2024-06-06T14:35:26.441Z

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Neue sportliche Leidenschaft: Jürgen Täuber (r.) beim Golfen mit Amateur-Nationalspieler Sepp Stadler, der Anfang der 1980er-Jahre ebenfalls das Starnberger Trikot trug.
Neue sportliche Leidenschaft: Jürgen Täuber (r.) beim Golfen mit Amateur-Nationalspieler Sepp Stadler, der Anfang der 1980er-Jahre ebenfalls das Starnberger Trikot trug. – Foto: privat

Ex-Löwe Jürgen Täuber: Der beste Starnberger Fußballer aller Zeiten

Jürgen Täuber (66) spielt mittlerweile lieber Golf

Jürgen Täuber kann 140 Bundes- und 79 Zweitligaspiele vorweisen. Der Franke spielte gegen Beckenbauer, Magath und Co. Inzwischen widmet er sich lieber dem Golfsport.

Starnberg – Das Lob kam einst aus berufenem Mund: „Er war der beste Fußballer, der je in Starnberg gespielt hat“, sagte Rudi Hack, der profundeste Kenner der Starnberger Fußball-Szene, über Jürgen Täuber. Kein Wunder, schließlich kam der heute 66-Jährige 1987 mit der Empfehlung von 140 Bundes- und 79 Zweitligaspielen für den 1. FC Nürnberg und Schalke 04 zum damaligen Landesligisten.

Was den Franken auszeichnete: Er wollte bei der SpVgg Starnberg nicht einfach seine Karriere locker ausklingen lassen, sondern etwas bewegen. „Ich kann halt nicht verlieren. Das lernt man als Profi. Auf dem Platz alles geben, was du drauf hast, das war für mich immer der entscheidende Faktor“, sagt er im Gespräch mit dem Starnberger Merkur.

Täuber: „Sicher nicht der Einfachste.“

Täuber, der einst mit seinen Brüdern Klaus (Nürnberg, Schalke und Leverkusen) und Stefan (Schalke und Nürnberg) das bislang einzige Brüder-Trio im deutschen Fußball-Oberhaus bildete, polarisierte, eckte an, war sicher nicht jedermanns Freund. Schon gar nicht auf dem Spielfeld beim Gegner und den Schiedsrichtern. Aber der Mittelfeld-Stratege gab in jedem Spiel alles, half der Mannschaft mit all seiner Routine und Erfahrung, ging als „Kapitän ohne Binde“ voraus, war Taktgeber und Vorbild für die jungen Spieler. „Ich war sicher nicht der Einfachste“, gibt er zu. Täuber war wichtig für seine Mitspieler: „Er hat uns Junge geführt und uns beigebracht, was Hierarchie im Fußball bedeutet“, so der damalige Keeper Andi Proksch. Die beiden Bayernliga-Aufstiege 1989 unter Trainer Gerd Ritzer und 1992 unter Karl-Heinz Finsterer wären ohne den „Chef im Ring“ wohl nicht möglich gewesen. Bezeichnend für Täubers Einstellung: Wenn Not am Mann war, half er auch mal in der zweiten Mannschaft aus – sogar als Torwart.

Nach den Bayernliga-Stationen Bamberg und 1860 München kam der gebürtige Erlanger auf Vermittlung des späteren Präsidenten Jochen Kress zur SpVgg. Aus dieser Zeit erinnert er sich noch an vieles. Seien es die Siege gegen 1860, die beiden Aufstiege oder „Macher“ wie Dr. Gerd Wernekke, Horst Manger, Rudi Hack und später auch Frank Fleschenberg und Mitspieler wie Peter Weiser, Ralph und Jörg Müller-Gesser, Dennis Grassow und „natürlich“ Michael Wiesinger, der ihn beim Club beerbte. Auch die Gegner wie Fürth oder Augsburg, die jetzt in der Bundesliga spielen, sind ihm noch präsent, aber auch der Zusammenbruch von Coach Sigi Daschner auf dem Trainingsplatz. Und Täuber sagt: „Als Hack gestorben ist, ging in Starnberg alles den Bach runter. Das ist sehr schade, aber Starnberg ist halt auch keine Fußballstadt.“

Willi Täuber: Vater und größter Fan

Der Ex-Profi bezeichnet sich selbst als Straßenfußballer. „Wir haben nach der Schule den Ranzen in die Ecke geworfen und auf der Straße gespielt. Da lernt man Ballsicherheit und den Willen, sich durchzusetzen.“ Später, bei seinen ersten Stationen in der Jugend, bekam er immer Unterstützung von Vater Willi, der selbst in Erlangen in der Oberliga am Ball war: „Er hat alles dafür getan, dass meine Brüder und ich erfolgreich waren. Ohne ihn wären wir niemals Profis geworden.“

Das schafften sie: Täuber erinnert sich daran, was für ein „Hochgefühl“ es war, als der große 1. FC Nürnberg ihn, den 19-jährigen Youngster von der SpVgg Erlangen, in die 2. Liga holte. In seinem ersten Profijahr stieg er in die Bundesliga auf, spielte dort gegen Stars wie Kevin Keegan, Franz Beckenbauer, Felix Magath, Allan Simonsen oder Hansi Müller. „Eine tolle Zeit“, unterstreicht er. Weniger toll ist die Erinnerung an das negativste Erlebnis seiner Karriere. „1982 haben wir mit dem Club im Pokal-Halbfinale 3:0 gegen den HSV mit Amerika-Rückkehrer Beckenbauer gewonnen. Dummerweise sah ich da die zweite gelbe Karte und war im Endspiel gegen die Bayern gesperrt. Das war richtig bitter.“

Jürgen Täuber: Zum Abschluss zum 1. FC Garmisch-Partenkirchen

1993 sagte Täuber „Servus, Starnberg“, wollte eigentlich seine Karriere beenden. Aber auch mit 38 war noch nicht Schluss. Roland Holly, der ehemalige SpVgg-Sponsor, überredete den Oldie (genauso wie Torjäger Peter Weiser), noch einmal die Fußballschuhe zu schnüren: für A-Klassist 1. FC Garmisch-Partenkirchen, mit dem Holly, auch mit Unterstützung von Ski-Legende Christian Neureuther, unbedingt in die Bayernliga wollte. Der prominente Neuzugang gab noch mal alles: „Alle dachten, da kommt ein Abzocker. Aber das hat sich schnell geändert.“ Zwei Aufstiege, in die Bezirks- und die Landesliga klappten. Aber dann war Schluss. Täuber hörte endgültig auf. „Ich habe festgestellt, dass der Moment gekommen war, wo ich sagen musste: Ich mag nicht mehr.“

Schon vor dem Ende seiner langen Karriere stieg Täuber, der in Vaterstetten wohnt und seit 23 Jahren mit seiner Micheline verheiratet ist, ins Immobiliengeschäft ein. Da ist er heute noch tätig. Er verrät allerdings: „Ich bereite mich allmählich auf die Rente vor.“

Golf ist Täubers „Hobby und Ausgleich“

Da hat er dann noch mehr Zeit für den kleinen, weißen Ball, den er schon vor Jahrzehnten gegen den Fußball eingetauscht hat. Täuber ist ein hervorragender und – dank des Ehrgeizes, der ihn schon auf dem Fußballplatz ausgezeichnet hat – erfolgreicher Golfspieler geworden. „Mein Hobby und mein Ausgleich“, sagt er. Mit Handicap 8 („Ich war schon bei 5,7“) ist er ein gern gesehener Flight-Teilnehmer bei diversen Promi-Turnieren (wie zuletzt bei der Trophy des ehemaligen SpVgglers Sepp Stadler), zudem spielt er in der AK 50 der Mannschaft des Golfclub Ebersberg. „Ich muss mich viel bewegen. Das ist wichtig für mich, deshalb bin ich auch mit 66 noch ziemlich fit.“

Und Fußball: „Ein paar Spiele in der Ehrenliga.“ Aber jetzt nur noch vorm Fernseher. Die Club-Legende verrät: „Den 1. FC Nürnberg trage ich im Herzen. Aber am liebsten schaue ich den FC Bayern an. Ja, ich bin Bayern-Fan geworden.“ Rotes Club-Dress, rotes Bayern-Dress – das passt doch.

Immer volle Pulle: Jürgen Täuber (l.) im März 1993 beim 2:1-Sieg gegen den TSV 1860 München im Zweikampf mit Löwe Bernhard Trares.
Immer volle Pulle: Jürgen Täuber (l.) im März 1993 beim 2:1-Sieg gegen den TSV 1860 München im Zweikampf mit Löwe Bernhard Trares. – Foto: ARCHIV/THOMAS ERNSTBERGER
Aufrufe: 018.8.2021, 07:33 Uhr
Thomas ErnstbergerAutor