2024-05-02T16:12:49.858Z

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F: Silvio Mrohs
F: Silvio Mrohs

Doppelter Glücksfall für GMHüttes A-Junioren

Flüchtlinge aus Gambia sind „Unterschiedsspieler“ in Viktorias U19

Fußball ist ihr Leben: Die beiden gambischen Flüchtlinge Saikouba Manneh und Sulayman Ceesay träumen von einem Profivertrag. Aktuell spielen die beiden in der A-Jugend-Niedersachsenliga für Viktoria Georgsmarienhütte.

Der Weg der 18-jährigen Fußballtalente Saikouba Manneh und Sulayman Ceesay in den südlichen Landkreis Osnabrück beginnt im Sommer des vergangenen Jahres in Gambia. Beide flüchteten unabhängig voneinander aus ihrem Heimatland nach Libyen und über das Mittelmeer nach Italien. Weiter ging es in die Schweiz, ehe die Reise nach Deutschland und schließlich nach Bremen führte. Von dort ging es nach Osnabrück, wo ein Sozialarbeiter auf das Fußballtalent von Manneh und Ceesay aufmerksam wurde und sie an den VfL Osnabrück vermittelte.

Nachwuchstrainer Daniel Thioune ließ die Flüchtlinge bereitwillig in der U19 der Lila-Weißen mittrainieren. Aufgrund des noch ungeklärten Asylstatus durften sie dort jedoch nicht spielen und wurden deshalb an den VfL-Kooperationspartner Viktoria Georgsmarienhütte „quasi ausgeliehen“. Dort mischen „Saikou“ Manneh und „Sulay“ Ceesay nun seit November 2016 die A-Jugend-Niedersachsenliga auf.

„Saikou und Sulay haben sich bei uns super zurechtgefunden. Beide sind für uns ein Glücksfall“, sagt Viktoria-Trainer Lennart Horn. „Saikou ist überragend schnell und unheimlich stark im Dribbling, im ,Eins gegen eins‘. Da kann ihn kaum einer stoppen. Sulay hat seine Stärken dagegen in der Defensive, in der Spielorganisation. Seine Diagonalbälle kommen sensationell aus 40 Metern aus dem Stand auf den Punkt.“

Auch Daniel Thioune ist nach wie vor voll des Lobes. „Der Junge hat enorme Fähigkeiten, da werden wir mal schauen, ob wir ihn nicht bald zu uns holen. Beide haben damals sofort positiv auf sich aufmerksam gemacht.“ Manneh durfte Anfang Oktober für das VfL-Perspektivteam im Test gegen den SC Melle auflaufen und war Torschütze beim 5:0.

Manneh und Ceesay gehen aktuell bis 16.30 Uhr in die Schule und werden danach dreimal die Woche zum Training bei der Viktoria abgeholt – ein Umgewöhnungsprozess im Vergleich zum Leben in ihrem Heimatland in Afrika. „Das Training ist völlig anders als das, was wir sonst gekannt haben“, sagt Saikouba Manneh. „Das sind super Erfahrungen für uns, die wir sammeln“, ergänzt Sulayman Ceesay: „In Gambia haben wir im Dorf untereinander gespielt. Es gab dort keine Meisterschaftsspiele. Da ist die Liga, in der wir jetzt spielen, ganz was anderes.“

Die GMHütter Mitspieler freuen sich über ihre neuen Kollegen, die sich schnell in die Mannschaft integrierten. Die Kommunikation klappt bereits auf Deutsch. „Sulay und Saikou sind bei uns fest integriert, einige von uns sind mit den beiden schon abends losgezogen“, erzählt Viktoria-Kapitän Moritz Niemeyer. „Fußballerisch sind das für uns die Unterschiedsspieler, ganz klar.“

Auch zwei Treffer von Manneh und einer von Ceesay konnten am vergangenen Wochenende die 3:6-Niederlage gegen Hildesheim nicht verhindern. Die U19 von GMHütte steht in der Niedersachsenliga nach fünf Spieltagen mit zwei Siegen und drei Niederlagen auf Platz acht. Trotzdem sagt Ceesay selbstbewusst: „Wir wollen unter die ersten vier. Dafür werden wir kämpfen.“ Über das Fernziel besteht bei den beiden Talenten Einigkeit. „Wir wollen eines Tages Fußballprofi werden“, sagen sie. Als Vorbilder dienen vor allem zwei gambische Landsleute: Ousman Manneh schaffte den Durchbruch in der Bundesliga bei Werder Bremen, Bakery Jatta beim Hamburger SV.

Das alles ist aber noch Zukunftsmusik für die beiden, denn zunächst muss in den kommenden Wochen ihr Bleibestatus im Asylverfahren geklärt werden. „Wir hoffen natürlich, dass uns beide noch lange erhalten bleiben“, wünscht sich GMHüttes A-Jugend-Trainer Lennart Horn, der sich mit seinem Verein für Ceesay und Manneh um Ausbildungsplätze bemüht.

Aufrufe: 028.9.2017, 08:30 Uhr
Neue Osnabrücker ZeitungAutor