2024-04-25T14:35:39.956Z

Star des Spieltages

Fußballtalent will bei Turbine durchstarten

12-Jährige aus dem Alten Land wagt den Sprung +++ Förderung vom Frauen-Bundesligisten

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GROß HOVE. Auf dem derzeitigen Leistungsstand darf die zwölfjährige Fußballerin Yasu Aliyah Caparoglu ohne Übertreibung als Ausnahmetalent bezeichnet werden. Bestätigt wurde sie beim Sichtungslehrgang des Bundesligisten 1. FFC Turbine Potsdam.

Der Frauen-Fußball-Club aus der 1. Bundesliga war nach der ersten Sichtung gleich gewillt, das Talent zu verpflichten. Dabei hatte Yasu Aliyah Caparoglu vorher noch Bedenken und war unsicher.Yasu Aliyah Caparoglu und Mama Susanne sitzen auf der Dachterrasse in Groß Hove, Gemeinde Jork, und streiten sich auf neckische Art. Die Tochter behauptet, ihre Mutter habe vorgeschlagen, am Sichtungslehrgang des Bundesligisten 1. FFC Turbine Potsdam teilzunehmen. Die Mutter sagt, ihre Tochter wollte es selbst. Die beiden werden sich in diesem Punkt nicht einig. "Wir sind oft wie Feuer und Wasser", sagt Mutter Susanne und lacht. Den Schritt, sich beim etablierten Erstligisten ausbilden zu lassen, gehen Tochter und Mutter nun aber gemeinsam und überzeugt.

Auf die Idee, eventuell ein Fußballinternat zu besuchen, kam bei Yasu Aliyah Caparoglu, als der Bruder einer Freundin auf ein Handballinternat wechselte. Das Ausbildungssystem bei Turbine Potsdam ist dabei allerdings etwas differenzierter. Der Fußballverein arbeitet mit einer Sportschule zusammen. Yasu Aliyah Caparoglu ist in einem betreuten Wohnheim untergebracht. Vier Mal in der Woche trainiert sie in der Schule nach dem Unterricht. Zwei Mal trainieren die Talente bei Turbine Potsdam. Im August geht’s los. "Die Aufregung kommt bei mir immer erst kurz vorher", sagt Yasu Aliyah Caparoglu. Sie findet es gut und spannend, bald auf eigenen Beinen zu stehen, sagt sie, und ergänzt: "Aber natürlich werde ich Mama vermissen." Der Name Yasu ist eine Zusammensetzung aus den Namen ihres Vaters, Yasin, und ihrer Mutter, Susanne.

Das Talent habe Yasu Aliyah Caparoglu von ihrem Vater geerbt, sagt Mutter Susanne. Der hatte in der Jugend auch höherklassig bei einem türkischen Erstligisten gespielt. "Yasu konnte schon eher einen Ball schießen, als richtig laufen", sagt sie. Mit drei Jahren trat Yasu Aliyah Caparoglu dem ASC Cranz-Estebrügge bei. Eine Frühentwicklerin. Wenn gegnerische Jungs nach einer Niederlage herausfanden, dass Yasu Aliyah Caparoglu ein Mädchen ist, fingen sie manchmal an zu weinen. Yasu Aliyah Caparoglu lächelt verschmitzt, wenn sie das erzählt. Mutter Susanne erzählt noch eine Anekdote: Ihre Tochter habe vor einigen Jahren bei einem Mädchen-Fußballturnier ausgeholfen. Die gegnerischen Trainer hätten sich beschwert, dass ein Junge mitspielt, sie konnten nicht glauben, dass ein Mädchen so gut ist.

Yasu Aliyah Caparoglu ist gerade mit der U12-Auswahl des Niedersächsischen Fußballverbands (NFV) Norddeutscher Meister geworden. Sie schoss bei den Siegen über die Auswahlen aus Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein jeweils ein Tor. Zudem gehört sie, die im Februar zwölf Jahre alt wurde, schon der U14-Auswahl des NFV an. Den U14-Lehrgang Ende Juni durfte sie nicht mehr mitmachen, weil sie zu Turbine Potsdam wechselt. Yasu Aliyah Caparoglu wird nun für die Auswahl Brandenburgs spielen. Auch das steht schon fest. Die Trainer haben angekündigt, dass im kommenden Jahr der U15-Bundesvergleich ansteht und dort DFB-Scouts Talente sichten. "Mutti ist stolz", sagt Mutter Susanne selbst und lacht.

Yasu Aliyah Caparoglu war vor dem Sichtungslehrgang von Turbine Potsdam unsicher. Sie dachte, da wären viel bessere Fußballerinnen. Die Trainer bestätigten sie vom Gegenteil, wollten sofort, dass die Altländerin zum folgenden viertägigen Lehrgang kommt. Dort wurde die Zwölfjährige medizinisch wie psychologisch gecheckt. Sechs Mädchen wurden genommen. "Die Trainer waren alle nett und die Lehrgänge waren ganz lustig", sagt Yasu Aliyah Caparoglu. Das ganze System bei Turbine Potsdam hat auch Mutter Susanne überzeugt. Sie wisse ihre Tochter in guten Händen. "Alle waren super nett und super sympathisch", sagt sie. Ob die Trainer, Lehrer oder Wohnheimleitung. "Die tragen ihr Herz auf der Zunge, und Potsdam ist eine super freundliche Stadt", sagt die Mutter. Das habe ihr und ihrer Tochter schnell die Angst genommen. Einmal im Monat darf Yasu Aliyah Caparoglu nach Hause. Die Mutter will möglichst jedes Wochenende nach Potsdam kommen.Yasu Aliyah Caparoglu will "auf jeden Fall Profi werden", wie sie sagt. Und dann möchte sie am liebsten in den USA spielen und ihr Geld verdienen. Da sei der Frauenfußball schließlich populär und mehr angesehen als in Deutschland.

Dafür muss die zwölfjährige Gymnasiastin auch wieder Motivation für die Schule entwickeln. "In letzter Zeit hatte ich nicht mehr so viel Bock auf Schule", gibt sie lächelnd zu. Bei Turbine Potsdam müssen ihre schulischen Leistungen aber genauso stimmen wie ihre fußballerische Entwicklung. Yasu Aliyah Caparoglu geht ehrgeizig und willig nach Potsdam, gar nicht mehr so unsicher.

Aufrufe: 05.7.2018, 12:25 Uhr
Tageblatt / Jan BröhanAutor