2024-05-02T16:12:49.858Z

Turnier
Das Uni-Team aus Kaiserslautern fährt nach Maribor. F: Bolzing FC
Das Uni-Team aus Kaiserslautern fährt nach Maribor. F: Bolzing FC

Es ruft die Königsklasse

Uni-Team aus Kaiserslautern vertritt die deutschen Universitäten in Slowenien / Vier rheinhessische Fußballer beteiligt

Kaiserslautern. „In Europa kennt euch keine Sau“ war einmal. Der Bolzing FC wird sich vom 22. bis 25. September erstmals international präsentieren. Das Ziel ist Maribor in Slowenien, wo sich die Studententruppe aus Kaiserslautern mit anderen erfolgreichen, europäischen Universitätsteams in der offiziellen Kleinfeldfußball Champions League misst. Es ist der Lohn für herausragende Leistungen in den Wettbewerben der Heimatstadt und in Deutschland.

Dabei liegt einem ein „typisch Kaiserslautern“ auf den Lippen. Denn einerseits passt der unerwartete Erfolg zu der Fußballtradition der Stadt. Und andererseits passt auch die Art und Weise, wie sich der Bolzing FC zum König der deutschen Uni-Liga krönte. Ganz nach dem Zitat der Lauterer Identifikationsfigur Fritz Walter „Der Schlüssel zum Erfolg ist Kameradschaft und der Wille, alles für den anderen zu geben“, holte sich die Mannschaft den ersten Platz in Göttingen. Das betont Kapitän Julian Hembel auch. „Die gegnerischen Teams waren von den Einzelspielern besser besetzt. Aber bei uns hat sich jeder total super eingefügt.“ Neben Hembel (TuS Erbes-Büdesheim) gehören auch Lars Dechent (TSV Armsheim), Peter Hottum (SG Weinheim/Heimersheim) und Vincenzo Cangianiello (FSV Saulheim) zu den bekannten Gesichtern im rheinhessischen Fußballkreis.

Bolzing FC benötigt Anlaufzeit

Nicht wirklich überraschend benötigte das Team allerdings eine leichte Anlaufzeit. So machte sich da der nächtliche Aufenthalt in die Straßen der Stadt bemerkbar. „Natürlich sind wir mit Ernsthaftigkeit reingegangen. Aber der Ausflug muss sich auch lohnen.“ Die erste Begegnung, das 1:1 gegen den Arabs FC, Meister aus Ilmenau, wurde dann aber auch so etwas wie das Schlüsselspiel im positiven Sinne. „Das war sehr ernüchternd. Wir dominierten das Spiel und hatten viel Ballbesitz“, stellte Hembel fest und zog mit seinen Trainerkollegen Lukas Renner und Cangianiello die richtigen Schlüsse. „Wir haben uns gesagt: Das macht keinen Sinn. Wir brauchen mehr Platz da vorne, um unsere schnellen außen einzusetzen.“ Und deshalb agierte der Bolzing FC von nun an etwas tiefer, mehr auf Konter ausgerichtet.

Der Plan ging auf. Mit einem 2:0 über das Düsseldorfer Meisterteam Medici United und dem 0:0 gegen die Stiftung Wadentest aus Leipzig zog die Mannschaft als Gruppenzweiter in die K.O. Runde ein. Dort begeisterte der BFC dann mit Nervenstärke. Sowohl im Viertelfinale gegen den starken Gastgeber und Serienmeister TSG Göttingen, als auch im Finale gegen die Casting Couch Professionals aus Hamburg siegte das Team vom Punkt aus. Bemerkenswert, dass sich der BFC dabei nicht einen Fehlschluss leistete. Sven Strokosch, Moritz Neupert, Renner und Ricardo Oliveira de Souza trafen ausnahmslos. „Ein Kompliment an die Schützen“, zollte Hembel seinen Respekt. Der Vollständigkeit halber sei noch gesagt, dass dem Bolzing FC im Halbfinale gegen Leider Geil aus Jena ein Neunmeterschießen erspart blieb, nachdem Renner zum entscheidenden 1:0 traf.

Kein "Töchterchen für Sarah"

Insgesamt ist die Leistung des Teams gar nicht hoch genug einzuschätzen. Denn eigentlich hatte sich der BFC nicht qualifiziert. Der Lauterer Vize konnte nur teilnehmen, weil der Sieger des Uni-Turnieres aus Kaiserslautern glücklicherweise keine Mannschaft meldete. Vielleicht war das auch noch so ein Punkt, was den Ausschlag für den Triumph gab. So genoss der BFC die Fahrt in vollen Zügen und scherzte auch fleißig auf dem Weg nach Göttingen. „Wir haben gar keinen Platz für den Pokal“, hieß es da. Da konnte ja noch keiner ahnen, dass es wirklich dazu kommt.

Mit der Freude des Sieges gab der BFC dem Pott dann auch noch einen Namen. „Das erste Mädchen, was den Pokal küsste, war ein Mädel aus Karlsruhe und hieß Sarah. Deshalb haben wir ihn Sarah getauft“, lachte Hembel und wünschte sich „ein Töchterchen für die Sarah.“ Doch daraus wurde nichts. Anfang Juli und nach dem Triumph in Göttingen unterlag der BFC im Finale der Lauterer Uni-Liga dem Team von All BECK´s mit 1:2.

Gründung aus Jux und Dollerei

Im Grunde genommen gesellt sich der Bolzing FC aber zu den romantischen Fußballstorys. 2010 gründeten paar Schüler des Gymnasium am Römerkastell aus Alzey nach einer FIFA 98-Session das Team aus Jux und Dollerei. Und nun fahren die Fußballer nach Maribor zur Champions League und zum Bundesliga-Heimspiel zwischen dem FC Bayern München und Borussia Dortmund (ebenfalls Preis des Sieges). Es ist manchmal einfach schon verrückt, wie sich die Dinge entwickeln und welche Dynamik sie erhalten können. Jedenfalls heißt es jetzt: „Europapokal, Europapokal, der Bolzing FC spielt international.“

Der Kader im Überblick:

Tor: Matze Knebel

Abwehr: Ricardo Oliveira De Souza, Lars Dechent, Julian Hembel, Johannes Schick, Sven Strokosch und Erwin Satirsohn

Mittelfeld: Lukas Renner und Vincenzo Cangianiello

Sturm: Peter Hottum und Moritz „Faxe“ Neupert

Betreuer: Julian Remmet, Christopher Dechent, Tim Schäfer und Christian Hembel

Aufrufe: 017.7.2016, 08:00 Uhr
Nico BrunettiAutor