2024-05-24T11:28:31.627Z

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„Wir müssen reden“: Stefan Haas, der Coach des TSV Langenlonsheim/Laubenheim, sieht Gesprächsbedarf.  F: Daudistel
„Wir müssen reden“: Stefan Haas, der Coach des TSV Langenlonsheim/Laubenheim, sieht Gesprächsbedarf. F: Daudistel

Dünne Luft im Keller

Ehrliche Worte, klare Kritik: Coach Stefan Haas und Co-Kapitän Daniel Secker wollen die Lalo-Kicker wachrütteln

Langenlonsheim. Der Mann, der laut Branchengesetzen des Fußballs in Krisenzeiten geradestehen muss, ist lange im Geschäft. Stefan Haas (50) schockt nicht vieles. Am Telefon spricht er besonnen, rational, unaufgeregt. Man habe sich „alles anders vorgestellt“, gibt er zu. Man sei im Glauben gewesen, „eine gute Mischung zu haben, die bestehen kann“. Haas rückt von diesem Glauben auch nicht ab. Er manifestiert, und zwar immer wieder: Nahe-Bezirksligist TSV Langenlonsheim/Laubenheim habe das Potenzial – nur schöpfe er es nicht aus. Aktuell.

In eine für alle Beteiligten – Trainer, Kader, Offizielle – unbequeme Phase ist der Vorjahresfünfte geschlittert. Sechs Punkte nach zwölf Partien, im Kellerchaos wird die Luft dünn. „Es war klar, dass wir gegen den Abstieg kämpfen. Aber nicht so klar“, sagt Haas. Schuld daran trägt ein Konglomerat ungünstiger Nebeneffekte. Verletzungen, Erfahrungslücken, mentale Hänger...

Harte Haas-Analyse: unverblümt, direkt, ehrlich

Haas‘ Analyse ist unverblümt. Sie ist direkt, hart, sie tut weh. Und sie kratzt am Ego einiger gestandener Männer, denen der Trainer-Fuchs – im Moment – die Teamgeist-Attitüde abspricht. In Haas‘ Worten mischt gehörig Unzufriedenheit mit. Enttäuschung, Unverständnis, Frust will er es nicht nennen. Sie sind auch Instrument des Wunsches, jene Spieler wachzurütteln, sie wieder zu Leitfiguren zu machen. Namen sind irrelevant. Wenn man sich halt nur ein- statt zweimal ins Training quäle, mal eben in der Spielzeit verreise, dann ist das „anscheinend heute die Mentalität“, mutmaßt Haas rhetorisch – einige sähen den Mannschaftssport „just for fun“.

„So was kann man nicht planen, und in den unteren Spielklassen muss ich das leider akzeptieren“, schätzt der Trainer, der in Ober- und Verbandsliga bei Hassia Bingen und Alemannia Waldalgesheim das Tor hütete, sachlich ein.

Mit seiner Kritik steht der 50-Jährige nicht als Ausreißer da. „Ich würde gern wissen, was der ein oder andere über die Situation denkt. Warum er nicht das abruft, wie in den letzten Jahren, und sich schleppend auf dem Platz rumtreibt“, stellt Daniel Secker (27), Kapitänsvertretung und Torjäger, plakativ die großen Fragen, die den TSV beschäftigen. In prekärer Lage muss sich der Klub um banale Grundsatz-Themen kümmern. Herbsttristesse im Norden des Kreuznacher Landkreises.

Bruchlandung auf dem harten Boden der Tatsachen

„Lalo“ erlebt in der ersten Saisonhälfte eine Desillusionierung. Die Bruchlandung auf dem harten Boden der Tatsachen. Es hat so weit nicht kommen müssen – doch es passierte. Auf sämtlichen Positionen wurde der TSV-Kader verjüngt, „dass wir damit die Liga nicht rocken, war abzusehen“, so Haas. „Wir schlagen uns jede Woche selbst durch eigene Fehler. Keine Mannschaft nimmt uns auseinander“, ärgert sich Secker. 3:4 bei der SG Schmittweiler, 2:3 in Merxheim, 3:5 gegen Mörschied: Im Sturm knallt‘s, die Abwehr wackelt. Und das Tableau bleibt dürftig bestückt. „Wir legen den anderen die Tore vor“, mäkelt Secker, letzte Runde 17-facher Schütze und laut Haas „Leitwolf“. Man verliere „knapp“, man verliere „mehr als dumm“, man sei „unkonzentriert“, betont der Übungsleiter. Ein Qualitätsproblem sei das nicht. Natürlich, mit jedem Spieltag beginnt der Rest der Saison – wenn der TSV bei Tabellennachbar FC Hohl (So, 15 Uhr) gastiert, dann beginnen aber wirklich die Langenlonsheimer Finaltage. Es ist ein Sechs-Punkte-Spiel, Pflichtaufgabe.

Die Haas‘sche Predigt kommt also zur rechten Zeit. „Was in der Tabelle steht, müssen die Jungs verstehen. Sie müssen sich wehren“, fordert er. Secker, der das Leder bislang fünfmal über die Linie bugsierte, ergänzt: „Drei Punkte müssen her, jetzt fängt es an.“ Dass man mal fünf Verletzte habe, könne man nicht auf dem Zettel haben, das passiere. Woran jeder feilen könne, das sei die Einstellung. Bezirksliga ist schließlich kein Larifari-Spaßevent. „Eine Pause wäre gut. Zum Nachdenken. Wir fragen uns selbst, an was es liegt, und finden keine Worte dafür“, so Secker, im Fokus die Moral einiger weniger. Nun, in Langenlonsheim muss es in den Köpfen klicken. Dann, das bezweifelt keiner, wird es reichen.

Aufrufe: 026.10.2018, 10:00 Uhr
Peter-Pascal PortzAutor