2024-04-30T13:48:59.170Z

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Double und dann Schluss

FC Forstern Damen erreichen was Einmaliges. Luky Lukschanderl beendet nach dem Double (Bayernligameister und Verbandspokalsieger) seine Tätigkeit als Trainer bei den Damen des FC Forstern.

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Forstern – Als echte Spitzenmannschaft hat sich der FC Forstern in der abgelaufenen Saison erwiesen. Im Mai zeigte sich dies ganz besonders, denn die entscheidenden Meisterschaftsspiele und das Pokalfinale standen an und das hatte auch englische Wochen zur Folge (Spiele unter der Woche).
Doch die Mannschaft von Trainer Luky Lukschanderl zeigte sich als echte Meistermannschaft und natürlich auch als Pokalschreck. Nach der Niederlage im Heim-Finale vor drei Jahren gegen den 1. FC Nürnberg und zwei Niederlagen im Halbfinale gegen den TSV Schwaben Augsburg (einmal im Elfmeter-Schießen und einmal mit 0:2) war die Mannschaft heuer besonders motiviert, denn jede Spielerin wusste vom Traum des Trainers.

Im Viertelfinale wurde der Vorjahres-Pokalsieger FFC Wacker München mit 3:2 geschlagen und auch im Halbfinale setzte sich der FC Forstern auf dem kleinen Kunstrasenplatz der SpFr München gegen den Bayernligisten FC Stern mit 2:1 durch.
Die absolute Krönung folgte nun am Fronleichnamstag in Frensdorf gegen den Landesliga(Nord)-Meister SV Frensdorf, der seit über zwei Jahren kein einziges Heimspiel mehr in der Punktrunde verloren hat und zuletzt in der Saison 2015 / 16 gegen den damaligen Aufsteiger FC Pegnitz mit 0:1 das Nachsehen hatte. Der Bayernliga-Aufsteiger wollte natürlich das Heimspiel im Pokal zu seinen Gunsten nutzten, doch der FC Forstern wusste sich zu wehren. Weder die Sommerhitze von über 30 Grad noch die berüchtigte Atmosphäre (Der Betzenberg des Frauenfußballs) brachte Forsterns Mannschaft aus dem Konzept. So sehr sich die Stürmerinnen beider Mannschaften bemühten, Sieger blieben immer die starken Abwehrreihen. Das typische 0:0-Spiel aber endete 1:1, weil in der 90. Minute Pija Reininger zur Stelle war und per Kopfball die Führung besorgte. Vorausgegangen war ein toller Schuss von Julia Deißenböck, den die Torfrau noch an die Unterkante der Latte lenken konnte. In der Nachspielzeit kam es noch zum glücklichen Ausgleich, denn ein an sich harmloser Torschuss wurde noch kurz vor der Linie abgefälscht und Torfrau Kink war geschlagen. Doch im Elfmeterschießen erwies sich Forsterns Mannschaft kühl und abgeklärt und profitierte von Torfrau Chrissi Kink, die einen Elfmeter abgewehrte. Damit hatte die Mannschaft in letzter Sekunde des Trainers größten Wunsch erfüllt, nämlich als Double-Gewinner abtreten zu können.
Die Entscheidung beim FC Forstern aufzuhören fiel in den Wintermonaten, doch im Rückblick eine geniale Entscheidung. „Luky“ Lukschanderl, der alle notwendigen Trainerlizenzen (auch für die Regionalliga besitzt) sieht den Erfolg nicht mit einer einzelnen Person begründet. „Man muss auf die Leute zugehen und auch zuhören und natürlich dann auch die richtigen Schlüsse ziehen. Eigene Fehler eingestehen ist nicht einfach aber sehr hilfreich“, führt der erfolgreiche Trainer aus, „der auch Offenheit und Experimentierfreudigkeit nicht missen will“. Fast 12 Jahre war Hans-Jürgen Lukschanderl Trainer in Forstern und hat mit der Mannschaft alle Bayrischen Titel gewonnen. Die Meisterschaft in der Bayernliga wurde nicht erst in den letzten Spielen unter Dach und Fach gebracht, wie die folgende Rückschau verdeutlicht. Der FC Forstern war die beste Vorrundenmannschaften und absolvierte auch die Rückrunde fast ungeschlagen. Sowohl die Heimbilanz als auch die Auswärtsbilanz bestätigte den FC Forstern als bestes Team. Doch ausgerechnet am letzten Spieltag drohte die makellose Heimbilanz zu platzen. Der Außenseiter aus Bad Ailbling ging durch einen Handelfmeter in Führung und legte sogar noch das 2:0 nach. Doch Trainer Luky Lukschanderl fand, wie so oft, in der Halbzeit die richtigen Worte und auch die Mannschaft kam wie verwandelt auf den Rasen zurück. Weder die hochsommerliche Hitze noch der starke Widerstand des TUS Bad Ailbling konnten Forsterns Mannschaft bremsen, die sich vehement gegen die drohende Niederlage stemmte. Die erfahrenen Spielerinnen Julia Ruckdeschel und Martina Mittermaier stemmten sich erfolgreich gegen alle Angriffe und gingen bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit nach vorne und setzten so den Gegner erheblich unter Druck. Torjägerin Sandra Obermeier erzielte gleich nach Wiederanpfiff (48. Minute) den Anschlusstreffer und Aiblings Abwehr geriet weiter unter Druck. Eine Viertelstunde vor Schluss traf Mittermaier nach einer Ecke zum Ausgleich. Forsterns Mannschaft aber gab sich mit dem Remis nicht zufrieden, setzte nach und in der Nachspielzeit gelang Mittermaier per Kopfball das 3:2 und damit hatte Forsterns Mannschaft, wie schon vor Jahren beim Bayernligaaufstieg, eine Heimbilanz ohne Punktverlust erreicht.
Der triumphale und eigentlich unglaubliche Aufstieg in die dritthöchste deutsche Liga ist für die Macher und die Mannschaft eher natürlich und zwangsläufig, wie auch Trainer Luky Lukschanderl mit Zahlen und Fakten belegen kann. Er kam im Februar 2007 zum FC Forstern, der damals schon das Aushängeschild im Frauenfußball im Landkreis Erding war. Ein Blick zurück belegt die Dominanz des FC Forstern, der 1975 mit Resi Hamberger als treibende Kraft eine Fußballmannschaft auf die Beine stellte. Zwei Jahre später kam auch eine Mädchenmannschaft hinzu und diese sorgte dann auch für erste Schlagzeilen mit gewonnenen bayerischen Meisterschaften. Jahre später holte Trainerin Marion Reiser, die auch als Verbandstrainerin tätig war, mit der Jugendmannschaft eine weitere bayerische Meisterschaft nach Forstern. Die Mädchen setzten ihren Erfolg später bei den Frauen fort, denn die Frauenmannschaft schaffte es bis in die damalige Verbandsliga und zweimal erreichten die Frauen Mitte der 90er Jahre auch die erste Runde des DFB-Pokals auf Bundesebene. Doch der Höhenflug war nicht von Dauer und erst in der Saison 2004/2005 sorgte der FC Forstern wieder für höchst erfreuliche Ergebnisse. In der Bezirksoberliga belegte die Mannschaft Platz 2 hinter Aufsteiger SV Saaldorf und meldete Ansprüche an. In einer sehr spannenden Saison wurde ein Jahr später die Meisterschaft eingefahren. Ein 4:3 Sieg kurz vor Saisonende in Schechen brachte dem FC Forstern die Meisterschaft, während der SV Schechen und der FC Ingolstadt mit nur einem einzigen Punkt weniger ins Ziel kamen.
In der Saison 2006 / 07 kam zur Winterpause Luky Lukschanderl als Trainer und verdiente sich erste Sporen. Die Landesliga wurde gehalten und im zweiten Jahr überraschte Lukschanderl mit Platz 3, was aber nicht von Dauer war. In den folgenden drei Jahren wurde jeweils die Klasse mehr oder weniger ohne Probleme gehalten aber entscheidend war die Weichenstellung für die kommenden Jahre. Die vom Inn/Salzach-Auswahltrainer Hans Stiglmaier seit Jahren bestens geführte Nachwuchsmannschaft wurde weiter geführt und unter Trainer Ludwig Attenberger stiegen die Juniorinnen in die damals höchste deutsche Spielklasse (Bayernliga) auf und klopften sogar an die Türe der Bundesliga. Durch ein Remis im letzten Punktspiel wurde die Mannschaft noch von der Mannschaft des TSV Schwaben Augsburg überholt, die dann in die Bundesliga aufstieg.
Doch seit dieser Zeit "leben" Forsterns Frauenmannschaften von den Spielerinnen, die in Forstern die Jugendmannschaft durchlaufen haben. Trainer Lukschanderl betont das immer wieder: " Unsere Dominanz in den vergangenen fünf Jahren in der Landesliga (2 Jahre) und Bayernliga (3 Jahre) ist die direkte Folge des starken Unterbaues."
Zusammenarbeit für den Erfolg hält Lukschanderl für sehr wichtig und er bezieht da vor allem auch die Trainer anderer Vereine ein, die er zur Zusammenarbeit mit dem FC Forstern vor allem im Nachwuchsbereich geradezu auffordert. Denn die Aufgabe eines guten Jugendtrainers ist Talente zu fördern und sie, wenn sie in ihrem Team unterfordert sind, einfach zu einem höherklassigen Verein gehen lassen, und die Mädchen auch zu motivieren, diesen Schritt zu wagen. Er weiß auch, dass dies nicht immer einfach ist, für die Talente aber unheimlich wichtig, damit sie den nächsten Schritt machen können und gefordert werden. Den Talenten aus der Umgebung empfiehlt Luky Lukschanderl die Adresse FC Forstern wärmstens und hat gute Argumente dafür: „Fußball ist ein Mannschaftssport und je mehr gute Spielerinnen in einer guten Mannschaft spielen, desto mehr lernen sie und werden Erfolg haben. In den unteren Leistungsklassen spielen meist nur ein zwei, manches Mal auch drei oder vier gute Spielerinnen, die aber für eine gute Mannschaft nicht ausreichen. Bei uns bekommen sie im Nachwuchsbereich eine anerkannt gute Ausbildung (A-Lizenz-Trainer) und haben die Möglichkeit höherklassig zu spielen, um nicht zu sagen auf fast schon allerhöchstem Niveau. Fast alle Spielerinnen des Kaders der Meistermannschaft (in der Bayernliga) haben als B-Juniorin schon beim FC Forstern gespielt. Gelingt der Sprung nach ganz oben nicht, steht immer noch die zweite Mannschaft oder die Rückkehr zum Stammverein offen.“Aber auch außerhalb des Platzes sieht Lukschanderl den FC Forstern bestens aufgestellt. Er sieht sich von Fußballabteilungsleiter Roland Gfüllner bestens unterstützt und lobt die Zusammenarbeit und viele kleine aber wirkungsvolle organisatorische Verbesserungen. Die Zusammenarbeit mit den Jugendtrainern, Platzwart und allen Vereinsverantwortlichen klappt reibungslos und Lukschanderl betont: ...ein Rädchen greift in das andere und alles läuft gut..."
Die stete Leistungsverbesserung lässt sich auch an den Tabellenplätzen ablesen. Über Platz 5 ( Landesligasaison 2011 / 12), Platz 4 (Landesligasaison 2012/13), Platz 2 (Landesligasaison 2013 /14) folgte die Rekordsaison 2014 / 15, als der FC Forstern nach einem Remis zu Saisonbeginn 21 Spiele in Folge gewann und souverän wie noch nie eine Mannschaft zuvor in der Landesliga den Aufstieg in die Bayernliga schaffte. Der FC Forstern akklimatisierte sich schnell in der Bayernliga und schaffte gleich in der ersten Saison sensationell Tabellenplatz 2 mit 50 Punkten, mit nur einem Punkt weniger als der Aufsteiger SC Regensburg. Im zweiten Jahr in der Bayernliga spielte der FC Forstern ähnlich erfolgreich, denn am Saisonende hatte er mit 52 zwar zwei Punkte mehr als im Jahr zuvor, aber eben ein Punkt weniger als der Meister und Aufsteiger SpVgg Greuther Fürth. In der soeben abgelaufenen Saison zeigte sich Forsterns Mannschaft von ihrer besten Seite und steigerte die Punktausbeute auf 58 Punkte und hatte mit 70 Toren den besten Sturm und mit nur 18 Gegentoren die beste Abwehr und ist somit höchst verdient in die Regionalliga aufgestiegen.

Eicke Lenz FCF

Aufrufe: 05.6.2018, 09:46 Uhr
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