2024-05-02T16:12:49.858Z

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Die Vorbereitung hat länger gedauert als gedacht: Für Ulrich Taffertshofer beginnt nach der coronabedingten Absage des Eröffnungsspiels gegen Duisburg die Saison in der Dritten Liga erst an diesem Wochenende.
Die Vorbereitung hat länger gedauert als gedacht: Für Ulrich Taffertshofer beginnt nach der coronabedingten Absage des Eröffnungsspiels gegen Duisburg die Saison in der Dritten Liga erst an diesem Wochenende. – Foto: imago images

Ex-Löwe Ulrich Taffertshofer verlängert nach längerer Überlegung bei Absteiger Osnabrück

Der Mittelfeldspieler aus Abertshausen wird überall auf Abstieg angesprochen

Ulrich Taffertshofer kommt eigentlich aus der Gemeinde Obersöchering. Doch er hat sich seinen Weg zum VfL Osnabrück gebahnt - und hat trotz Abstieg seinen Vertrag verlängert.

Osnabrück/Abertshausen – Ein Eröffnungsspiel in diesem Rahmen hat Ulrich Taffertshofer noch nicht gespielt. So oft bekommt ein Fußballprofi auch nicht die Chance dazu. „Alle Augen wären auf uns gewesen“, sagt der Mittelfeldmann aus Abertshausen (Gemeinde Obersöchering). 5000 Zuschauer hatten die örtlichen Behörden in Osnabrück gestattet für das Auftaktduell der Dritten Liga vorigen Freitag gegen den MSV Duisburg.

Doch am Tag davor starb der Traum. Nach ihrer Trainingseinheit erfuhren Taffertshofer und seine Teamkollegen: Die Partie fällt nach einem weiteren Coronafall bei den Duisburgern aus. „Doppelt bitter“, sagt Uli Taffertshofer, so oft steht man als Drittligist nicht im nationalen Fußballfokus. So lief am Freitagabend bei Familie Taffertshofer nebenbei im Fernsehen Schalke gegen Hamburg in Liga zwei. „Da siehst die alten Gegner wieder und denkst: Leck’ mich am A****“, scherzt der „Sheriff“, wie ihn viele nennen.

Abgestiegen sind wir irgendwo in unserer Heimniederlagenserie.

Ulrich Taffertshofer, Mitteldfeldspieler beim VfL Osnabrück

Ohne Punktspiel zum Auftakt habe man dann mehr Zeit gehabt, um nochmals über den Abstieg aus der 2. Bundesliga zu reflektieren, diese bitteren Momente in der Relegation gegen Ingolstadt, die Taffertshofer bis in die Heimat begleitet haben. Egal, ob daheim mit den Eltern und den Brüdern, an der Poschinger-Allee in Murnau oder beim Plausch mit dem Vorstand des SV Söchering – überall wurde er natürlich auf dieses 0:3 im Hinspiel angesprochen. Wobei der Profi mit etwas Abstand sagt: „Abgestiegen sind wir irgendwo in unserer Heimniederlagenserie.“ Zwischen November 2020 und dem vergangenen April verlor der VfL 13 Mal hintereinander im eigenen Stadion. Angesichts dieser Zahlen muss man wirklich nicht zu viele Gedanken an die Abstiegsspiele verschwenden. „Nach dem Saisonstart und mit dieser Mannschaft darfst du nicht absteigen“, sagt der Sheriff. Er hat sich vorgenommen, dieses Kapitel schnell zu vergessen. Solche Rückschläge „muss man direkt abhaken“.

Geblieben ist er trotzdem. Auch wenn er lang gegrübelt hat. Erst am Tag vor der Vertragsunterzeichnung entschied er final über seine Zukunft. Die Medien vor Ort hatten über einen Wechsel des 29-Jährigen ins Ausland spekuliert. Ein paar Anfragen habe es gegeben, sagt der Abertshausener. „Aber nichts, was mich aus den Socken gerissen hätte.“ Da waren ihm die Liebe der Fans, die Wertschätzung im Verein doch „zu wichtig, um das einfach so herzuschenken“. Bereits am Tag nach der Unterschrift kehrte er nach Osnabrück zurück. Die Anhänger des VfL hatten deutlich gemacht, dass sie den Sheriff in der Stadt behalten möchten. Gerade nach dem Abstieg füllten sich die Postfächer in den sozialen Netzwerken mit Nachrichten verzweifelter Fans. Im Urlaub meldete sich täglich einer aus dem Trainerteam. Sie drückten das schon recht klar aus, wo Uli Taffertshofer Fußballspielen sollte: in Osnabrück.

Bußgelder im Strafenkatalog sind bei Osnabrück an Dritte Liga angepasst worden

Dort ist er geblieben – und gleich wieder in den Mannschaftsrat gewählt worden. Diesem Gremium gehört er seit der Ankunft vor drei Jahren an, zuletzt auch als Dritter Kapitän. Bestimmt wird man von den eigenen Teamkollegen. Der Mannschaftsrat ist das Bindeglied zum Trainerstab, er übermittelt Sorgen und Anliegen, verhandelt die Prämien, spricht den Strafenkatalog ab, der sich eigentlich nicht verändert hat – nur die Bußgelder sind etwas gesunken, angepasst an die Dritte Liga. Auf der Liste der Sünder belegt Uli Taffertshofer traditionell einen der hinteren Plätze. Er findet: „Wenn du im Mannschaftsrat bist, solltest du Vorbild sein. Das wäre nicht optimal, wenn du einer der Führenden bist.“

Die Saison startet für den Abertshausener nun am morgigen Samstag mit dem Gastspiel beim 1. FC Saarbrücken (14 Uhr). Noch hat es wenig Sinn, über den Wiederaufstieg zu sprechen. Die Zahl der mahnenden Beispiele von Absteigern, die ohne Halt gen Vierte Liga zu stürzen drohten oder das wirklich taten, ist über die Jahre groß geworden. Aachen, Braunschweig, Paderborn, Kaiserslautern – Uli Taffertshofer erinnert an einige auch große Namen. „Gerade nach dem Abstieg ist es für viele besonders schwer gewesen.“ Das Wichtigste sei, früh und schnell „Rhythmus und Selbstvertrauen“ zu finden. Eine gute Gelegenheit bietet sich schon bald: Im DFB-Pokal, erste Runde, empfängt der VfL Werder Bremen. 5000 Zuschauer wünscht sich der Sheriff auch für dieses Duell. Nach einem Jahr Geisterkulisse freue er sich über jeden, der kommen darf. Was die Osnabrücker Fans für einen Lärm machen, hat auch die Relegation gezeigt: „Da haben 2000 die Stimmung einer ausverkauften Arena gemacht.“

Aufrufe: 030.7.2021, 07:46 Uhr
Andreas MayrAutor