2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Bevor Roman Pribyl im Spätsommer dieses Jahres die SpVgg Bayern Hof übernommen hat, war er in der Kreisliga für Erkersreuth aktiv.
Bevor Roman Pribyl im Spätsommer dieses Jahres die SpVgg Bayern Hof übernommen hat, war er in der Kreisliga für Erkersreuth aktiv. – Foto: Mario Wiedel

Es kann eigentlich nur besser werden...

Roman Pribyls Einstand als Trainer der SpVgg Bayern Hof ist alles andere als geglückt - das liegt aber keinesfalls am 56-Jährigen selbst, der von den Verantwortlichen in höchsten Tönen gelobt wird.

Es ist gang und gäbe, jemanden beim Start eines neuen Projektes viel Glück und Erfolg zu wünschen. Man kann davon ausgehen, dass viele Menschen - allen voran aus dem Umfeld der SpVgg Bayern Hof - auch Roman Pribyl zu Beginn seiner Amtszeit beim Fünftligisten dementsprechende Worte mit auf dem Weg gegeben haben. All diese gutgemeinten Äußerungen habe allerdings ihre Wirkung verfehlt, wie es scheint. Den Glück hatte der 56-Jährige als Trainer der Oberfranken bisher nicht wirklich. Und auch in Sachen Erfolge schaut's eher mager aus. Mit einer ordentlichen Portion Galgenhumor stellt der Tscheche fest: "Es kann eigentlich nur besser werden..."

Es soll immer wieder mal vorkommen, dass trotz vorheriger, intensiver Gespräche eine Verein-Trainer-Zusammenarbeit einfach nicht klappt - und es zu schnellen Trennungen kommt. Bei Roman Pibyl ist das trotz des unglücklichen Auftaktes nicht der Fall. Im Gegenteil. Die Verantwortlichen des Traditionsvereins sind vollauf zufrieden mit der Arbeit des erfahrenen Übungsleiters und sind nach wie vor der Überzeugung, dass er der richtige Mann zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort ist. "Wir haben uns bewusst für Roman entschieden, weil er gerne mit jungen Spielern arbeitet und diese auch weiterbringt", macht Teammanager Thomas Popp noch einmal deutlich. "Er ist ein absoluter Team-Player, der anpackt. Er ist fachlich sehr kompetent und persönlich kann ich feststellen, dass er menschlich einer der besten Trainer ist, mit denen ich bisher zusammengearbeitet habe."

Die Gründe warum der Einstand des Lehrers misslungen ist, sind deutlich vielschichtiger - und nicht unbedingt nur im sportlichen Bereich zu suchen. Dass er vorher "nur" in der Kreisliga für den TuS Erkersreuth aktiv war, spielt ebenso keine Rolle. Denn als ehemaliger Zweitliga-Spieler in seiner Heimat und früherer Landesliga-Trainer des TSV Thiersheim weiß Pribyl sehr wohl, wie der Hase läuft im gehobenen Amateurbereich. In seiner eigenen, humorvollen Art stellt er im FuPa-Gespräch fest: "Natürlich sind die Anforderungen in der Bayernliga höher als in der Kreisliga. Ich habe nun aber auch Spieler, die das wissen und diesen Weg mitgehen. Deshalb gestaltet sich meine Aufgabe als Trainer nicht sonderlich schwieriger. Im Gegenteil. Nun habe ich als Coach den größten Einfluss auf die Wochenend-Planung der Jungs - und nicht deren Freundin."

Eine ernüchternde sportliche Zwischenbilanz



Der 56-Jährige ist ein unterhaltsamer Gesprächspartner. Er überzeugt mit Wissen, nimmt sich aber selbst nicht zu wichtig. Späße gehören bei ihm dazu, sind Teil seines Charakters. Es ist deutlich spürbar, dass er nicht nur ein guter Pädagoge ist, sondern auch ein hervorragende Trainer, wobei beide Tätigkeiten bekanntlich eine große Schnittmenge haben. Angesprochen auf seine große Empathie, die ihm generell nachgesagt und auch von Thomas Popp betont wird, fühlt sich der Tscheche geschmeichelt. Gleichzeitig spielt er das Ganze jedoch als "ganz normal" herunter. "Nur, weil ich freundlich bin, bin ich doch nichts besonderes. Freilich gibt es Kollegen, die es anders probieren. Für mich ist aber Menschlichkeit eine der wichtigsten Eigenschaften eines Trainers - neben dem fachlichen Wissen natürlich."

Die SpVgg Bayern Hof hat also den aus ihrer Sicht idealen Trainer gefunden. Und auch Roman Pribyl fühlt sich bei den Oberfranken pudelwohl. Und dennoch läuft's nicht. Das liegt jedoch eindeutig an der Gemengelage in einem Jahr, das wohl immer in Erinnerung bleiben wird. Der 56-Jährige sollte eigentlich erst nach der aktuellen Spielzeit die Nachfolge von Fulvio Bifano antreten. Nach der feststehenden Verlängerung der Saison verständige man sich darauf, dennoch zum vorher fixierten Zeitpunkt loszulegen. Pribyl übernahm in einer Phase des Umbruchs, einhergehend mit einem kleinen Transfertheater, die Mannschaft, gefolgt von der allgemeinen Verwirrung rund um den Re-Start und vielen Corona-bedingten Spielabsagen.



So konnten Feulner & Co. mit ihrem neuen Chef an der Linie neben zahlreichen, eher wertloseren Testspielen erst drei Pflichtspiele, jeweils eins in Liga, Ligapokal und Verbandspokal, bestreiten. Die ernüchternde Bilanz: Zwei Niederlagen, ein Unentschieden. Dass er bisher noch ohne Sieg ist bei seiner neuen Aufgabe, stört den Lehrer aber nicht weiter. "Die aktuelle Situation ist nicht nur für uns eine der außergewöhnlichsten überhaupt. Doch mir ist nicht bange. Die Jungs ziehen prima mit, die Stimmung ist gut. Und ich bin mir sicher, dass sich das in entsprechenden Resultaten niederschlagen wird."

Wann jedoch der Ball endlich wieder rollen wird, das vermag Roman Pribyl nicht zu beurteilen. Zu undurchsichtig ist für nicht nur für ihn die derzeitige Infektionslage - in seiner Heimat noch deutlich heftiger als diesseits der Grenze. "Man kann über die einzelnen Beschränkungen streiten, das gebe ich zu. Aber Bayern hat wenigstens eine klare Linie. Bei uns in Tschechien ist eine Woche alles locker, die andere wieder alles dicht." Nur das unterschiedliche Maß was den Sport betrifft stößt den Pädagogen, der in seinem Berufsalltag die AHAL-Corona-Regeln längst verinnerlicht hat, bitter auf. "Bewegung ist Bewegung. Und Bewegung ist gut, gerade um Krankheiten vorzubeugen. Wenn die Profis Sport machen dürfen, warum dann die Amateure nicht? Das Argument, dass die Profis in einer Blase leben zählt für mich nicht, was die vielen Infektionen bei den Bundesligisten deutlich macht."

Der 56-Jährige wird als empathischer Menschenfreund, der aber auch das nötige Fachwissen mitbringt, beschrieben.
Der 56-Jährige wird als empathischer Menschenfreund, der aber auch das nötige Fachwissen mitbringt, beschrieben. – Foto: Mario Wiedel


Mit Roman Pribyl kann man sich nicht nur über Fußball unterhalten, sondern auch über gesellschaftliche Themen und Probleme. Eben weil er regelmäßig über den Tellerrand des Spielfeldes hinaus blickt, kann er das, was rund um das runde Leder passiert, gut einordnen. Und vor allem das deutsch-tschechische Miteinander ist dem personifizierten Synonym für Völkerverständigung, der durch eine Städtepartnerschaft vor 30 Jahre das erste Mal nach Franken als Trainer gekommen und seitdem geblieben ist, wichtig. "Aus diesem Grund hoffe ich, dass die Grenzen dieses Mal offen bleiben. Beim ersten Lockdown war die Grenzschließung ein für mich unverständlicher, weil völlig sinnloser Schritt unserer Regierung."

Viel Glück und Erfolg möchte Roman Pribyl den Politikern bei den anstehenden Corona-Entscheidungen nicht wünschen. Denn er selbst hat leidvoll erfahren müssen, dass diese Wünsche nur wenig bringen....

Aufrufe: 012.12.2020, 08:00 Uhr
RedaktionAutor