2024-05-22T11:15:19.621Z

Turnier

Dramtik, Spannung, reichlich Premieren und viel Spaß

102 Mannschaften von Bambinis bis E-Jugend spielen an drei Tagen im Pennenfeld. SF Troisdorf und 1. FC Niederkassel gewinnen erstmals das Turnier

Am Ende wurde es richtig dramatisch. Nach 15 intensiven Minuten, vielen Torchancen auf beiden Seiten, einer 2:0-Führung für den 1. FC Niederkassel durch Mika Schmalbach und Fabrizio Harbauer und anschließender Aufholjagd von RW Röttgen durch Rufus Kötter und Christopher Schano zum 2:2 musste das Achtmeter-Schießen über den Sieger im E-Jugendfinale entscheiden. Doch das stand für Röttgen unter einem ganz schlechten Stern. Denn ausgerechnet ihr wichtigster Mann ging schwer angeschlagen in den Shootout. Torwart Soufian Raschdorf war im Spiel umgeknickt, musste vor dem Penaltykick sogar von den Helfern des Roten Kreuzes behandelt werden.

Soufian biss auf die Zähne, stellte sich trotz Schmerzen zwischen die Pfosten, gab alles – war aber chancenlos. Denn die Jungs vom 1. FC Niederkassel blieben vom Punkt eiskalt. Drei Penalties verwandelt, einen gehalten – und der FCN hatte erstmals in der zehnjährigen Geschichte des Torfieber-Turniers des General Anzeigers die begehrte Trophäe gewonnen.

Überhaupt waren die beiden Finalspiele in F- und E-Jugend beim Jubiläumsturnier eine einzige große Premiere. Denn auch RW Röttgen hatte es im Pennenfeldstadion erstmals ins Endspiel des mit insgesamt 102 Mannschaften an drei Tagen bundesweit größten Jugendturniers für Acht- bis Elf-Jährige geschafft. Ebenso wie die beiden Finalisten im F-Turnier, das die SF Troisdorf dank des entscheidenden Tores von Jabeur AzAiz kurz vor Schluss mit 1:0 gegen den SV Eitorf gewann. Bei dem erstmals ausgetragenen Wettbewerb der Bambinis setzte sich der SV Happerschoß gegen den TV Rheindorf durch.

Für die Kids dürften die Finalspiele auf jeden Fall in langer Erinnerung bleiben. Schließlich durften sie sich wie Profis fühlen. Zu Rockklängen liefen die Spieler vor den Hunderten Zuschauern ein, wurden dabei vom Stadionsprecher allesamt mit Namen vorgestellt. Für viele ging ein Traum in Erfüllung. Auch wegen der prominenten Besucher. Denn das Endspiel der E-Jugend pfiff kein Geringerer als Bundesliga-Schiedsrichter Sascha Stegemann. Die Siegerehrung übernahm Welt- und Europameister Jürgen Kohler, der sich zuvor auch den Fragen der Kids zu seiner Karriere gestellt hatte. „Ich wollte immer als Mannschaft gewinnen. Denn wenn die Mannschaft gut spielt, spielt auch jeder Einzelne gut“, hatte Kohler den Jungs vor dem Finale als Tipp mit auf den Weg gegeben.

Ähnlich spannend wie im Finale war es auch zuvor in Zwischenrunde und K.o.-Spielen zugegangen. Vier der acht Viertelfinalspiele bei F- und E-Jugend wurden durchs Penaltyschießen entschieden, drei endeten 1:0. Ähnlich sah es auch in den Halbfinalpartien aus. Röttgen erwies sich dabei als echter Strafstoßexperte. Denn die Rot-Weißen siegten in Viertel- und Halbfinale jeweils vom Punkt. Erst im Endspiel war das Glück aufgebraucht.

„Wir haben eine tolle Truppe, die Jungs sind alle miteinander befreundet und haben heute eine grandiose Leistung gezeigt“, freute sich Niederkassels Coach Martin Bratka über den ersten Triumph des FCN beim Torfieber. Dass der im Achterschießen zustande kam, war für Bratka wegen der zuvor klaren Führung einerseits ärgerlich – andererseits aber auch eine Genugtuung. „Vor zwei Jahren haben wir im Viertelfinale alle drei Penalties verschossen, heute alle getroffen. Super!“, berichtete er stolz.

Klar, dass die Siegerteams bei der Pokalübergabe durch Jürgen Kohler allesamt lautstark jubelten und sich von ihren vielen Fans feiern ließen. Für den Jubler des Tages hatte zuvor aber der achtjährige Almir vom TV Rheindorf gesorgt. Im Viertelfinale verwandelte er den entscheidenden Achtmeter, sprintete zur Seite und rutschte dann, die Arme ausgebreitet, auf den Knien zur Eckfahne. „Das habe ich schon ganz oft gemacht, schließlich schieße ich ganz viele Tore“, sagte der Stürmer. Und woher hat er diese Art zu Jubeln? „Aus Fifa natürlich.“ Ein Computerspiel als Vorbild.

Dass schon die Kleinen auf lustige Gedanken kommen, wusste Schiedsrichter Ronan Lapac zu berichten. Der Referee, der das F-Jugendfinale leitete, hatte besonders viel Spaß bei den Bambinis. „Ein Junge hat sich bei mir, nachdem er einen Schuss ins Gesicht bekommen hatte, die Rote Karte ausgeliehen – und die dann dem Schützen gezeigt“, erzählte Lapac.

Richtig ernst nahm hingegen Christopher Eich seine Aufgabe. Der Geschäftsführer der Torwartschule Rhein-Sieg bewertete zusammen mit seinen Kollegen alle Torhüter beim Turnier und zeichnete die beiden besten aus. Bei der F-Jugend war dies Oskar Trinius vom SV Eitorf, bei den E-Junioren Emilio Hopperditzl vom SV Buschdorf. „Technik, Abwürfe, Abschläge, wie bewegt er sich, spielt er mit, spricht er mit seinen Mitspielern, dirigiert er sie. Aber auch, wie geht er mit Frustration nach einem Gegentor um“, erklärte Eich die Bewertungskriterien. Der 40-Jährige hatte dabei eine klare Verbesserung der jungen Keeper in den vergangenen Jahren ausgemacht. „Die Qualität hat sich enorm gesteigert“, sagt er. Zurückzuführen sei dies auch auf den „Manuel-Neuer-Faktor“. Dank der sensationellen Leistungen der Nummer eins der deutschen Nationalmannschaft hätten „deutlich mehr Jungs Bock, ins Tor zu gehen und ihm nachzueifern“, erklärte Eich.

Soufian Raschdorf durfte sich übrigens trotz der Finalniederlage am Ende auch noch freuen. Denn Sascha Stegemann war vom Einsatz des jungen Keepers so begeistert, dass er ihm sein Trikot schenkte.

AM SPIELFELDRAND

Fleißige Helfer: Für den reibungslosen Ablauf des Turniers sorgten auch die Gamecocks Bonn. Die American Footballer, die im Pennenfeld ihre Heimspiele austragen, servierten an den Ständen Speisen und Getränke, stellten die Ordner und übernahmen die Koordination an den Plätzen.

Klare Ansprache: Insgesamt 24 Schiedsrichter aus dem Fußballkreis Bonn kamen beim Torfieber zum Einsatz. Die Jüngste: Lenja Braun aus Menden. Die 13-Jährige ist sogar aktuell jüngster Referee im Fußball-Verband Mittelrhein – bei Mädchen und Jungen. Probleme bei der Spielleitung hatte sie nicht. „Wenn einer meckert, zeige ich ihm Gelb“, sagte sie selbstbewusst. Fügte aber an: „Die Mädchen sind leichter zu pfeifen als die Jungs.“

Viel zu tun: Eine der Hauptattraktionen gehörte gar nicht zum Turnier – lockte aber an allen Tagen die Kids zu Hunderten an. Bei strahlendem Sonnenschein bildeten sich vor dem Eiscafé Venezia gleich neben dem Pennenfeld wahre Menschentrauben. Alle wollten eine leckere Abkühlung. Caféinhaber Nico Sarabi: „Das Torfieber-Turnier bedeutet für uns immer wahre Festtage. Ein super Event.“

Unaufhaltbar: Die Jungs vom SV Lannesdorf trotzten allen widrigen Umständen und ließen sich durch nichts stoppen. Nur mit sechs Spielern angetreten (und damit einem zu wenig), wurden die F-Jugendlichen zusätzlich durch eine Wespe dezimiert: Der junge Elias musste nach einem Stich mit allergischer Reaktion nach Hause gefahren werden. Trotzdem spielten die Lannesdorfer die Vorrunde zu Ende – und wurden für ihren außergewöhnlichen Einsatz mit dem Fairplay-Preis ausgezeichnet.

Fleißiger Helfer: Ein Junge begeisterte die Turnierleitung ganz besonders. Der neunjährige Aaron aus Rüngsdorf fragte einfach mal nach, wie denn die ganze Technik und Organisation so ablaufe. Nachdem er alles genau begutachtet hatte, stellte er sich gleich als Helfer zur Verfügung. Medaillen bekleben, Siegerlisten schreiben, Jürgen Kohler über die Anlage führen – Aaron war voll beschäftigt und mit Herzblut dabei.


Aufrufe: 04.6.2018, 12:00 Uhr
General-Anzeiger / Tobias Schild, Matthias KirchAutor