2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview der Woche
Foto: System/ Stock.Adobe
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Eine knifflige Situation

Nachspielzeit mit Alexander Thomas +++ Obwohl die Frauenmannschaft des VfL Rüdesheim wieder trainiert, glaubt der Trainer an den Saisonabbruch +++ Team bleibt zusammen, Neuzugänge ein Ding der Unmöglichkeit

In unserer Interview-Rubrik "Nachspielzeit" befragen wir wöchentlich in lockerem Rahmen interessante Spieler, Trainer oder Persönlichkeiten der Region über ihren Verein und ihre persönlichen Ziele. Heute zu Gast: Alexander Thomas. Der Trainer der Verbandsliga-Frauen vom VfL Rüdesheim spricht über die Rückkehr auf den Platz, die Kaderplanung und Herausforderungen im Frauenfußball.

Alexander, eine Woche ist es her, dass ihr wieder auf den Platz durftet. Wie ist die Stimmung?

Ehrlich gesagt finde ich es immer noch etwas komisch. Klar freut es uns, dass wir wieder auf den Platz dürfen, aber die Beschränkungen mit maximal zehn Leuten pro Trainingsgruppe sind schon gewöhnungsbedürftig. Ohne Kontakt, ohne richtige Spielformen und Zweikämpfe ist es einfach nicht dasselbe und du weißt gar nicht so recht, was du außer Basics und Fitness trainieren sollst.

Aber grundsätzlich sind doch sicher alle froh, dass wieder trainiert wird oder?

Na klar haben alle Bock drauf, wieder zu kicken. Die Spielerinnen haben mehr oder weniger wöchentlich nachgefragt, ob bald wieder trainiert werden kann.

Wie habt ihr euch denn die vergangenen fünf Monate fit gehalten?

Schon nach dem ersten Lockdown gab es Lauf-Challenges. Die haben wir über den Winter dann ausgeweitet. Genau wie das Onlinetraining waren aber auch diese freiwillig. Ich persönlich bin auch kein Freund vom stupiden Laufen. Klar hältst du dich so fit, aber für die Fußball spezifischen Dinge hilft dir das natürlich nichts. Es wird Zeit, dass das alles wieder möglich ist.

Damit dann auch die Saison fortgesetzt werden kann?

Ich muss ehrlich sagen: so lange es bei der Inzidenz noch regionale Unterschiede gibt, macht es keinen Sinn auch nur über die Saisonfortsetzung nachzudenken. Wir fahren schließlich nach Lautern, Ludwigshafen oder Mainz. Da glaube ich nicht dran, dass wir noch einmal weiterspielen. Klar das Training ist jetzt mal ein erster Schritt, aber ich bin der Meinung, man sollte die Saison beenden und einfach im August neu anfangen. Dann hätten wir auch endlich mehr Gewissheit und könnten besser planen.

Was ist das Problem an der aktuellen Phase?

Es ist wirklich eine knifflige Situation. Es kann schließlich ganz schnell gehen, dass man wieder über 50 oder gar über 100 liegt. Nach der ersten Welle hatte ich noch eher den Eindruck, dass alle richtig Bock hatten auf Fußball. Jetzt ist es zwar ähnlich, aber man merkt schon, dass der Restart nicht mit totaler Euphorie aufgenommen wurde. Viele haben sich im Lockdown auch einfach neue Hobbies gesucht oder vielleicht privat und beruflich umgedacht. In fünf Monaten, wo nichts mehr ging, einfach mal zu schauen, wie man sich anders beschäftigen kann, ist ja auch völlig legitim.

Inwiefern wirkt sich das auch auf eure Planung für die neue Runde aus?

Das eher weniger. Ich bin froh, dass bei uns alle an Bord bleiben und die Mannschaft keinen Umbruch vor sich hat. Aber in dieser Zeit an Neuzugänge ranzukommen, ist nahezu unmöglich. Erstens konntest du ja niemanden mal zum Probetraining einladen, zweiten gibt es bei anderen Vereinen wohl auch kaum Spielerinnen, die unzufrieden sind. Beispielsweise weil sie zu wenig Einsätze bekommen, denn es war ja nichts. Extern jemanden loszueisen wird daher extrem schwer. Dazu gibt es im Kreuznacher Raum auch einfach zu wenige Frauenmannschaften.

Aufrufe: 017.3.2021, 16:00 Uhr
Martin ImruckAutor