jeden Fall gut, dass jetzt erst einmal Pause ist“, sagt Wagenpfeil. Bei einem guten Heilungsverlauf könnte Solanke beim Vorbereitungsstart im kommenden Februar wieder dabei sein. Das gilt auch für Simon Hainzinger, Simon Zacherl, Alexander Kronschnabl und Alexander Rupp, die allesamt mit Verletzungen zu kämpfen haben bzw. hatten. Gute Nachrichten. Doch wenn die Saison eines gelernt hat: Mit Optimismus ist der SVS schlecht gefahren. Und dann findet Wagenpfeil doch noch zwei Wörter, die das Jahr 2020 zusammenfassen. „Ereignisreich trifft es ganz gut. Oder unglücklich“, so der sportliche Leiter. (Moritz Stalter)

Aufrufe: 017.11.2020, 09:56 Uhr
Dachauer Nachrichten / Moritz StalterAutor