2024-06-14T14:12:32.331Z

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Thorsten Wörsdörfer führte den TuS Dietkirchen sensationell in die Hessenliga. Ob er auf dem Reckenforst in seine letzte Halbserie geht, sollen Gespräche vor Fastnacht ergeben.
Thorsten Wörsdörfer führte den TuS Dietkirchen sensationell in die Hessenliga. Ob er auf dem Reckenforst in seine letzte Halbserie geht, sollen Gespräche vor Fastnacht ergeben. – Foto: René Weiss

Direkt wieder in die Vollen

TuS Dietkirchen will im März die Grundlage für Klassenerhalt in Fußball-Hessenliga legen

Limburg-Dietkirchen. In knapp einer Woche endet für die Hessenliga-Fußballer des TuS Dietkirchen die Winterpause. Thorsten Wörsdörfer bittet seine Spieler am Donnerstag auf dem Reckenforst zum Trainingsauftakt und kündigt an, direkt in die Vollen zu gehen. „Die Zeit des Fests ist vorbei, jetzt brauchen wir wieder das Messer zwischen den Zähnen.“

Aus gutem Grund: Die Vorbereitung ist umso wichtiger, weil der Monat März direkt ein richtungsweisender wird. Mit dem SV Neuhof, dem FV Bad Vilbel, dem 1. Hanauer FC und dem KSV Baunatal befinden sich gleich vier TuS-Gegner im Tabellenspektrum des Aufsteigers. „Drei Niederlagen im März, und es wird schwer. Mit drei Siegen hingegen sieht es ganz gut aus. Wir müssen von Anfang an voll da sein. Deshalb kann der Winter in den nächsten Tagen und Wochen wegen mir auch komplett wegbleiben, damit wir in der Lage sind, uns gut vorzubereiten.“

Sieben Siege und zwei Unentschieden haben den Rot-Schwarzen bislang 23 Punkte eingebracht. „Wenn im Sommer jemand diese Ausbeute prognostiziert hätte, dann hätte ich gesagt: ‚Das ist aber sehr gut für uns gelaufen.‘ Viele sahen uns in der Rolle, die Fernwald jetzt als Tabellenletzter einnimmt. Unsere Situation als Exot der Liga haben wir durch den starken Auftakt vielleicht auch etwas verkannt. Dann kamen im Laufe der Hinrunde mehrere Sachen zusammen wie taktische Fehler, Probleme mit der Breite des Kaders und natürlich der Lernprozess, mit der Spielweise und dem Niveau in der Hessenliga umgehen zu können. Vielleicht war ich als Trainer manchmal auch etwas zu brav“, sagt Wörsdörfer.

Gerade in schwierigen Situationen wie im Herbst zahlte es sich aus, an einem Strang zu ziehen und eine eingeschworene Gemeinschaft zu sein. Von Selbstzerfleischung oder Schuldzuweisungen ist rund um den Reckenforst keine Spur. Wörsdörfer: „Wir haben gemeinsame Analysen betrieben und die Nerven behalten. Die Erfahrenen gehen voran, und alle sind bereit, noch mehr zu tun, damit wir unser Abenteuer erfolgreich zu Ende bringen und um mindestens eine Saison verlängern zu können. Das wäre eine Riesen-Geschichte.“

Mit dem „mehr tun“ beginnt der Tabellenvierzehnte am Donnerstag. Dann sollen die vielen Oberliga-Novizen im Dietkirchener Kader die Worte von Wörsdörfers ehemaligem Trainer Rolf Schafstall verinnerlichen, der einst zu bedenken gab, dass Spieler häufig gar nicht wissen, wozu der Körper alles in der Lage sei. Einer der jungen Akteure steht dem TuS nicht mehr zur Verfügung: Den im Sommer von den Eisbachtaler Sportfreunden gekommenen und dreimal eingesetzten Marvin Heibel verschlägt es aufgrund seines Studiums nach Köln. Ansonsten bleibt das Team – Stand jetzt – zusammen.

Allerdings wird es auch keine Neuzugänge geben. Gerade im Offensivbereich hielten Wörsdörfer und Co. die Augen nach einem Knipser offen. 28 Ligatore lassen noch Luft nach oben für die Restrunde. „Aber unsere Pensionskasse und die Region gaben eben wenig her“, schildert der Ex-Profi die Schwierigkeiten, einen Mann mit Torjägerinstinkt zu finden, der ins Gefüge und die finanziellen Möglichkeiten passt. Doch der erfahrene Übungsleiter aus dem Westerwald vertraut seiner jungen Garde. „Wir haben bislang schon viel gelernt. Und ich glaube auch, dass sich unsere Quote noch verbessern wird.“

Wie es mit Thorsten Wörsdörfer über die laufende Runde hinaus weitergeht, sollen Gespräche mit dem Vorstand noch vor Fastnacht ergeben. „Ich gehe davon aus, dass es gute Gespräche werden. In Dietkirchen wird von allen Beteiligten tolle Arbeit geleistet, aber verheiratet bin ich mit dem Verein nicht. Auch wenn das viele denken“, lässt der 53-Jährige noch Interpretationsspielraum offen. „Nach unserem vierten Platz in der Verbandsliga-Runde 2017/18 habe ich ein Saisonbuch geschrieben und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass ich eigentlich aufhören müsste. Aber dieses Buch habe ich in die Ecke geworfen, weil wir alle noch mehr wollten.“

Bereuen sollte Wörsdörfer diese Entscheidung bis heute nicht. „Denn die Geschichte mit meinen Jungs und mir, die seitdem noch weiter entstanden ist, ist etwas Besonderes.“ Der Klassenverbleib zum Saisonende wäre für den David unter den Hessenliga-Goliaths das nächste besondere Kapitel. Genau dafür schwitzt ab Donnerstag auf dem Reckenforst wieder eine Mannschaft, die für ihren Trainer durch das Feuer zu gehen scheint.

Aufrufe: 011.1.2020, 10:00 Uhr
René WeissAutor