2024-05-29T12:18:09.228Z

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Eine Mail bringt sie zu Werder Bremen

Torhüterin Lenja Kenstel durfte Erstliga-Luft schnuppern

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BUXTEHUDE. Die Buxtehuderin Lenja Kenstel (18) steht seit fünf Jahren bei Werder Bremen im Tor. Mit der Regionalliga-Mannschaft bereitet sie sich jetzt auf die neue Saison vor. Kürzlich durfte sie sogar Erstliga-Luft schnuppern.

Lenja Kenstel lernte früh, was eine gute Torhüterin auszeichnet: dass sie sich auf dem Feld ständig anbieten müsse, dass sie - falls sie bedrängt wird - mit beiden Füßen passen können sollte. "Aber erst bei Werder habe ich überhaupt ein Torwartspiel entwickelt", sagt sie. Kenstel wurde bewusst, wie selten eine Torhüterin den Ball mit der Hand berühre, dass eine Torhüterin trotz ihrer besonderen Stellung ein Teil der Mannschaft sei. Sie lernte, wie wichtig Kommunikation, Präsenz und Ballsicherheit sind.

Eigenschaften, mit denen es die 1,80 Meter große Torhüter weit gebracht hat. Dabei sagt Kenstel selber über sich, dass sie früher nie die Beste gewesen sei, was die Grundtechniken anbelangt. Heute hat sie einen Stammplatz in der dritten Liga.

Kenstel, geboren und aufgewachsen in Buxtehude, hat mit vier Jahren bei Eintracht Immenbeck mit dem Fußball angefangen. Warum sie Torhüterin wurde? Kenstel zuckt mit den Schultern. "Ich war schon immer im Tor." Kenstel zeigte Talent, spielte in der Kreis- und Niedersachsenauswahl. Nachdem sich Mitspielerinnen für ein Probetraining bei Werder beworben hatten, schickte auch sie eine Mail ab. Drei Tage später trainierte Kenstel in Bremen.

Seit der Saison 2017/18 spielt Kenstel bei Werder. Eingeplant war sie zunächst für die U15 - zum Einsatz kam sie in der U17-Bundesliga. Kenstel kann sich gut an ihren ersten Einsatz erinnern, ein Auswärtsspiel gegen den HSV. "Die eine Torhüterin war verhindert, die andere verletzt", also musste die damals 14-Jährige das Tor hüten. Am Saisonende kam sie auf 18 Einsätze. Und so ging es weiter an der Weser.

In der vergangenen Saison rückte Kenstel in die zweite Frauen-Mannschaft auf. Es lief gut, doch durch Corona war die Saison nach wenigen Spielen beendet. Dann folgte eine monatelange Pause, die im Februar dieses Jahres mit einem Anruf schlagartig endete: ob Kenstel in der ersten Mannschaft aushelfen könne. Eine Torhüterin hatte sich verletzt - Werder brauchte nun einen "Back-up". Nach Leistungstest und Medizincheck trainierte Kenstel mit der Bundesliga-Mannschaft. Kenstel grinst. "Das erste Training war ein großer Fail." Nach dreimonatiger Pause kam sie mit dem Tempo nicht zurecht. "Zum Glück konnte ich mir das Selbstvertrauen im zweiten Training zurückholen", sagt sie. Weil sie durch das Homeschooling keinen Präsenzunterricht hatte, zog Kenstel vorübergehend zu einer Mitspielerin nach Bremen.

Nach drei, vier Wochen hieß es dann: "Du fährst mit nach München", erinnert sich Kenstel. Bremen spielte beim Meister FC Bayern, verlor 0:7. Kenstel saß auf der Bank. Und dennoch: "Das war ein cooles Gefühl, ich fand vor allem die Professionalität so beeindruckend", sagt sie. Das Hotel, das Stadion, der Campus an der Säbener Straße.

Im Moment bereitet Kenstel sich mit der zweiten Mannschaft auf die Regionalliga vor. Bis zu vier Einheiten absolviert das Team in der Woche, bestreitet bis zu zwei Spiele an einem Wochenende. "Wir müssen wieder Spielfluss bekommen", sagt Kenstel.

Kenstel ist erstaunt darüber, dass sie bereits ihre fünfte Saison in Bremen spielt. Dabei sei ihr vor wenigen Jahren nicht klar gewesen, was im Mädchen- und Frauenfußball überhaupt möglich ist. Klar, schaute sie die WM-Spiele der Frauen-Nationalmannschaft im Fernsehen, in ihrem Umfeld aber hatte sie damals kaum Berührungspunkte. "Die beste Mannschaft in der Umgebung, die ich kannte, war der TSV Apensen", sagt Kenstel. Dass es eine U17-Bundesliga für die Juniorinnen gibt, wusste sie damals nicht; dass es eine für die Junioren gibt hingegen schon. Bezeichnend. Der Frauenfußball im Schatten des Männerfußballs.

Dazu passt das Thema, das sie für ihre Facharbeit am Buxtehuder Gymnasium Süd gewählt hat. Der Titel: "Frauen in der Männerdomäne Fußball". Kenstel befasste sich mit dem Frauenfußballverbot in Deutschland, mit Vorkämpferin Hannelore Ratzeburg und der Rolle des DFB. "Ich bin überrascht, wie viel der DFB doch für den Frauenfußball getan hat", sagt Kenstel. Sie selbst habe von den Strukturen, den Sichtungen und Lehrgängen profitiert. Mit der Facharbeit hat sie am Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten teilgenommen und einen Förderpreis gewonnen.

Im kommenden Jahr steht das Abitur an. Schwerpunkt Sport. Danach möchte Kenstel an einem College in den USA studieren; über eine Agentur ist sie bereits mit einigen Unis im Gespräch. "Ich habe mir viele Gedanken über diesen Lebensabschnitt gemacht", sagt Kenstel: In den USA könne sie Sport und Studium besser miteinander vereinbaren als in Deutschland. Wer beispielsweise zwei Ligaspiele pro Woche bestreitet, hat dort weniger Kurse. "Das wird wirklich gut zwischen den Profs und den Coaches abgestimmt", sagt Kenstel.

Und nach dem Studium? Kenstel hofft, dass sie die vier Jahre in den USA gut nutzen kann und verletzungsfrei bleibt. "Vielleicht spiele ich danach noch mal hochklassig Fußball in Deutschland", sagt sie. Vielleicht schafft sie es sogar, das Hobby zum Beruf zu machen. Dabei war das vor vielen Jahren noch unvorstellbar für Kenstel, denn wenn sie ihren Berufswunsch in ein Freundebuch schrieb, stand da meist Polizistin. "Fußballprofi klang so surreal."

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Aufrufe: 08.8.2021, 08:55 Uhr
Tageblatt / Von Tim ScholzAutor