2024-05-02T16:12:49.858Z

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Fabian Spies von den Dürener Sportfreunde konnte sich im Angriff nicht gegen die beiden Voreifeler Kicker durchsetzen. Die schafften den Klassenerhalt in der Bezirksliga auch, weil sie gegen die Ostdürener punkteten.
Fabian Spies von den Dürener Sportfreunde konnte sich im Angriff nicht gegen die beiden Voreifeler Kicker durchsetzen. Die schafften den Klassenerhalt in der Bezirksliga auch, weil sie gegen die Ostdürener punkteten. – Foto: HERBERT HAEMING
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Die Dramatik der letzten Spielminuten

Für Bastian Neumann, Trainer des VfVuJ Winden, gibt es keine Erklärung. Drei Vereine, eine Bilanz

Mit dem Schlusspfiff ging Bastian Neumann ein Gedanke durch den Kopf. Der Trainer des Fußball-Bezirksligisten VfVuJ Winden erinnerte sich an das Champions League-Finale 1999: Bis in die Nachspielzeit sahen die Münchner Bayern damals wie der Sieger aus, dann verspielten sie innerhalb weniger Sekunden die 1:0-Führung, verloren noch 1:2. Nicht die Bayern jubelten, sondern die Kicker von Manchester United.

Ähnlich verlief die Bezirksliga-Partie am Sonntag im Windener Rurstadion: Als der Schiedsrichter die zweiminütige Nachspielzeit anzeigte, führten die Gastgeber im Abstiegskrimi 2:0, waren sie gerettet, Gegner SG Voreifel aus der Bezirksliga, Staffel 3 abgestiegen. Minuten später aber hatten die Fußballer von Trainer Guido Hau den Ausgleich erzielt und damit den Punkt gewonnen, der ihnen zur Rettung reichte und Winden in die Kreisliga A zwang.

„Für das, was in den Schlussminuten passiert ist, gibt es keine Erklärung“, war Neumann noch Tage nach dem bitteren Ende der Spielzeit 18/19 fassungslos. „Selbst nach dem Anschlusstreffer haben die Voreifeler nicht gejubelt, weil sie nach unserem zweiten Treffer nicht mehr an den Klassenerhalt geglaubt haben“, sagte der Mann, dessen letztes Spiel als Trainer Windens die Partie gegen die SG war. 17 Zähler aus den sieben Spielen bis zum Finale hatten die Gastgeber erkämpft, hatten einen Sieben-Punkterückstand auf den rettenden Platz so minimiert, dass sie aus eigener Kraft noch das Wunder schaffen konnten. „Auf diese Leistung können wir stolz sein, das hätte kaum ein anderes Team erreicht“, sagte Neumann. „Wir haben uns das Endspiel arbeitet, aber wir sind nicht in diesem Finale abgestiegen“, fuhrt er fort, „sondern wegen der ersten 23 Begegnungen.“ Doch in Erinnerung bleiben die überwältigenden Emotionen nach den beiden Treffern, als sich Jubeltrauben auf und neben dem Platz bildeten – und eben der Schock nach Ausgleich und Abstieg. „Das wird in den Köpfen drinstecken, wenn die Spieler sich zur Vorbereitung auf die neue Saison treffen“, glaubt Neumann. Doch mit dieser Situation wird sich der bisherige Co-Trainer Marius Schinke, sein Nachfolger, auseinandersetzen müssen.

„Ja, schon nach dem Windener Führungstreffer haben wir nicht mehr an uns geglaubt, nach dem 2:0 für die Gastgeber erst recht nicht mehr“, gestand Guido Hau, der Trainer der SG Voreifel. In einer Partie, in der sich kein Team einen Fehler erlauben wollte, der zu einem Gegentor führen konnte, mussten die Gäste vor der imposanten Kulisse von rund 500 Zuschauern („Ein Drittel der Fans waren unsere.“) in der Schlussphase mit einem dreifachen Handicap fertig werden: Ihr schnellster Stürmer Luca Ohrem verletzte sich, als er allein vor Windens Torwart an Marvin Zimmer scheiterte. Und Voreifels Sechser Michael Lemanczyk und Alexander Goergens musste der Trainer ebenfalls auswechseln. So ging, als Winden mehr riskierte, die Ordnung in den Reihen des Neulings etwas verloren. Folge war Windens Treffer Nummer eins. „Der war ein Schock, zumal wir ja von außen nicht mehr eingreifen konnten“, befand Guido Hau.

Doch dann zeigte der Schiedsrichter die Nachspielzeit an, Voreifel verkürzte auf 1:2, aber der große Jubel über den Anschlusstreffer blieb aus. „Und trotzdem waren wir nun in der psychologisch besseren Situation“, meinte Hau. Denn: „Wir wussten: Uns fehlt noch ein Treffer zum Klassenerhalt. Winden aber wusste: Beim Ausgleich sind wir abgestiegen.“ Und so schmiss Voreifel alles nach vorn. Ihr Keeper Luca Spilles verlängerte in Windens Strafraum einen Einwurf mit dem Kopf auf Sven Bernards. 2:2, Klassenerhalt.

Doch bei aller Freude über die Rettung in letzter Minute ärgerte sich Guido Hau ein wenig darüber, dass seine Mannschaft sich eigentlich unnötig in diese Abstiegssituation gebracht hatte: „Wir haben zwar gegen die Aufsteiger Sportfreunde Düren und SW Düren gepunktet, aber wir haben in den direkten Duellen mit den anderen Kellerkindern zu viele Zähler liegen lassen.“ Will heißen: Gegen Schlusslicht SSV Lommersum verlor die SG beide Partien. Ebenso gingen die Spiele gegen BW Kerpen verloren. Und gegen den SSV Weilerswist gaben die Voreifeler drei Punkte ab. „In der kommenden Saison müssen wir in solchen Partien fokussierter auftreten“, forderte Hau. Denn er weiß: Angesichts der finanziellen Möglichkeiten in der Voreifel wird es auch im zweiten Bezirksligajahr nur um den Klassenerhalt gehen.

Für Schwarz-Weiß Huchem-Stammeln dauerte das Abenteuer Bezirksliga nur ein Jahr. Mit 28 Zählern reichte es nur zum vorletzten Rang in der Bezirksliga, Staffel 4. „Da der Aufstieg im vergangenen Jahr am letzten Saisonspieltag sehr überraschend kam, waren wir gezwungen, mit dem Aufstiegskader auch die Saison zu bestreiten“, sagte Sayit Balaban, der zweite Vorsitzende des Vereins. So gab es nicht mehr viele Möglichkeiten, auf dem Transfermarkt aktiv zu werden. Über die ganze Spielzeit ereilte Huchem-Stammeln ein großes Verletzungspech. Kapitän Johannes Müller spielte kaum, Goalgetter Stefan von Ameln fehlte zeitweise und auch Keeper Kevin Hanrath verletzte sich zweifach an der Hand, um nur einige Ausfälle aufzuzählen.

Ein weiterer Knackpunkt waren die Undiszipliniertheiten des Teams. Mit 81 gelben Karten und neun Platzverweisen liegen sie in der Fair-Play-Tabelle auf dem vorletzten Rang.

„Wir haben auch in einigen Spielen etwas Pech gehabt. Das passiert eben, wenn man unten drin steht“, berichtete Balaban von unglücklichen Niederlagen. Zu keiner Phase kam die Mannschaft in einen Lauf. Auch der erhoffte Trainerwechsel im letzten Drittel der Saison von Manuel Ortiz Gonzalez auf Christoph Szulinski holte die Mannschaft nicht aus der Lethargie. Immerhin bleibt der Stamm der Mannschaft erhalten, auch wenn mit Kevin Hanrath der Schlussmann den Verein verlässt. Viele junge Spieler kommen neu hinzu, sodass der Mannschaft unter ihrem neuen Coach Kalle Kunkel (zuvor beim FC Golzheim) durchaus eine gute Rolle in der Kreisliga A zuzutrauen ist.

Aufrufe: 023.6.2019, 12:00 Uhr
Sebatian Adriany und Franz Sistemich | AZ/ANAutor