2024-05-29T06:38:12.186Z

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Am Ende stand ein 3:1-Erfolg im Duell der Club-Mädels (rot) mit Eintracht Frankfurt. F: Michael Matejka
Am Ende stand ein 3:1-Erfolg im Duell der Club-Mädels (rot) mit Eintracht Frankfurt. F: Michael Matejka

Die Club-Mädchen bestätigen ihren Coach

Osman Cankaya hat die B-Juniorinnen des 1. FCN lange gelobt, beim 3:1 gegen Frankfurt bewiesen sie, dass das durchaus richtig war

Wenn Trainer vor oder nach Wett­kämpfen von der Psyche reden, von mentalen Problemen, dreht es sich um den mehr oder weniger großen Ein­fluss von Drucksituationen auf die Leis­tungen ihrer Schützlinge. Osman Can­kaya, verantwortlich für das Bundesli­gateam der B-Juniorinnen des 1. FC Nürnberg Frauen-und Mädchenfuß­ball, macht da keine Ausnahme.

Weil bei nur einem Sieg und drei Unentschieden in den ersten sieben Spielen die Zwischenbilanz nicht den Erwartungen gerecht wurde, war vie­les, was beim 3:1 (0:0) über den Liga-Neuling Eintracht Frankfurt lange Zeit alles andere als locker lief, für ihn „vor allem eine Frage der Psyche“.

Auch der eigenen übrigens, denn die drei Punkte waren das, was man einen Befreiungsschlag nennt, ran­giert der weibliche Clubnachwuchs jetzt doch auf Platz sieben im Zehner­feld mit neun Punkten deutlich vor dem Frankfurter Aufsteiger (9./drei Punkte). Entsprechend groß war der Jubel bei den Teenagern, noch größer war jedoch Cankayas Erleichterung darüber, „dass sich die Mannschaft endlich wieder für ihren Aufwand mit einem Erfolg belohnt hat“. Das nimmt vorerst eine Menge Druck von den Spielerinnen — und vom Trainer: „Denn wie will ich den Mädchen immer wieder glaubhaft erklären, dass alles richtig ist, was sie machen, auch wenn der Erfolg ausbleibt.“

1:1 beim Deutschen Meister

Diesmal blieb der Erfolg nicht aus, damit haben sie unter dem Strich alles richtiggemacht — „auch wenn nicht immer gut“, wie der Trainer ein­räumt. Aber Fehler dürfen sie ma­chen, wird im Nachwuchskonzept der Aus- und Weiterbildung doch Priori­tät eingeräumt. „Wir wollen Fußball spielen“, sagt er, wobei die Betonung auf dem Wort spielen liegt. Möglichst wenige Ballberührungen, schnelles Umschalten und Pressing soll die Geg­ner zu Fehlern zwingen — und dafür wird das Risiko eigener Fehler und Negativerlebnisse in Kauf genommen.

Was gegen mitspielende Mannschaf­ten klappte — beim deutschen Meister Bayern München und beim Spitzenrei­ter VfL Sindelfingen gab es jeweils ein 1:1 und hinterher viel Anerkennung, chancenlos war der Club nur beim 0:3 gegen den FFC Frankfurt —, fiel gegen weniger konstruktive Teams wesent­lich schwerer.

Aktuell auch gegen die Eintracht antworteten die Hessinnen auf die vielen leichten und vor allem zu schnellen Ballverluste der Gastge­berinnen doch oft schmucklos, aber effektiv mit Steilpässen. In Gina Bug­lisi besaßen sie eine schnelle und spie­lerisch starke Angriffsspitze, die ein ständiger Unruheherd für die Club-Abwehr war. Dass sie keinen Flurscha­den anrichtete, lag an der umsichtigen Paula Bittner im Deckungszentrum und einmal auch am ausgebliebenen Elfmeterpfiff nach einem allzu energi­schen Rempler (37.). Gut für die sichtlich angespannten Nerven der Gastgeberinnen, die kurz nach der Halbzeitpause das erste Mal aufatmen konnten, als Pia Weiß das 1:0 (42.) nach präziser Vorarbeit von Alisa Pesteritz erzielte, die noch am Montag in der deutschen U16-Natio­nalmannschaft beim 3:1 in England ihr sechstes Länderspiel bestritten hatte.

Als Rebecca Leinberger ihre technische Veranlagung nicht nur an­deutete, sondern mit dem 2:0 (51.) ge­konnt in ihr viertes Saisontor um­münzte, bewiesen die Gäste jedoch Nehmerqualitäten und Kampfkraft gegen den jetzt spielerisch überlege­nen, aber im Ausnutzen der Chancen nicht konsequenten Club. Die Nerven wurden daher wieder einmal strapaziert bei allen Beteilig­ten nach dem 1:2 durch Alinas Michae­lis (71.) — folgerichtig nach einem Steilangriff. Aber diesmal hielten sie, wurde der Mut zur Offensive durch die erst zehn Minuten vorher einge­wechselte Jasmin Gnan mit dem erlö­senden 3:1 (80.) belohnt, die lange Nachspielzeit wegen der Verletzung einer Frankfurterin, die ins Kranken­haus gebracht werden musste, wurde problemlos überstanden.

Ein glücklicher Geburtstagsgruß

Happy waren sie danach, auf dem Spielfeld und auf der Auswechsel­bank — und entsprechend freudig klang wenige Minuten später das gemeinsame „Happy-Birthday“-Ständchen zum 50. Geburtstag von Nachwuchsleiter Jürgen Raumer, des­sen Geschenkwunsch, ein Sieg na­türlich, prompt erfüllt worden war. Nur mitgesungen hat diesmal Aida Kardovic, die nach den Wechselquere­len mit der SpVgg Mögeldorf bisher nicht eingesetzt werden durfte.

Erst­mals dabei in der Bundesliga ist die talentierte, erst 14 Jahre junge Offen­sivspielerin — „endlich, denn die War­terei war für mich alles andere als schön“ — am Samstag beim SC Frei­burg zum Abschluss der Vorrunde. „Ein Gegner mit sehr viel Offensiv­kraft“, lautet Trainer Cankayas Ein­schätzung des Tabellendritten. Da passt es ihm natürlich ins Konzept, dass er mit Kardovic eine Alternative mehr zur Verfügung hat. Denn eine Überraschung traut er seiner Mann­schaft durchaus zu, „müssen wir uns spielerisch vor keinem Gegner verste­cken.“ Und die Psyche stimmt nach dem jüngsten Erfolg vielleicht auch.

Aufrufe: 018.11.2014, 10:23 Uhr
Wieland PeterAutor