2024-05-16T14:13:28.083Z

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Mit Trophäe und Turban: Pokalheld Bernd Trautmann beim Neuwirt in Niederding. 
Mit Trophäe und Turban: Pokalheld Bernd Trautmann beim Neuwirt in Niederding.  – Foto: privat

DFB-Pokal: Erdinger Elferdramen, Heldenspiele, Auswanderer

DAS SPORTGEFLÜSTER

Die Profis Andreas Voglsammer und Vitus Eicher Ex-Kicker erzählen von ihren Pokalerlebnissen. Beide kommen aus dem Landkreis Erding.

Mit dem DFB-Pokal startet dieses Wochenende die Saison der Fußballprofis. Andreas Voglsammer wird jedoch nicht dabei sein. Kaum von seinem Mittelfußbruch genesen, hat sich der 28-jährige Dorfener einen Haarriss zugezogen. Aber der Stürmer von Arminia Bielefeld arbeitet bereits an seinem Comeback: „Die Reha läuft gut. Ich bin voll im Plan“, sagt er.

Das Pokalspiel gegen Rot-Weiß Essen wird er allerdings verpassen. Voglsammer hofft, dass es seine Kollegen nicht ganz so spannend machen wie vor vier Jahren, als die Arminen gegen Essen erst im Elfmeterschießen 5:4 gewannen. Auch vergangenes Jahr musste Bielefeld ins Elferschießen – gegen den FC Astoria Walldorf, Zehntplatzierter der Regionalliga. Voglsammer gehörte zu den erfolgreichen Schützen und half mit, die Blamage zu vermeiden.

Andererseits war er auch noch nie an einer Pokalsensation beteiligt, obwohl er einst für Haching im Pokal gegen den 1. FC Köln traf. Aber der Bundesligist war zuvor schon zweimal erfolgreich, und nichts wurde es mit „Wunderhaching“. Das galt auch für die Aufholjagd der Arminia gegen Schalke 04. Der damalige Zweitligist war nach 0:3 noch auf 2:3 herangekommen, dann rettete ein Schalker auf der Torlinie, Voglsammer traf nur den Pfosten.

Etwas zwiespältig sind auch die Erinnerungen von Vitus Eicher. Der Torwart aus Langengeisling ist beim 1. FC Heidenheim die Nummer 2 hinter Kevin Müller. Im Pokalspiel bei Werder Bremen durfte er endlich mal in den Kasten, und dann spielten seine Vorderleute die wohl schlechteste Anfangsviertelstunde der Heidenheimer Pokalgeschichte. Nach 18 Minuten lagen die Schwaben 0:3 hinten – Endstand 1:4. Aber das Team kann auch anders, kegelte Bayer Leverkusen raus und brachte den FC Bayern beim legendären 4:5 (und das war kein Elfmeterschießen) an den Rand einer Niederlage. Ein Sieg in der Allianz Arena, das hätte dem Ex-Löwen natürlich gefallen.

Sein Vater Manfred stand übrigens im Kasten in einem Pokalspiel gegen den TSV 1860. Mitte der 1980er spielte der FC Langengeisling gegen den damaligen Bayernligisten. Mit einem Konter (!) ging Sechzig in Führung. Und dann gab es Elfmeter für die Geislinger. Günter Neef, der damalige Schütze, erinnert sich an seine drei Gedanken: „Super, wir kriegen einen Elfmeter!“ Dann: „Ohje, keiner holt den Ball, niemand drängt sich auf, zu schießen.“ Und schließlich: „Mist, den Ball werden s’ nimmer finden.“ Er hatte so geschossen wie Uli Hoeneß 1976 in Belgrad. Der FCL verlor 0:1. 1200 Zuschauer hatten das Spiel damals gesehen.

Über 2000 waren es vor zwei Jahren, beim 0:9 der Fußballfrauen des FC Forstern gegen den VfL Wolfsburg. Der zigfachen Deutsche Meister und Pokalsieger zu Gast in Forstern – das hätten sich die Honoratioren in den 1970ern nicht zu träumen gewagt, als die Frauenabteilung gegründet wurde. Auch nicht deren erster Trainer Sepp Walke, der schnell das Handtuch warf. Über ihn ist in der Vereinschronik zu lesen: „Er ist gleich bis nach Australien ausgewandert.“

Schließen wollen wir mit der größten Pokalgeschichte aller Zeiten. Bernd Trautmann spielte 1956 das Finale des FA-Cups im Wembley-Stadion mit gebrochenem Halswirbel. Was das mit Erding zu tun hat? Nach gewonnenem Endspiel erholte er sich ein paar Tage beim Neuwirt in Niederding. Er hatte den Pokal dabei – und seinen mächtigen Kopfverband, der eigentlich noch viel berühmter sein sollte als der legendäre Dieter-Hoeneß-Turban von 1982. (DIETER PRIGLMEIR)

Aufrufe: 014.9.2020, 09:07 Uhr
Erdinger Anzeiger / Dieter PriglmeirAutor