2024-05-02T16:12:49.858Z

Kommentar
Der ehemalige Spieler und Trainer Didi Wedegärtner ist als NW-Kolumnist im Einsatz.
Der ehemalige Spieler und Trainer Didi Wedegärtner ist als NW-Kolumnist im Einsatz.

"Die Werte mit den Füßen getreten?"

Kommentar: Didi Wedegärtner über das Saisonfinale in der Paderborner Kreisliga A2

47 Jahre lang sorgte Didi Wedegärtner als Spieler und Trainer auf den Sportplätzen der Region für Furore. Nun ist er in Fußball-Rente. Für die Neue Westfälische sinniert der Bürener in seiner Kolumne „Didis falscher Einwurf“ über die schönste Nebensache der Welt – und darüber hinaus auch über diverse andere Sportarten. Seinen neuesten Beitrag, der sich mit dem Saisonfinale in der Paderborner Kreisliga A2 beschäftigt, gibt es an dieser Stelle auch auf FuPa.

"Sobald es im Sport um Ethik und Moral geht, kann man kaum etwas wirklich richtig machen: Man gibt den Buh- oder den Ehrenmann, den Verharmloser oder den Zeigefingerhochhalter und muss sich fragen (lassen), ob man sich selbst denn immer vorbildlich verhält. Ist man noch den Betroffenen gleichermaßen verbunden, wird es doppelt schwer. Dennoch einige Anmerkungen, die Sie, liebe Leser, auch für vollkommen falsch halten dürfen.
Der SV Brenken trat wegen des tragischen Todes eines seiner Spieler nicht zum letzten Saisonspiel an, weshalb die FSV Bad Wünnenberg/Leiberg mit dem eigenen Sieg Meister der Kreisliga A2 wurde. Ob die FSV ebenfalls hätte absagen und damit ein Entscheidungsspiel zwischen beiden Teams herstellen sollen, wird im Fußballkreis heiß diskutiert. Der allgemeine Tenor weist in diese Richtung – sagen wir es offen: Über die FSV brach in den sozialen Medien ein Unwetter herein.

Brenkens Enttäuschung ist nachvollziehbar

Für seine Absage verdient der SV Brenken höchsten Respekt. Den haben ihm auch viele bekundet, die folglich allesamt wissen, dass dies keine leichte Entscheidung war. Aber ist es dann im Umkehrschluss verwerflich, dass die FSV eine andere getroffen hat? Augenscheinlich ja, denn für fast alle ist der SVB der wahre Meister. Dass man in Brenken tief enttäuscht ist, steht außer Frage und ist höchst nachvollziehbar. Doch macht man es sich als Unbeteiligter nicht etwas zu leicht, den Stab über die FSV zu brechen? Ganz sicher hat man dort in den Stunden vor dem Anpfiff intensiv diskutiert. Vielleicht gab es auch Stimmen für eine Absage. Doch man hat sich letztlich entschieden, das eigene Spiel stattfinden zu lassen. Welche Argumente sie dazu bewogen, wissen wir nicht. Ganz nebenbei: Das Spiel gegen Steinhausen hätten sie auch verlieren können.

Unglückliche Entscheidungen werden im Sport ständig getroffen

Irgendwann nach dem Donnerstagabend hat der zutiefst schockierte SV Brenken über einen Nichtantritt und dessen mögliche Konsequenzen beraten. Ist es nicht denkbar, dass dort auch jemand GEGEN eine Absage war? Seine letztlich wohlüberlegte Entscheidung hat der Verein dann am Samstagnachmittag kommuniziert, also etwa 40 Stunden nach dem Eintreffen der Todesnachricht. Das ist auch vollkommen in Ordnung, musste man sich doch erst einmal sammeln. Damit wurde jedoch das Zeitfenster für die FSV immer kleiner, um selbst zu einer ebenfalls wohlüberlegten Entscheidung zu kommen. Und das wiederum kann man weder der FSV noch dem SVB anlasten. Bevor mich hier jemand falsch versteht: Ich hätte ebenfalls verzichtet, doch war ich mir darüber noch nicht sofort klar.
Unglückliche Entscheidungen werden im Sport ständig getroffen, aber in diesem Fall macht sie besonders betroffen. In Wünnenberg-Leiberg, wo man sich ansonsten vorbildlich für unsere gesellschaftlichen Werte engagiert, fühlt sich keiner wohl mit der Art und Weise, wie dieser Titel gewonnen wurde. Dass sie sich aber auch darüber freuen, sollte man ihnen nicht vorwerfen, denn sie haben ihn genauso verdient wie die gleich starken Brenkener.
In diesem Sinne: Ich wünsche Ihnen ein schönes Spiel und der FSV viel Erfolg in der Relegation!"


Aufrufe: 029.5.2018, 09:00 Uhr
Didi WedegärtnerAutor