2024-05-02T16:12:49.858Z

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Von der Regionalliga abwärts sind ab der kommenden Saison vier statt wie üblich drei Auswechslungen möglich. Foto: Imago/Agentur 54GRAD
Von der Regionalliga abwärts sind ab der kommenden Saison vier statt wie üblich drei Auswechslungen möglich. Foto: Imago/Agentur 54GRAD
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„Ein zweischneidiges Schwert“

Vier Wechsel ab der kommenden Saison: Fußballtrainer bewerten die Regeländerung überwiegend positiv.

„Die neue Regelung ist schon ein zweischneidiges Schwert“, sagt Renardo Schiffer. Der Trainer des Fußball-A-Kreisligisten SW Titz sieht die Entscheidung der Verantwortlichen des Westdeutschen Fußballverbandes mit gemischten Gefühlen: Der WDFV hat beschlossen, dass ab der Saison 2019/20 in allen Pflichtspielen von der Regionalliga abwärts während der gesamten Spielzeit vier statt wie bisher üblich drei Spieler ausgewechselt werden dürfen.

„Sinnvoll ist dies auf jeden Fall für Vereine mit einem großen Kader“, sagt der Titzer Coach in einer Umfrage unserer Zeitung. Doch der Übungsleiter sieht in der Möglichkeit, einen zusätzlichen Wechsel vornehmen zu dürfen, auch Nachteile: „Aus eigener leidvoller Erfahrung“, wie er sagt. Vor einigen Jahren spielte er mit seinem Team noch in der Kreisliga C. Dort dürfen eingewechselte Kicker wieder ausgewechselt, aber auch wieder auf das Spielfeld geschickt werden. Ein Gegner von SW Titz betrieb dieses Spielchen in den letzten Minuten einer Partie bis zum Exzess. „Das war kein Fußballspiel mehr, das war nur eine Ein- und Auswechselei“, erinnert sich Schiffer. „Natürlich gibt es diese Regelung in den anderen Ligen nicht, aber ich befürchte dennoch, dass versucht wird, in einer Schlussphase der Partie den Spielfluss zu zerstören.“

Wie Schiffer sieht auch Kalle Kiesant, Trainer des A-Ligisten TuS Schmidt, Vorteile für Teams mit vielen Spielern: „Ich hätte schon das Problem, einen vierten Mann auf der Bank zu haben“, sagt er und schmunzelt. „Vielen Teams stehen doch nur 13 oder 14 Spieler zur Verfügung.“ Und selbst wenn er einen vierten Fußballer einwechseln könnte, würde er es tun? „Warum soll ich, wenn es gut läuft, einen Wechsel vornehmen?“ Möglicherweise könne doch ein Bruch im Spiel erfolgen, die Partie kippen.

Als „schön und sinnvoll“ bezeichnet Daniel Schmitz, Trainer des Bezirksligisten Germania Lich-Steinstraß, die Entscheidung der westdeutschen Verbandsverantwortlichen. Weil: „In unseren Ligen kicken die Fußballer doch hobbymäßig. Das Spiel ist dann die Belohnung für ihre Freizeitbeschäftigung Fußball. Nun hat der Trainer eine Möglichkeit mehr, einen Fußballer für seinen Einsatz in seiner Freizeit, sprich Training, zu belohnen.“ Natürlich sieht der Germania-Coach neben Vorteilen auch Nachteile („Viele Wechsel können den Spielfluss stören.“), doch überwiegen für ihn die Vorteile.

So sieht es auch Bastian Neumann: „Ich finde die Entscheidung gut“, sagt der Coach des Bezirksligisten VfVuJ Winden. Zum einen stehen ihm praktisch sehr oft bis zu 18 Kicker pro Begegnung zur Verfügung, zum anderen „kann ich mit einem weiteren Wechsel auch Zeit von der Uhr nehmen.“ Und wenn er wie bisher auch doch nur ein oder zwei Spieler einwechselt, dann „muss ich eben einem Kicker mehr erklären, warum ich ihn nicht gebracht habe.“

„Das ist eine tolle Entscheidung“, sagt Firat Koyun, Trainer des B-Ligisten SV Siersdorf. Und das aus zwei Gründen: Zum einen sieht er die zusätzliche Einwechslung als Belohnung, zum anderen wegen der taktischen Möglichkeiten, die ihm als Coach demnächst zur Verfügung stehen: „Im Training werden die Fußballer noch mehr Gas geben, außerdem kann ich nicht nur in den letzten Spielminuten eingreifen, sondern auch während der Partie Impulse geben.“

Weniger enthusiastisch sieht Frank Rombey das vergrößerte Wechselkontingent: „Das ist nun nicht die große Revolution.“ Der Trainer des Mittelrheinligisten 1. FC Düren glaubt nicht, dass der vierte Einwechselspieler nun großen Einfluss auf den Ausgang einer Partie haben wird: „Das ist eine schöne Neuerung, aber sie wird kaum Einfluss auf ein Endergebnis haben.“

Aufrufe: 029.4.2019, 14:00 Uhr
Franz Sistemich | AZ/ANAutor