2024-06-04T08:56:08.599Z

Analyse
Bild mit Symbolkraft: Dietersheims Niklas Ranft (Mitte) versucht vergeblich, den Essenheimer Robert Preywisch (rechts) am Flanken zu hindern. Die Kicker der Spvgg kamen in der zurückliegenden Saison meist einen Schritt zu spät ? und wurden Letzter in der A-Klasse.
Bild mit Symbolkraft: Dietersheims Niklas Ranft (Mitte) versucht vergeblich, den Essenheimer Robert Preywisch (rechts) am Flanken zu hindern. Die Kicker der Spvgg kamen in der zurückliegenden Saison meist einen Schritt zu spät ? und wurden Letzter in der A-Klasse.

Dietersheimer Niedergang

Spvgg steht nach zweitem Abstieg binnen eines Jahres vor dem Neuaufbau

DIETERSHEIM. Hinter der Spvgg Dietersheim liegt ein Jahr zum Vergessen. Ein Jahr, das den Klub aus dem Binger Stadtteil sportlich um Welten zurückgeworfen hat. Erst im Sommer 2014 waren die Dietersheimer aus der Fußball-Bezirksliga abgestiegen. Hatten dort 15 Jahre lang zum Inventar gehört und die Binger Fahne in Rheinhessen hochgehalten. Der Abstieg in die A-Klasse war unglücklich und bitter. Zwölf Monate später ist es für die Spvgg noch schlimmer gekommen: Sie wurde direkt nach unten durchgereicht, spielt in der neuen Saison nur noch in der B-Klasse.

Von Beginn an im Keller

Eine traurige Entwicklung, die schon in der Hinrunde abzusehen war. Bereits zur Winterpause betrug der Rückstand der Dietersheimer ans rettende Ufer neun Punkte. Als Absteiger aus der Bezirksliga eigentlich deutlich stärker eingeschätzt, hingen die viel zu sorglos auftretenden Dietersheimer von Beginn an im Keller. Konnten sich aus ihrer misslichen Lage letztlich nicht mehr befreien. Da half auch der freiwillige Abgang des Trainerduos Christian Wunderlich und Phlipp Selig nichts. Wunderlich - der noch immer Abteilungsleiter der Spvgg ist - und Selig - ein äußerst erfahrener Torhüter, der in der Vergangenheit schon deutlich höherklassiger gespielt hat - gelang es nicht, aus guten Einzelspielern eine gute Mannschaft zu formen.

Sie machten den Weg vor Beginn der Rückrunde für ein neues Tandem an der Seitenlinie frei: Torsten Heller und der erst im Winter von Alemannia Laubenheim gekommene Timm Belzer (22) sollten das sinkende Spvgg-Schiff mit vereinten Kräften noch retten. Doch es ging schief. Eine 1:2-Niederlage im ,,Endspiel" am letzten Spieltag bei der SV Gau-Algesheim besiegelte den erneuten Abstieg. Mit einem Sieg hätten sich die Dietersheimer gerettet. Am Ende wurde der Stadtteilklub gar Letzter, nur magere 28 Punkte standen auf dem Konto.

,,Es ist eine sportliche Katastrophe", sagt Christian Wunderlich. Der Abstieg sei eigentlich unerklärlich - schließlich verfügten die Dietersheimer über enormes Potenzial im Kader. Wunderlich sagt aber auch: ,,Wir haben es nicht hingekriegt, eine Mannschaft und eine Einheit zu sein. Das hat uns das Genick gebrochen". Sechs oder sieben richtig gute Fußballer, die als Kollektiv nicht funktionierten. Dazu der Irrglaube, die A-Klasse mit links zu schaffen. Nach dem Bezirksliga-Abstieg entstand aus diesen Komponenten eine fatale Mischung. Als die Spvgg-Kicker endlich aufwachten, war es schon zu spät.

Die Dietersheimer müssen von vorne beginnen, sich neu sortieren. ,,Wir wussten nach dem erneuten Abstieg zunächst nicht, wie es überhaupt weitergehen soll", gibt Christian Wunderlich zu. Dann aber die frohe Kunde: Die Offensivreihe um Dennis Mastel (9 Tore), Nils Schneider (7), Andreas Steinhauser (8) und Top-Torjäger Vladimir Borovskij (10) bleibt dem Verein auch in seiner schwersten Zeit treu, will den Karren mit aus dem Dreck ziehen. ,,Die Jungs haben Charakter gezeigt. Würden sie alle gehen, stünden wir vor ganz ungewissen Zeiten", sagt Wunderlich. Der Abteilungsleiter kann zudem die Verpflichtung eines namhaften Trainers verkünden: Ekrem Soy wird künftig den Ex-Bezirksligisten coachen. Der einstige Übungsleiter von Hassia Bingen, in der Region beileibe kein Unbekannter, löst das Duo Heller/Belz ab - und will mit der Spvgg etwas erreichen.

Der A-Schein-Inhaber hat große Ziele, will nächstes Jahr den sofortigen Wiederaufstieg packen. ,,Ekrem ist ein positiv Verrückter", sagt Christian Wunderlich, der bereits sechs Neuzugänge für Dietersheim an Land gezogen hat.

Das Ziel ist ein Kader von rund 20 Mann, der voll konkurrenzfähig in der B-Klasse sein soll. Wenn bei den Dietersheimern in der neuen Saison endlich Ehrgeiz und Einstellung wieder stimmen, könnte der Binger Klub nach seinem dramatischen Niedergang endlich wieder positive Schlagzeilen schreiben.


INFOKASTEN

- An der Dietersheimer Offensive lag der Abstieg definitiv nicht. Immerhin 67 Tore erzielte die Spvgg - und damit deutlich mehr als die Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt.

- Allerdings verlor das Team 18 von 30 Saisonspielen - zu wenig für den Ligaverbleib.

Aufrufe: 017.6.2015, 12:00 Uhr
Andreas RiechertAutor