2024-04-25T14:35:39.956Z

Spielbericht
Häufchen Elend: Manuela Zinsberger. F: dpa
Häufchen Elend: Manuela Zinsberger. F: dpa

Ekelhaftes Ende für FCB-Frauen

FC Bayern-Frauen verpassen Pokal

Das Frauen-Team des FC Bayern muss sich im DFB-Pokalfinale erst im Elfmeterschießen dem Seriensieger Wolfsburg beugen - Simone Laudehr krönt Comeback mit Elfmeter

München – Das Leben auf der Linie kann grausam sein. Einst kauerte Oliver Kahn in Yokohama am Torpfosten, er hatte soeben das WM-Endspiel gegen Brasilien verloren, nachdem er zuvor ein grandioses Turnier abgeliefert hatte. Am Samstag nahm Manuela Zinsberger am Ende des DFB-Pokalfinales in Köln die gleiche Häufchen-Elend-Position ein, hinter ihr gähnende Leere, nur der Pfosten, das Netz – und der Ball. Die Torfrau hatte zwei Elfmeter pariert, doch am Ende half alles nichts. Der VfL Wolfsburg feierte nach einem 3:2 im Elfmeterschießen seinen fünften Pokaltriumph, den vierten in Serie – und das Double.

Die Münchnerinnen hatten sich in einem schwungvollen Endspiel ebenbürtig präsentiert, unter anderem scheiterte Nicole Rolser mit einem Heber, den Almut Schult mit letzter Kraft an die Latte lenken konnte. Die deutsche Nr. 1 erwies sich am Samstag am Ende dann als die Spielverderberin des Tages. Auch sie angelte sich zwei Elfmeter, und weil nicht nur die Schüsse von Melanie Behringer und Lucie Vonkova an ihren Fäusten abprallten, sondern auch noch der Versuch von Kristin Demann von der Unterkante der Latte zurück ins Feld tropfte, reichten die Treffer von Simone Laudehr und Mandy Islacker nicht.

„Das ist ein bitterer Moment für unsere ganze Mannschaft, das Elfmeterschießen war unglücklich“, sagte Simone Laudehr, „so ekelhaft ist Fußball.“ Die Nationalspielerin ließ sich auch nicht damit trösten, dass ihre Einwechslung in der Verlängerung das Ende ihrer fünf Monate langen Verletzungspause bedeutete. Nicole Rolser bedauerte, „dass wir uns am Ende nicht belohnt haben. Wir haben bis zum Umfallen gekämpft und unglücklich verloren. Wir waren so nah dran. Es war ein Spiel auf Augenhöhe.“ Zuletzt hatte es 2007 ein finales Elfmeterschießen gegeben.

Nach dem Abpfiff flossen die Tränen. Zu niederschmetternd war die Erkenntnis, die übermächtig scheinenenden Wolfsburgerinnen am Rande der Niederlage gehabt zu haben. Es hat nicht viel gefehlt, um nach 2012 den Pokal zum zweiten Mal nach München mitzunehmen. Almut Schult hatte bereits beim Aufstehen so eine Vorahnung, denn die Bayern-Frauen sind seit vielen Wochen in Form: „Ich habe mir gedacht, dass es heute nicht nach 90 Minuten entschieden sein könnte.“

Am kommenden Sonntag kommt es auf dem FC Bayern Campus in der Liga bereits zum Wiedersehen, Anpfiff ist um 14 Uhr. Der Doublesieger hat aber vorher noch das Finale in der Champions League in Kiew zu absolvieren, am Donnerstag winkt gegen den Titelverteidiger Olympique Lyon das Triple. Man habe „das offensiv derzeit wahrscheinlich beste Team von Europa in Schach gehalten“, sagte Trainer Thomas Wörle, „das war ein großer Kampf über 120 Minuten. Viel mehr geht nicht. Großes Kompliment an meine Mannschaft.“ Es sei sehr bitter, nach so einer Leistung mit leeren Händen nach Hause zu fahren.

Manuela Zinsberger kauerte nicht lange an ihrem Pfosten. Dass die Ersatzkeeperinnen Wang Fei und Jacintha Weimar die Ersten waren, die der Österreicherin auf die Beine halfen, sagt viel über den Teamgeist der Münchner aus. Die Parallelen zu Kahn in Yokohama sind auch nicht ganz linear; im Gegensatz zum „Titan“ war Manuela Zinsberger ja kein Fehlgriff unterlaufen. Das ändert aber nichts daran, dass das Leben auf der Linie am Ende besondres ekelhaft sein kann.

Aufrufe: 021.5.2018, 19:43 Uhr
Münchner Merkur / Andreas WernerAutor