2024-04-29T14:34:45.518Z

Interview

»Die jungen Wilden« der TG Hörste schaffen den Aufstieg!

Mit nur einem Altersdurchschnitt von 24, stand die TG Hörste am Ende der Saison auf dem ersten Tabellenplatz in der Kreisliga C4 Bielefeld. Wir haben mit dem Coach Sebastian Nunnenkamp über die vergangene Saison, seine junge Mannschaft und die von allen Seiten unerwartete Meisterschaft gesprochen.

In der C-Liga Bielefeld Staffel 4 jubelte die TG Hörste. Die »Rothosen« kassierten in der ganzen Saison nur eine Niederlage und holten verdientermaßen die Meisterschaft vor dem SC Peckeloh III und das alles ohne Reservemannschaft und Jugendabteilung. Unser Redakteur Jan-Philipp Kaul hat mit dem Meistertrainer Sebastian Nunnenkamp telefoniert und mit ihm über seine Herausforderung mit einem jungen Team, die vergangene Spielzeit und die Aufstiegsfeier gesprochen und darüber philosophiert, warum keiner aus dem Umfeld mit dieser überragenden Saison gerechnet hatte.

FuPa Ostwestfalen: Hallo Sebastian, was für ein Durchmarsch in der Kreisliga C4 Bielefeld mit nur einer Niederlage – Erzähl ein bisschen was zur vergangenen Saison…

Sebastian Nunnenkamp: Hey! Also, ich glaube von vorne rein war das nicht ganz so absehbar. Im Sommer sind mein Co-Trainer Tim Schöning und ich neu dazugekommen. Vorher waren wir bei Halle Jugendtrainer und hatten dementsprechend Kontakt zu den jungen Leuten. Uns wurde von Hörste angeboten diese Aufgabe zu übernehmen. Allerdings haben viele Ü32 Spieler aufgehört in Hörste, weil sie sich um die Familie kümmern oder einfach nicht mehr spielen wollten. Wir wollten daraufhin ein junges Team aufbauen, mit alten Weggefährten, aus dem 96-, 97- und 98er Jahrgang. Die haben nirgendwo gespielt, das letzte Mal in der A-Jugend und die hatten Lust auf das Abenteuer. Das waren wirklich so 14-15 neue Leute und dadurch war der Altersdurchschnitt auch so zwischen 22-23. Das einzige Problem war vielleicht die Unerfahrenheit. Wenn da beispielsweise gestandene Seniorenspieler auf dem Platz stehen, ist das schon was anderes. Da mussten wir uns erstmal dran gewöhnen. Da gab’s Schwierigkeiten mit der körperlichen Präsenz auf dem Platz. Die Saison verlief aber echt ganz gut. Gleich im ersten Spiel haben wir gegen den haushohen Favorit SC Peckeloh III noch das 1:1-Unentschieden geholt. Das gab schon einen ganz großen Aufschwung. Auch als wir andere Gegner im Anschluss schlagen konnten. Das war ein positiver Effekt für die gesamte Saison. Wir hatten einen relativ kleinen Kader mit 23 oder 24 Leuten, die wir fest eingesetzt haben, mit nur einem Torwart. Die haben alle wirklich gut zur Stange gehalten und es gab wenig Verletzte. Es hat wirklich alles gut geklappt und es war auch viel Glück dabei. Wir sind alle wirklich positiv durch die Saison gegangen, alle haben durchgezogen und sich auch regelmäßig gepusht. Am Ende ging dann auch mal die Luft aus, das ist aber normal, weil die Spieler in der A-Jugend 16 Spiele im Normalfall haben - hier waren es 32 Spieltage. Im Großen und Ganzen sind wir von der Leistung her verdient aufgestiegen.


FUPAOWL: Sind denn noch „alte“ Spieler bei Hörste geblieben?

Nunnenkamp: Ja, also fünf oder sechs Leute waren schon noch da aus dem alten Kader. Zwei oder drei haben sich verabschiedet. Viele Jugendspieler sind aber wirklich auch direkt zu Stammspielern avanciert. Unser Innenverteidiger Jonas Reckmann wurde beispielsweise mit 19 Jahren zum Kapitän gewählt.


Das ist stark! Wann habt ihr erfahren, dass ihr Meister geworden seid?

Das war gegen den TuS Hoberge. Wir hatten es in der eigenen Hand, das wussten die meisten Jungs aber noch gar nicht. SC Halle hatte nämlich gegen uns einen Spieler eingesetzt, der gar nicht spielberechtigt war, also wurde das Spiel für uns gewertet. Nach dem Schlusspfiff und unserem Sieg gegen Hoberge, sind alle ausgerastet und haben gefeiert. Wir wollten das vorher extra nicht sagen, damit alle Gas geben. Das war für alle 'ne richtig dicke Überraschung.


… und daraufhin habt ihr in Hoberge erst noch gefeiert?

Genau, wir waren erst noch eine Stunde dort. Wir haben vorher schon ein bisschen was vorbereitet und ein paar Kisten Bier und Grillsachen besorgt. Nach dem Spiel sind wir kurz nachhause, dann zum Platz und haben da noch den Abend ausklingen lassen - als frisch gebackener Meister. Bis kurz vor zwölf saßen wir noch ungefähr zusammen. Weil es so spontan war mussten ja auch alle am nächsten Tag arbeiten, zur Schule oder zur Uni, deswegen ging es nicht ganz so lange. Das haben wir dementsprechend aber am letzten Spieltag nachgeholt. Wir haben 'ne kleine Anlage aufgebaut, wo der Stadionsprecher immer die Namen durchgesagt hat, mit Aufstellung und so weiter. Also ein bisschen Trara für die Jungs. Anschließend gab's noch Sektflaschen und wir haben den Abend einfach richtig genossen zusammen. Es war sehr feucht fröhlich (lacht).

Dicke Überraschung: Das Meisterschaftsshirt der TG unterstreicht den Aufstiegswillen der Nunnenkamp-Elf
Dicke Überraschung: Das Meisterschaftsshirt der TG unterstreicht den Aufstiegswillen der Nunnenkamp-Elf – Foto: Privat


Wie waren denn die Reaktionen aus dem Umfeld? Da hat doch bestimmt niemand vorher mit gerechnet mit so einem jungen Team oder?

Die Überraschung war sehr groß. Auch aus dem älteren Bereich. Die Leute kannten die Jungs gar nicht und hatten die Jugend auch nicht aufm Schirm. Hörste hat keine A-Jugend, wir kannten die Leute aber aus Halle und wussten halt was die können - auch taktisch - da fehlt nur die Fitness und Erfahrung. Wir mussten ja ein komplett neues Team aufbauen. Dass es so steil nach oben ging, hat wirklich alle gefreut. Wir haben auch einfach gesagt, genießt den Moment und haben wenig Druck gemacht. Es hätte ja auch passieren können, dass es einen Einbruch gibt und die Jungs die Leistung nicht konstant halten können. Damit mussten wir auch rechnen. Das ist jedoch nicht wirklich passiert. Klar, gab es auch mal Phasen wo wir geschwächelt haben, aber da haben wir trotzdem die Punkte geholt und alles ist gut gegangen.


Was sind eure Ziele für die neue Saison in der B-Liga?

Ich glaube, wir haben einen sehr starken Kader, der auch für die B-Liga reicht. Ich denke zwar nicht, dass wir oben mitspielen aber der Klassenerhalt ist das klare Ziel. Wir wollen nicht absteigen. Punktuell haben wir uns verstärkt mit einem guten Transfer. Chris Huerkamp kommt zu uns vom TuS Solbad Ravensberg. Wir hatten keinen richtigen Mittelstürmer, der fehlte uns. Jetzt haben wir einen richtigen Angreifer und da erhoffen wir uns noch mehr Präsenz im Sturm. Chris hat eine gute körperliche Präsenz und ist stark im Kopfballspiel, der wird uns in der einen oder anderen Situation weiterbringen. Ansonsten ist die klare Zielsetzung nicht abzusteigen!


Vielen Dank, Sebastian!

Gerne!


FuPa Ostwestfalen wünscht der TG Hörste viel Erfolg in der kommenden B-Liga Saison!

Aufrufe: 026.6.2019, 13:30 Uhr
Jan-Philipp Kaul / FuPaAutor