2024-05-02T16:12:49.858Z

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Waldram feierte nach Relegationskrimi ausgelassen.
Waldram feierte nach Relegationskrimi ausgelassen. – Foto: Ewald Scheitterer

DJK Waldram: Legendärer Aufstiegskrimi gegen TSV Benediktbeuern in Erinnerung

Historisches Duell zur Kreisliga

Ein erinnerungswürdiges Relegationsspiel zwischen den Waldramern und den Beurern sorgt heute noch für Gänsehaut. Der DJK siegte damals mit 2:1 nach 120 Minuten.

Bad Tölz/Benediktbeuern/Waldram – Auf der einen Seite der Favorit DJK Waldram, der im ersten Relegationsspiel Kreisligist Eberfing nach 60 Minuten mit 4:0 düpiert und am Ende 4:1 geschlagen hatte. Auf der anderen Seite A-Klassen-Aufsteiger TSV Benediktbeuern, den während der Saison keiner auf der Rechnung hatte, der sich aber bereits vier Spieltage vor Schluss unverrückbar auf Rang zwei festgesetzt hatte. Mit großem Kampfgeist, Laufen bis zum Umfallen, spielerisch begrenzten, aber durchaus effektiven Mitteln. „Wir sind mit dem Aufstieg eine brutale Einheit geworden,“ sagt Trainer Roland Krammer, der die Beurer in der Kreisklasse übernommen und die Euphorie mitgenommen hatte. „Das war auch in dieser Relegationspartie gegen Waldram zu merken“, meint Krammer. „Wir haben ein top Spiel gemacht, wohl das beste der Saison.“

Eine Begegnung an einem völlig verregneten Juniabend auf dem Platz des Rot-Weiß Bad Tölz, die knapp 1000 Zuschauer anlockte. Eine offene, über 120 Minuten extrem spannende Partie, die Waldram nach Verlängerung für sich entschied. Und auch nur, weil Marco Friedrich, einer der Leistungsträger beim TSVB, mit Schmerzen in seinem von einem Bänderriss mitgenommenen Fuß, das sichere 2:2 mit dem Schlusspfiff vergab. „19 von 20 Mal macht er den rein“, sagt Krammer. Er und seine Mitspieler bauten Friedrich nach Abpfiff in der Kabine wieder auf. „Wir sagten zu ihm: ,Ohne dich wären wir gar nicht erst so weit gekommen.‘“

Noch weiter kam Waldram. Seit dem Aufstieg an diesem 3. Juni 2012 ließ sich die Mannschaft nicht mehr aus der Kreisliga verdrängen – trotz fünf guter Reli-Chancen schaffte sie es allerdings auch nicht noch weiter nach oben. Aber auch in diesem Aufstiegsduell gegen die Beurer waren es nicht die Mannen von Stephan Leitner, die die besseren Chancen hatten. Sie lagen bis kurz vor Schluss durch einen Treffer von Mateo Ramos Lopez (70.) per Freistoß in Führung. Doch die Loisachtaler belohnten ihren aufopferungsvollen Einsatz mit dem späten Ausgleich: TSV-Knipser Albert Schandl (89.) war es, der bei seinem Comeback nach langer Verletzung kurz vor Schluss zum 1:1 ausglich. „Die Beurer waren voll dabei, haben gekämpft bis zum Umfallen“, sagt Leitner. Der Ausgleich alles andere als unverdient. „Es war nicht so, dass wir zwingend am 2:0 dran waren.“ Die Spannung in der Regenschlacht blieb hoch.

Benediktbeuern, das bereits drei Spieltage vor Schluss die Teilnahme an der Relegation und ein Freilos für die erste Runde sicher hatte, bereitete sich nur auf diese eine Partie vor. Entsprechend gingen alle restlichen Saisonspiele verloren. „Aber für die Gegner ging es um nichts mehr“, sagt Krammer. Nur dieser eine Vergleich entschied über den Aufstieg. Wegen dieser Brisanz versammelten sich auch etliche neutrale Fußball-Fans am Spielfeldrand. „Sie standen sogar dicht gedrängt in den Coaching-Zonen“, erinnert sich der Waldramer Trainer. „Eine tolle Atmosphäre“, sagt Leitner, der Relegationsspiele auf neutralem Boden solchen mit Hin- und Rückspiel ohnehin vorzieht.

Der TSV-Ausgleichstorschütze war routinierter Teil eines Teams, das sich gut entwickelt, einen großen Sprung gemacht hatte. Hinzu kamen Top-Verstärkungen wie Friedrich oder Daniel Schröferl. Nicht zuletzt deshalb schaffte der TSV den Aufstieg dann eben im nächsten Anlauf: In der darauffolgenden Saison holte sich der TSV überdeutlich die Meisterschaft. „Dass die Beurer eine gute Zukunft hatten, war in dem Spiel schon zu sehen“, sagt Leitner. Und: „Hut ab, dass sie sich in der kommenden Saison nicht haben hängen lassen, so haben wir uns in der Kreisliga wieder getroffen.“

Deswegen war die Niederlage für die Beurer im Nachhinein vielleicht auch nicht ganz so schlimm. „Aber nach dem Spiel waren wir maßlos enttäuscht“, sagt Krammer. Trost fanden sie in den aufbauenden Worten des Gegners. „Benediktbeuern hätte den Sieg auch verdient gehabt“, wurde Leitner im Tölzer Kurier zitiert. Und DJK-Abteilungsleiter Pele Kunzmann schrieb einen anerkennenden Brief, wünschte dem TSV Glück für die Zukunft. Doch das war direkt nach diesem verregneten Match nur ein schwacher Trost.

Nach Schandls Ausgleich ging’s bei einsetzender Dunkelheit und weiterhin waagrechtem Regen und vom Wind verwehten Regenschirmen am Spielfeldrand in die Verlängerung. Es war ein schnelles, gleichwohl faires Spiel. Waldram, dem ein Spiel mehr in den Beinen steckte, und das auf Bernhard Kresta verzichten musste, der sich gegen Eberfing verletzt hatte, ging immer mehr auf dem Zahnfleisch. Die Beurer mobilisierten alle Kräfte, warfen alles in die Waagschale und hatten wieder mehr und bessere Chancen. Doch in Führung ging erneut Waldram. Wieder per Standard: Der eingewechselte Tobias Wolf verlängerte den Freistoß per Kopf zum 2:1.

Die Führung, aber nicht die Entscheidung: Der TSV startete eine Schlussoffensive, setzte sich vor dem DJK-Kasten fest. Und fast wäre die Mühe der Beurer belohnt worden. Friedrich hätte zum Helden werden können, doch am Ende stürmten die Waldramer auf das Feld, bejubelten ihren Sieg und feierten den Aufstieg in die Kreisliga. „So ein Spiel mit so einem Ende vor so einer Kulisse“, sagt Leitner, „das bleibt ewig im Gedächtnis.“ Und auch für Krammer war es – trotz der Niederlage – „ein Höhepunkt in meiner Zeit als Trainer“.

Für Waldram war es allerdings seitdem die letzte erfolgreiche Relegation. Leitner: „Aber für uns war es die Krönung der Saison.“ Nachdem Spieler und Trainer äußerlich wieder trocken waren, „haben wir uns von innen entsprechend befeuchtet“. Kaum einer, der nicht bis zum Morgengrauen durchhielt.

VON NICK SCHEDER

Aufrufe: 07.8.2020, 10:09 Uhr
Tölzer Kurier / Nick SchederAutor